Mülheim. Mobile Retter können über das Smartphone alarmiert werden und somit schneller beim Herzstillstand reanimieren. System wird in Mülheim aufgebaut.
Wer bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand sofort fachliche Hilfe bekommt, kann die tödliche Herzattacke nicht nur überleben, sondern erleidet mit Glück auch keine Spätfolgen. Die Ersthelfer-App „Mobile Retter“ soll ab 2020 auch in Mülheim dazu beitragen, dass eine schnellere Reanimierung durch fachlich geschulte Ersthelfer vor Ort erfolgen kann.
Jeder kann die Herzdruckmassage lernen
Das Evangelische Krankenhaus (EKM) schult mit seiner Aktion „Hand ans Herz – Held werden“ jeden, der Interesse hat, die Herzdruckmassage zu erlernen. Einmal im Monat, jeweils am Donnerstag, kann man im Krankenhaus (Wertgasse 30) an einer Puppe den richtigen Bewegungsablauf üben, um bei einem Herzstillstand den Kreislauf aufrecht zu halten.
Die nächsten Termine zum „Held werden“ sind am 28. November und am 12. Dezember. Jeweils von 17 bis 19 Uhr, im Konferenzsaal des EKM in der 10. Etage und unter fachlicher Anleitung.
Federführend für das System ist die Mülheimer Feuerwehr. Im Ruhrgebiet wäre Mülheim nach Essen dann die zweite Großstadt, die die App „Mobile Retter“ einführt, sagt Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes. Wie das Prinzip funktioniert: Zuvor registrierte Helfer, die über das nötige Fachwissen über Reanimierungsmaßnahmen verfügen, werden mit einer App auf dem Smartphone zeitgleich wie die Rettungswagen von der Leitstelle der Feuerwehr alarmiert. Der Retter – oder die Retterin – in der Nähe eilt zum Notfall, ist damit im besten Fall schneller vor Ort als Rettungswagen und Notarzt, und kann sofort mit den lebensrettenden Maßnahmen beginnen.
Bei einem Herzstillstand zählt jede Minute bis zur Hilfe
Bekanntlich zählt beim Herzstillstand jede Minute bis zu Beginn der Reanimierungsmaßnahmen. Die Überlebenschancen sind größer, je eher die Hilfe beim Bewusstlosen eintrifft. Nach wie vor sterben bundesweit 70.000 Menschen nach einem Herzstillstand, nennt die Feuerwehr Zahlen. Jede Minute, in der nichts geschieht, sinke die Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn Prozent.
Zu den „Mobilen Rettern“, die sich freiwillig registrieren lassen können, gehören Fachleute wie Rettungsdienstpersonal, Sanitäter und Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger, Medizinische Fachangestellte, Medizin-Studierende, natürlich auch Feuerwehrleute oder Rettungsschwimmer. Also alle, die in den Reanimationsmaßnahmen ausgebildet sind. Geschätzt wird, dass zwei bis drei Prozent der Bevölkerung zu dieser Gruppe gehören.
Die App alarmiert die Mobilen Retter über das Smartphone
Der politische Beschluss, die Mobilen Retter in Mülheim einzuführen, fiel schon im vergangenen Jahr, im kommenden Frühjahr wird es soweit sein. Ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest. „Mittel- bis langfristig wollen wir in Mülheim 340 Mobile Retter organisieren“, beschreibt Feuerwehr-Sprecher Thorsten Drewes das Ziel.
Für die Personen, die sich für die Retter-App registrieren lassen wollen, ist eine Schulung in Theorie und Praxis vorgesehen. Die App alarmiert die Mobilen Retter über das Smartphone, wo der Bewusstlose zu finden ist, in welcher Distanz („Distanz: 0,28 km“), was zuvor geschehen ist, um wen es sich handelt („Mann, Mitte 50“). Der Retter kann den Einsatz annehmen (oder ablehnen). Danach kann die Navigation gestartet werden, die den Retter schnell zum Hilfebedürftigen führt.