Mülheim. . Der Musiker Peter Eisold erhält den 117. Ruhrpreis für seine interdisziplinäre Arbeit. Sven Piayda wird mit dem Förderpreis ausgezeichnet.
- Stadt würdigt die Mülheimer Preisträger für ihre künstlerischen Arbeiten
- Laudator beschreibt Peter Eisold als „grundsoliden Drummer“ mit „ungebremster Fantasie“
- Sven Piayda appelliert in Dankesrede, „die Kultur gemeinsam zu schützen“
Der 117. Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft geht in diesem Jahr an Klangkünstler Peter Eisold und den bildenden Künstler Sven Piayda. In der Sparkasse am Berliner Platz nahmen die beiden Mülheimer die höchste kulturelle Auszeichnung der Stadt am Sonntag entgegen.
Ein gemeinsamer Preis für Kunst und Wissenschaft scheint zunächst gegensätzlich zu sein. Doch haben die beiden Disziplinen mehr gemeinsam als man meint: „Sie eint das ergebnisoffene Experiment“, sagt Oberbürgermeister Ulrich Scholten in seiner Ansprache in der Kundenhalle der Sparkasse. Diese fördert den mit 3000 und 2500 Euro dotierten Ruhrpreis bereits seit vielen Jahren. „Beide Disziplinen verkörpern den Fortschritt und eröffnen neue Horizonte“, so der OB, der den Preis als „Kulturbotschafter“ versteht.
Eine feste Größe in der Mülheimer Kulturlandschaft ist Peter Eisold schon lange. Der Musiker, Komponist und Projektentwickler hat seine musikalischen Wurzeln im Jazz. Bekannt ist er für seine interdisziplinären Projekte, die Medienperformances und Klanglaboratorien, die Werkstatt- und Lautsprecherkonzerte. Laudator und Künstlerkollege Frank Niehusmann beschreibt ihn als „grundsoliden Drummer“, der bekannt ist für „präzises Timing und virtuosen Swing“. Seine „ungebremste Fantasie“ zeichne ihn aus, genau wie seinen Mut zur „technischen und künstlerischen Grenzüberschreitung“. Und so fragt sich der Laudator am Ende seiner Rede nur noch eines: „Wann wird man Peter Eisold wieder live in Mülheim erleben?“ Die Frage beantwortet dieser zwar nicht in seiner Dankesrede, zeigt den Zuschauern dafür aber Ausschnitte seiner Arbeit auf der Leinwand. Die Aufnahmen sind im Sommer bei einem Sound- und Videofestival in Berlin entstanden, die Sequenzen zeigen Menschen im Park auf der Wiese, die Klanginstallationen lauschen.
Bilder werfen Fragen auf
Ausschnitte aus seinem Werk zeigt auch Sven Piayda, der den Förderpreis erhält. Eine Autokarosserie fliegt da mitten durch eine Waldlandschaft, eine schwebende Duracell-Batterie klappt auf und zu. „Seine Bilder werfen Fragen auf“, beschreibt Laudatorin Dr. Christine Vogt, Direktorin der Oberhausener Ludwiggalerie, in ihrer Ansprache. In einer Welt der zunehmenden Bilderfluten stelle sich Piayda der Frage: Was ist die Wahrheit? Wie glaubwürdig sind die Dinge auf diesen tausenden Bildern, die wir täglich betrachten? In seinen Arbeiten kombiniert er Fotografien mit Video- und Soundmontagen, lotet Grenzen des Technischen und Bildlichen aus. „Solche Arbeiten sind wichtig, um uns bildlichen Analphabeten diese Irritationen vor Augen zu führen“, so Christine Vogt.
Sven Piayda nutzt die Gelegenheit, um Persönliches loszuwerden: „Ich danke meinem Vater, dass er mich an die Fotografie heranführte und meiner Mutter, dass sie das, was ich damit anstellte, ausgehalten hat“, sagt er, um ebenso darauf hinzuweisen, wie viele „tolle Künstler“ es in Mülheim gebe und es daher umso wichtiger sei, die Kultur gemeinsam zu schützen. „Auch wenn das Geld kostet“.
>>Gremium entscheidet über Vergabe
Seit 1962 verleiht die Stadt Mülheim einmal im Jahr den Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft als Förderung an hervorragend Begabte. Ein Gremium mit externen Fachberatern legt dem Kulturausschuss eine Empfehlung für die Vergabe vor.
Zu bekannten Ruhrpreisträgern zählen etwa Christoph Schlingensief, Helge Schneider, Rainer Komers oder Jörg Juretzka. Infos: www.muelheim-ruhr.de.