Mülheim. . 60 Mülheimer Künstler beteiligen sich an der Jahresausstellung, mit spannenden, humorigen und ernsten Arbeiten, die Leben in allen Facetten spiegeln.

Die politische Weltlage hatten Künstler aller Zeiten schon auf ihrer Palette. So beschäftigten sich einige der 60 Mülheimer Künstler in der Jahresausstellung, die am morigigen Samstag, 30, Januar, 18 Uhr, in der Alten Post eröffnet wird, kritisch mit dem Thema Flucht. Wie Dore O. mit ihrem Zaun-Objekt aus Plexiglas, Schläuchen und Filmmaterial, das für Begierde oder auch für Abschreckung steht. Die Künstlerin meint: „Jeder Mensch hat das Recht, ein Weltbürger zu sein.“

Flucht und Integration

Praktisch-pragmatisch, mit einer Spur von Sarkasmus hinterfragt Tibor Zsigmond das Projekt „Europa“ in seinem Objekt aus Koffer und Stuhl mit Stahlspitzen auf dem Sitz wie zur Taubenabwehr. Heiner Schmitz, sonst eher für außergewöhnliche Fotografie bekannt, zeigt in der Integrationsfrage Flagge für Flüchtlinge mit dem Modell eines schrillen Gartenzwergs als Symbol für Deutschsein schlechthin. Der Zwerg dreht sich, blinkt enervierend, so, als wollte er mahnen: „Das Thema wird uns nicht verlassen, wir werden uns damit auseinander setzen müssen.“ Sensibel hat sich Peter Gornig Geflohenen mit leuchtenden Gesichtern auf Offset-Druckplatten genähert.

Bei der Jahresausstellung im Kunstmuseum gibt es weitere spannende, humorige und ernste Arbeiten zu entdecken, die Gesellschaft und pralles Leben in all seinen Facetten spiegeln. In den Räumen im Erdgeschoss und im zweiten Obergeschoss zeigen Gemälde, Zeichnungen, Objekte, Druckgrafiken, Fotografien und Videoarbeiten den aktuellen Stand künstlerischen Schaffens in dieser Stadt. Stand die Jahresausstellung in jüngerer Vergangenheit stets unter einem Motto, hat sich die Arbeitsgemeinschaft diesmal bewusst dagegen entschieden. „Zurück zu den Wurzeln“, sagt Uwe-Dieter Bleil. „Nach fünf Jahren Themenausstellung wollen wir wieder zurückgehen und das Beste zeigen, was wir in 2015 produziert haben.“

Dass sie offen für neue Strömungen und Kollegen sind, zeigt die Arbeitsgemeinschaft mit der Einladung der beiden Gastkünstler, dem gebürtigen Mülheimer Klaus Heckhoff aus Düsseldorf und Omaia Qasem, der aus Syrien nach Mülheim floh. „Wir möchten unseren Teil dazu leisten, Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren“, betont Sprecherin Vanessa Hötger: „Es ist ein guter Schritt, den Einstieg in die Kunstszene zu ermöglichen.“ Interessante Mitglieder seien immer in der AG willkommen, besonders junge Leute. Zu den sieben Neubewerbern zählt auch Lukas Benedikt Schmidt – mit Anfang 20 der jüngste Künstler einer Spanne, die bis 86 Jahre reicht.

Programm bis 21. Februar

Ein Augenmerk richtet die Jahresausstellung auf die 2015 verstorbene Künstlerin Erika Reihl, die mit übermalten Fotos wiederum an ihren verstorbenen Ehemann, den Künstler Friedebert Reihl erinnert. Die Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Künstler begrüßt mit Peter Gornig und Sven Piayda (vertreten mit malerischen Fotos und Video) zwei neue feste Mitglieder.

Die Mülheimer Künstler haben die Ausstellung bis zum 21. Februar in Eigenregie mit Unterstützung des Kunstmuseums auf die Beine gestellt. Eine „sehr gute Zusammenarbeit mit dem Museum“, lobt Marianne Goldbach. Sie gehörte mit Anja Strobel, Vanessa Hötger, Karmen und Lubo Laco sowie Wolfgang Vogelsang der „Hängekommission“ an, die ganze Arbeit leistete. Künstler Peter Helmke steuerte die Gestaltung der Einladungskarte sowie des Banners bei. Zur Eröffnung spendiert der Mülheimer Kunstverein ein kleines Büfett. Sven Piayda gab den Impuls für den Vortragsabend über Digitale Kunst (7.4.). Zur Ausstellung gibt es Programm: „Kunst & Kaffee“ (3.2., 15 Uhr) und ein Künstlergespräch (21.2., 11.30 Uhr) mit Anja Bauer vom Kunstmuseum.