Mülheim. Maßgefertigte Autositze, Boxspringbetten für Hunde - solche Dinge führt Dogstyler. In Mülheim gibt es einen Markt dafür, glaubt der Inhaber.

Häufig ist es die Weihnachtszeit, in der gediegene Dinge gekauft werden. Im Dogstyler-Store an der Weseler Straße spürt man diese Saison weniger. Hier laufen die Geschäfte das ganze Jahr über recht gleichmäßig, sagt Geschäftsführer Michael Heikamp. Exklusive Ausstattung für den Hund ist offenbar immer gefragt.

Geschäftsleute wollen die Stellung halten

Direkt neben dem „Dogstyler“-Store hat vor wenigen Wochen der Real-Markt geschlossen und mehrere andere Leerstände ausgelöst. Edeka wird dort einziehen, ein Discounter und ein Drogeriemarkt - aber erst nach einer langen Umbaupause.

Michael Heikamp und eine Reihe weiterer Geschäftsleute wollen an der Weseler Straße auf jeden Fall die Stellung halten. Aber den Verlust an Laufkundschaft spüren sie schon deutlich.

Was dieses Fachgeschäft führt, würde der Inhaber allerdings nicht als „Luxusartikel“ bezeichnen. „Es sind Notwendigkeiten“, meint Heikamp. Denn Dogstyler hat sich einen Namen gemacht mit hochwertigen Autositzen für Vierbeiner, die über weich ausgepolsterte Wände verfügen und den Hund bei Unfällen besonders schützen sollen - im Gegensatz zur schlichten Box. Neben dem Sicherheitsaspekt spielt aber auch die Ästhetik eine wesentliche Rolle.

Autositze gibt es auf Wunsch als Maßanfertigung

So glänzen die Spitzenmodelle mit orthopädischem Boden und „Luxus-Steppung“, auch individuelle Maßanfertigungen sind möglich. Preislich beginnt es hier bei etwa 400 Euro, wer mag, kann auch 1500 Euro ausgeben für den standesgemäßen Transport des felligen Beifahrers. „Wenn ich einen Range Rover habe, mit schwarzer Lederausstattung, dann brauche ich das Gleiche für meinen Hund“ – mit diesem Anspruch kommen einige Kunden in den Laden.

„Ein Hund ist auch nur ein Mensch und bekommt Arthrose“

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Nicht nur unterwegs, auch daheim soll es das Haustier gut haben, auf einem komfortablen Schlafplatz. Bei Dogstyler gibt es schicke Decken schon für knapp 30 Euro, aber auch Designer-Höhlen, die vierstellig zu Buche schlagen, oder Betten mit Boxspringeinlage. Vor allem Hunde, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben, ruhen auf solchen Modellen sicher besser als im spartanischen Korb. „Ein Hund ist auch nur ein Mensch“, sagt Michael Heikamp, halb im Spaß, „wenn er alt wird, bekommt er Arthrose.“ Und wie die Besitzer für sich selber eine gute Matratze anschaffen, so gönnen sie es auch ihrem Hund.

Fachberater Robin Heikamp begrüßt eine Kundin: die knapp 13 Jahre alte Kira samt Begleitung. Die Hunde-Seniorin bekommt ein neues Geschirr in Neonfarben.
Fachberater Robin Heikamp begrüßt eine Kundin: die knapp 13 Jahre alte Kira samt Begleitung. Die Hunde-Seniorin bekommt ein neues Geschirr in Neonfarben. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Auch die Kälteempfindlichkeit verändert sich im Laufe einer Hundelebens, aber kein Problem: Das Fachgeschäft hält Outdoormode in allen Größen bereit, vom Norwegerpullover bis zur Stepp- oder Softshelljacke. Auf Wunsch mit integrierter Beleuchtung, batteriebetrieben, in changierenden Farben. Kann es sein, dass noch in jüngerer Vergangenheit bekleidete Hunde im Straßenbild die Ausnahme waren?

Viele Moderassen frieren leicht

Der Geschäftsmann, bis vor einem Jahr selber Hundebesitzer, widerspricht da nicht. Aber er kennt auch die Gründe, warum dieser Bereich boomt. „Es liegt unter anderem an den Moderassen, die man jetzt hat“, erläutert Michael Heikamp, „Nackthunde oder Rhodesian Ridgebacks. Die besitzen keine Unterwolle, sobald es kälter wird, frieren sie.“ Ebenso frösteln ältere Hunde, vor allem, wenn sie auf dem Spaziergang nass werden. Ein Segen, dass es hochwertige Regenmäntel gibt.

Dies sind keine Gürtel für dünne Menschen, sondern Hundehalsbänder aus gepolstertem Rindsleder, so gefertigt, dass die Schnalle aus Edelstahl den Körper des Tieres nicht berührt. Rund 120 Euro pro Stück.
Dies sind keine Gürtel für dünne Menschen, sondern Hundehalsbänder aus gepolstertem Rindsleder, so gefertigt, dass die Schnalle aus Edelstahl den Körper des Tieres nicht berührt. Rund 120 Euro pro Stück. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Vor zweieinhalb Jahren hat das Geschäft im Mülheimer Hafengebiet eröffnet. Die nächsten Shops befinden sich in Hilden, Köln, Soest. Heikamp hat sich bewusst für diesen Standort entschieden. „Ich bin selber Mülheimer und fühle mich der Stadt sehr verbunden, obwohl ich inzwischen im Raum Kassel lebe.“ Auch von unternehmerischen Erwägungen ließ er sich leiten: „In Mülheim ist Marktpotenzial vorhanden“, glaubt Michael Heikamp. Zumindest in den wohlhabenden Vierteln. Kunden reisen aber auch aus der Eifel an oder aus Holland.

Marktpotenzial in Mülheim vorhanden

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Als Fachberater und Verkäufer steht sein Sohn Robin Heikamp im Laden, den die unterschiedlichsten Hunde und Menschen tagtäglich betreten, in letzter Zeit gehäuft französische Bulldoggen. Sie liegen im Trend. Der junge Mann teilt die Ansicht vieler: „Ein Hund ist ein vollwertiges Familienmitglied. Aber es stört mich, wenn er völlig verhätschelt wird.“ Er denkt da an Vierbeiner, die lächerliche T-Shirts tragen oder gar Tutus. „Hunde werden immer mehr zum Kinderersatz“, sagt Heikamp junior. „Das kann man sehr oft beobachten.“