Mülheim. Theater an der Ruhr muss Konzert des Kurden Mem Ararat umbesetzen, weil die Deutsche Botschaft kein Visum erteilte. Der Fall sorgt für Empörung.

Das Theater an der Ruhr muss kurzfristig ein Konzert seiner Reihe „Klanglandschaften“ ändern. Anstelle des kurdischen Folk-Barden Mem Ararat tritt am 12. Dezember Mehmet Atli mit seiner Gruppe auf. Der Grund: Die Deutsche Botschaft verweigerte zwei kurdischen Musikern aus der Band Ararats die Visa.

Visum-Verweigerung einzigartig in der Geschichte der Mülheimer Konzertreihe

Der Fall ist einzigartig in der 13-jährigen Geschichte der bekannten wie populären Konzertreihe, die das TAR mit dem WDR 3 und dem NRW Kultursekretariat veranstaltet. Bislang haben – so heißt es in einer Stellungnahme des Kultursekretariats – alle Künstler die Erlaubnis zur Einreise nach Deutschland erhalten. Wenn offenbar auch hin und wieder mehrfach nachgefasst werden musste.

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Dennoch beurteilte die Botschaft diesmal die Situation anders und führte einen „mangelnden Nachweis der Verwurzelung“ der beiden Musiker in ihrer Heimat an. Für den Kurator der Reihe, Rolf Hemke, ist diese finale Beurteilung völlig überraschend: „Ich war baff erstaunt. Die finale Verweigerung des Visums ist für mich in diesem Fall – und nach allem, was ich über die Personen weiß – nicht nachvollziehbar. Ich finde das empörend. Offenbar hat man hier ohne besondere Berücksichtigung der Details des Einzelfalls durchentschieden.“

Künstler brachten gewünschte Nachweise bei

Beide Musiker hatten für das nur fünftägige Visum die Nachweise über bestehende Verwandtschaft und Familie wie verlangt beigebracht. Und wiesen auch Grundeigentum in ihrer Heimat nach. Die bereits im September beauftragte Visaagentur sah somit alle Voraussetzungen für die Visaerteilung erfüllt. Auch die förmlichen Einladungen der beiden Theater Pumpenwerk und Theater an der Ruhr lagen den Anträgen bei. Doch selbst die informelle Intervention des örtlichen Goethe-Instituts ergab keine positiven Ergebnisse.

Mem Ararat ist einer der prominenten oppositionellen kurdischen Musiker, der in der jüngeren Vergangenheit verschiedentlich Opfer willkürlicher Auftrittsverbote in seiner kurdischen Heimat war. Spielte seine politische Haltung für die Deutsche Botschaft eine Rolle? „Man muss mit wilden Spekulationen vorsichtig sein“, sagt Kurator Hemke, „aber es ist zu erkennen, dass die Deutsche Botschaft in den vergangenen Jahren restriktiver mit der Vergabe von Visa umgeht. Das hat negative Effekte nicht nur für die Künstler: Der friedliche Kulturaustausch, der dem Abbau von Vorurteilen dient, wird so verhindert. Die Politik der Vergabe sollte daher dringend überprüft werden.“

Musiker Mem Ararat will ohne seine beiden Musiker nicht spielen und ist „bestürzt über die Entscheidung der deutschen Botschaft. Das Leben für kurdische Musiker in der Türkei ist dieser Tage nicht einfach und durch solche allem Anschein nach willkürlichen Entscheidungen wird es noch härter.“

Das Konzert der Reihe Klanglandschaften mit Singer-Songwriter Mehmet Atli und Band beginnt am 12. Dezember um 20 Uhr. Karten ab 23,50 Euro.