Mülheim. Mülheimer Feuerwehr und Ordnungsamt prüfen, ob im Einsatzfall genug Platz in engen Straßen bleibt. Im Notfall behindern Falschparker die Retter.

„Wir kommen zu Ihnen, wenn Sie uns lassen!“ diesen Spruch der Mülheimer Feuerwehr und eine „Rote Karte“ hat Anfang der Woche wieder mancher Autofahrer hinter seinem Scheibenwischer gefunden. Als freundliche Mahnung, beim Parken auch an die Retter zu denken, die mit großen Lkw zum Einsatz fahren und mehr Platz als ein Kleinwagen brauchen. Mancher Autofahrer fand aber auch ein Knöllchen von der Stadt an seiner Windschutzscheibe.

Mehrmals im Jahr setzen sich Feuerwehrleute und Mitarbeiter der Stadtverwaltung in ein Löschfahrzeug und überprüfen im Stadtgebiet bei besonders engen Straßen das Durchkommen. Im Notfall zählt jede Sekunde, und beim Zuparken von Feuerwehrzufahrten oder engen Kreuzungsbereichen können Menschenleben gefährdet werden. Die Behörden setzen zwar auf Einsicht und sehen auch den hohen Parkdruck in vielen Bereichen der Stadt, doch 23 Parksünder haben dieses Mal eine kostenpflichtige Verwarnung, ein Knöllchen, bekommen.

Überprüft wurden 18 enge Straßen im gesamten Stadtgebiet

18 enge Straßen in fast allen Stadtteilen von Dümpten bis Saarn wurden geprüft – zum Teil nach Hinweisen der Bürger, die sich bei der Stadt oder der Feuerwehr gemeldet hatten. Zugeparkte Straßen, die in der Mitte zu wenig Platz übrig haben, Parken auf dem Gehweg, im Einmündungsbereich oder im absoluten Halteverbot wurden geahndet.

Ein Löschfahrzeug ist 2,50 Meter breit und mehr als acht Meter lang, erklärt Florian Lappe von der Einsatzplanung der Feuerwehr. „Mit so einem großen Fahrzeug und dem extrem langen Radstand kommen wir nicht so gut um enge Ecken.“ Vor allem dann nicht, wenn beim Parken an Einmündungen die vorgeschriebenen fünf Meter Abstand von der Kreuzung nicht eingehalten worden sind. Das Löschfahrzeug ist übrigens immer das erste Fahrzeug in der Reihe, wenn ein Löschzug ausrückt.

Viele Bürger begrüßen das Vorgehen der Behörden

„Die Millimeterarbeit beim Rangieren kann beim Einsatz tödlich sein, wenn jemand gerettet werden soll“, betont auch Bernd Otto, der Leiter des Ordnungsamtes. Er schickt auch immer einen Verkehrsrechtsexperten mit auf die Kontrolltour, der oder die vor Ort feststellt, ob vielleicht eine zusätzliche Halteverbot-Beschilderung mehr Klarheit in die Situation bringen könnte. „Wir kontrollieren nicht vor Ort mit der Messlatte“, betont Otto. „Wir schauen vor allem danach, ob die Feuerwehr durchkommt.“

Vor Ort stieß das nicht bei allen Bürgern auf Zustimmung. „Wir hatten negatives und positives Feedback“, sagt Florian Lappe, der aber oft gehört hat, „gut, dass Sie auch mal hier sind.“ Ein bis zwei Mal habe es Diskussionen mit den Bürgern gegeben, die mit den Maßnahmen nicht einverstanden waren, sagt Bernd Otto. „Viele haben ja gar nicht den Blick für die Situation, dass ein Feuerwehrfahrzeug mehr Platz braucht.“

Feuerwehr Mülheim will Autofahrer sensibilisieren

Drei bis vier Mal im Jahr wird kontrolliert

Drei bis vier Mal im Jahr sammelt die Stadt Informationen, in welchen Straßen es im Notfall eng werden könnte, indem mit einem Löschfahrzeug kleine Straßen befahren werden.

Dabei wird auch Hinweisen der Bürger nachgegangen. Man kann sich bei der Stadt melden über die Bürgeragentur: 0208 / 455-1644 oder per Mail an buergeragentur@muelheim-ruhr.de. Oder auch über Facebook bei der Mülheimer Feuerwehr.

Die Feuerwehr möchte mit der „Rote Karte-Aktion“ vor allem Autofahrer sensibilisieren, sich an die Verkehrsregeln zu halten. So hatte ein Autofahrer sein Fahrzeug in einer Feuerwehrzufahrt abgestellt, berichtet Lappe. Hier muss im Notfall der Wagen mit der Drehleiter durch, um Menschen aus höheren Stockwerken retten zu können. Im Einsatz kostet es wertvolle Zeit, den störenden Pkw zu entfernen.