Mülheim. Fast hätte die Klassenfahrt der 4a und 4b der Barbaraschule in Mülheim ausfallen müssen: Das Busunternehmen schickte zwei defekte Fahrzeuge.

Aufgeregt warten die Kinder der 4a und 4b der Barbaraschule am Mittwochmorgen auf dem Schulhof: Auf Klassenfahrt soll es gehen, zum Hötzenhof nach Uedem am Niederrhein. Doch der Bus, für 8.30 Uhr bestellt, kommt viel zu spät – und ist so ramponiert, dass die Kinder nicht einsteigen dürfen. Das Unternehmen, HDC-Reisen aus Duisburg, schickt einen weiteren Bus, doch auch der ist nicht fahrtüchtig.

„Wir sind so froh, dass wir die Polizei gebeten haben, die Busse zu kontrollieren“, sagt Mady Derißen-Kreutzer, Vorsitzende der Schulpflegschaft. Pflicht ist das nicht, doch die Schulleitung hatte sich darum gekümmert, dass die Beamten das Fahrzeug in Augenschein nehmen. Schon auf den ersten Blick habe der Bus, ein alter Linienbus, verdreckt gewirkt, sagt Mady Derißen-Kreutzer. Hinzu kommt: Die Sicherheitsgurte sind lediglich an den Sitzen verknotet. Die Polizei entscheidet, dass die Sicherheit der Insassen nicht garantiert werden kann.

Benzinschlauch des Busses war undicht und mit Tüchern umwickelt

Vorher haben Eltern, Lehrer und Schüler bereits Gepäck in zwei Kleinlastern verstaut, die das Busunternehmen für den Koffertransport geschickt hatte. Alles muss wieder ausgeladen werden, die Kinder müssen fast drei Stunden warten. „Viele haben geweint und hatten Angst, überhaupt noch mit dem Bus zu fahren“, sagt Derißen-Kreutzer. „Sie waren völlig durch den Wind.“ Schließlich kommt um 11.15 Uhr ein Ersatzbus. Doch auch an dem befinden sich laut Polizei „etliche schwerwiegende Mängel, worauf ein Kfz-Sachverständiger zur Begutachtung hinzugezogen wurde“.

Weitere Kontrollen geplant

Die Polizei kündigt an, in den nächsten Tagen auch an weiteren Stellen in Mülheim und Essen Kontrollen an Schul- und Linienbussen durchzuführen.

Im Sommer hatte die Polizei in Essen 60 Schulbusse für behinderte Kinder untersucht. Dabei waren zahlreiche Sicherheitsmängel bei der Ausstattung, Ausrüstung und Kennzeichnung entdeckt worden.

Die Polizei kontrolliert gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft regelmäßig Fahrzeuge des so genannten Schülerspezialverkehrs. Zudem können Schulen eine Kontrolle vor Klassenfahrten anfordern.

„Wir hatten aus einem komischen Bauchgefühl heraus die Polizei gebeten, noch mal wiederzukommen und auch den zweiten Bus zu kontrollieren“, sagt Derißen-Kreutzer. Zum Glück, denn: Der Benzinschlauch ist undicht und lediglich mit Tüchern umwickelt. „Der Bus hätte Feuer fangen können.“ Zudem gibt es Defekte am Stoßdämpfer und der Lenkhilfe, der tragende Fahrzeugrahmen ist an mehreren Stellen durchrostet.

Eltern der Kinder der Barbaraschule organisierten Transport selbstständig

Schließlich organisieren die Eltern, abgesichert durch den Schulrat, die rund 50 Kinder selber zu fahren – und auch am Freitagnachmittag wieder selbst abzuholen. „Das Unternehmen wurde über die Schule gebucht“, erklärt die Pflegschaftsvorsitzende. Eigentlich sei es gut bewertet gewesen, habe einen sicheren Eindruck gemacht.

An vielen Stellen im Bus war Rost zu finden.
An vielen Stellen im Bus war Rost zu finden. © Barbaraschule

Auf Anfrage hat HDC-Reisen eine schriftliche Gegendarstellung geschickt: Der zuerst geschickte Überland-Kombibus mit hochfester Bestuhlung sei „mehr als geeignet, um eine Klassenfahrt nach Uedem durchzuführen“. Der Fahrer habe vergessen, die Gurte zu entknoten, das sei vor Ort in Mülheim nachgeholt worden. „Das Fahrzeug wurde jedoch von den Lehrkräften nicht akzeptiert. Und das ausschließlich deshalb, weil es kein Reisebus war“, heißt es weiter in der Stellungnahme.

Polizei: Anzeigen gegen Busfahrer und Fahrzeughalter

HDC-Reisen schreibt, dass der Schaden im zweiten geschickten Bus – ein Haarriss im Lenkölleitungsbehälter – „natürlich unverzüglich“ behoben werden muss. Beide Fahrzeuge seien aber nicht stillgelegt worden.

Laut Polizei erwarten die beiden Busfahrer und den Fahrzeughalter nun Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen und möglicherweise auch Regressansprüche der Reisenden. „Aus Sicht der Eltern wollen wir versuchen, das Geld wiederzubekommen“, stellt Mady Derißen-Kreutzer klar.