Mülheim. Im Museum Temporär zeigen 40 Mülheimer Künstler, welche Wirkung auch kleinformatige Bilder und Objekte haben können.

Kleines muss nicht unscheinbar sein, es kann große Wirkung haben. Das zeigen die über 80 kleinformatigen Arbeiten von Mülheimer Künstlerinnen und Künstlern, die von 23. November bis zum 19. Januar im Museum Temporär zu sehen sind. Die Ausstellung besticht durch eine immense Vielfalt an Themen und Techniken, ein Rundgang ist daher äußerst kurzweilig, eine richtig spannende Sache.

Arbeiten sollten nicht größer als DIN A 4 sein

Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Objekte und Skulpturen – die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Künstlerinnen und Künstler haben für ihre diesjährige Jahresausstellung wieder ein prächtiges Kaleidoskop an Werken geschaffen. Allen gemein ist die Beschränkung auf das Miniatur-Format. „Hier im Museum Temporär ist der Raum beschränkt. Wir kamen auf die Idee, uns auf das kleine Format zu konzentrieren. Vorgegeben war, dass die Arbeiten nicht größer als DIN A 4 sein sollten. Daran haben sich auch alle Künstler gehalten, es hat wunderbar funktioniert“, freut sich Museumsleiterin Dr. Beate Reese.

Die Mülheimer Künstlerinnen und Künstler stellen unter dem Motto „Das Kleine
Die Mülheimer Künstlerinnen und Künstler stellen unter dem Motto „Das Kleine" im Museum Temporär aus. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Genau ein Jahr nach der Eröffnung des Interimsmuseums an der Schloßstraße präsentieren 36 heimische Künstler und die Künstlergruppe RaumZeitPiraten nun ihre aktuell zum Thema entstandenen Kunstwerke. Wer sonst eher großformatig arbeitet, musste sich schon ein wenig umstellen. „Ich habe zunächst versucht, dass Große 1:1 runterzubrechen, aber das ging nicht. Man muss anders denken und arbeiten, und die Formensprache ist eine andere. Der zeitliche Aufwand ist allerdings gleich“, berichtet Marta Martina Deli, die mit Mischtechnik surreale Welten auf Kapa-Platten gebracht hat.

Einige Künstler fremdelten zuerst mit der Aufgabe

Einige - etwa Heiner Schmitz – reizte der Umgang mit dem ungewohnten Format, andere – zum Beispiel Fotograf Walter Schernstein – fremdelten zunächst mit der gestellten Aufgabe. „Ich hatte den Eindruck, dass die Wirkung nicht so stark ist wie bei größeren Bildern“, berichtet er. Ralf Raßloff, ebenfalls Fotograf, erkannte im Arbeitsprozess, „dass man im Kleinen doch viel entdecken kann“. Und für Natalija Usakova war klar: „Für so ein Kleinformat ist ein Aquarell auf Papier besonders gut geeignet.“ Sie malte das Portrait einer jungen melancholischen Frau.

Manche Künstler experimentierten mit einer ganz anderen Technik. Uwe Dieter Bleil, sonst Freund von großformatigen Gemälden, steuerte mit Experiment Feuer I und III, sogenannte Brandbilder bei. Mit offener Flamme behandelte er Papier, schuf so abstrakte Flächen. Auch Vorarbeiten sind in der Schau zu sehen - wie die von Joachim Poths, der zwei Skizzen für geplante Großinstallationen mit dem Titel „Jurassic Scenery“ zeigt. Imre Vidék nutzt die Steinmonotypie für seine Bilder. Er trägt mit Pinsel oder Spachtel Farbe auf Steinoberflächen auf und druckt damit auf Papier.

Große bewegliche Lichtinstallation im Schaufenster

Jedes einzelne Exponat dieser Ausstellung hat etwas – und wäre erwähnenswert. Manche Werke verblüffen: „abgelegt“, „Alles in Ordnung“ beispielsweise. Ingrid Lievenbrück hat aus alten Zetteln, Ausschnitten aus Schnittmustern oder Zeitungen und Verpackungsmaterial Kalenderblätter gemacht und diese durch gezeichneten Elemente ergänzt. Als Halterung an der Wand nutzt sie die Bügel eines Aktenordners.

Ungewöhnliche Materialien hat auch Peter Helmke in „Gefressen oder Gefressen werden“ genutzt. Aus Apfelstielen ist eine fragile und irgendwie amüsante Wandskulptur entstanden. Ein einziges Werk der Austellung hat übrigens Maxiformat – auch weil es exponiert im Schaufenster steht. Die Gruppe RaumZeitPiraten zeigt eine Lichtinstallation, die vor allem im Dunkeln wirkt und die Passanten auf der Schloßstraße faszinieren soll.