Mülheim. Die Volxbühne beschäftigt sich in dem Stück „jeder : jederzeit“ mit der Fremdheit gegenüber uns selbst. Die Uraufführung ist am 23. Januar.
Die neue Produktion der Volxbühne packt ein Thema an, das uns alle einmal im Leben berührt: die Vergänglichkeit. „Wir nehmen die Zuschauer mit auf eine Reise zum Ursprung unserer Melancholien“, beschreibt es Regisseur Jörg Fürst. Zusammen mit seinem Ensemble aus 17 Profi- und Laien-Schauspielern entwickelte er das Stück „jeder : jederzeit“, das am 23. Januar an der Adolphstraße Premiere feiert.
Reise zum Ursprung unserer Melancholien
Poetisch, literarisch und musikalisch soll der Abend werden. Der Titel „jeder : jederzeit“ suggeriere bereits, um was es im Kern geht: Das Alter, die Vergänglichkeit – irgendwann trifft es jeden. Im Vorfeld interviewte der Regisseur die Darsteller, stellte ihnen Fragen zum Thema Alter und ihren persönlichen Empfindungen und Erfahrungen dazu. Entstanden sind Texte mit sehr unterschiedlichen und persönlichen Inhalten, die einfließen in das Stück. So findet jeder Zuschauer Anknüpfungspunkte an seine eigene Geschichte.
Auch Zitate der Weltliteratur bilden Elemente, etwa aus Dantes „Göttlicher Komödie“. „Wir wollen dem Zuschauern die Zeit geben, sich mit sich selbst zu beschäftigen.“ Die Live-Musik dazu liefern der Mülheimer Ruhrpreisträger Peter Eisold und die chilenische Posaunistin Pia Miranda. Schlagzeug, Posaune, Elektronik und Gesang begleiten das Stück.
Es ist der dritte Teil der „4.0-Trilogie“, die sich bereits mit den Themen Heimat und Fremde befasste. „Der dritte Teil wirft nun einen Blick auf uns“, sagt der Kölner Regisseur, der seit 2013 mit der am Theater an der Ruhr angesiedelten Volxbühne zusammenarbeitet. Seitdem hat sich die Bühne stetig weiter entwickelt: Weg vom reinen Seniorentheater, hin zur Bürgerbühne, die bewusst auf eine gemischte Truppe setzt, Menschen jedes Alters mit einbezieht.„Das Ensemble bildet einen Querschnitt der Gesellschaft.“
Austausch der Generationen
„Jeder : jederzeit“ ist die wohl umfangreichste und aufwendigste Produktion des Jahres – aber nur eines von vielen verschiedenen Projekten der Volxbühne. 130 Aufführungen im Jahr spielen mittlerweile in dem Haus mitten in einem Wohngebiet an der Adolphstraße 89a. „Am Anfang haben wir vor 15, 20 Leuten gespielt. Heute ist es oft vor ausverkauftem Haus mit bis zu 70 Zuschauern“, sagt Jörg Fürst.
Ausstellung zur Premiere
Die Uraufführung findet am Donnerstag, 23. Januar, um 19.30 Uhr im Theater an der Adolphstraße 89a statt. Weitere Aufführungen: 24./25. Januar, 19.30 Uhr sowie 20./21. März, 19.30 Uhr und 22. März, 16 Uhr. Karten kosten 12 Euro, ermäßigt 8 Euro.
Parallel zur Premiere werden unter dem Titel „Berührte Landschaften“ im Foyer Bilder des Fotografen Udo Kreikenbohm zu sehen sein.
Die offenen Workshops der Volxbühne finden ab 5. Februar jeden Mittwoch von 15.30 - 17.30 Uhr statt - jeder zwischen 13 und 75 Jahren darf dabei reinschnuppern. Weitere Infos unter www.volxbuehne.de/
Die Darsteller sind einerseits Profis seines Kölner Atonal-Theaters und Mülheimer Bürger, die zwischen 13 und 80 Jahre alt sind, Handicaps oder Migrationshintergrund haben. Ein solches Projekt gebe es deutschlandweit nur acht Mal, sagt Fürst stolz. Er stellt klar: „Wir haben einen hohen Anspruch – die Bürger machen unter professioneller Aufsicht Theater.“ Die Darsteller finden über die Workshops zur Volxbühne. Darunter etwa eine dreizehnjährige Schülerin, ein 80-jähriger Senior oder ein syrischer Tänzer. „Hier treffen sich Menschen, die sich sonst nicht begegnen würden“, sagt Fürst. Eben das sei das Ziel: „Ein Austausch der Generationen.“