Mülheim. Die ambulante Palliativversorgung Schwerkranker hat in Mülheim eine medizinische Lücke geschlossen. Die Ärzte waren von der Nachfrage überrascht.
Seit einem Monat gibt es das Angebot für schwer kranke Mülheimer, sich ambulant palliativ zu Hause versorgen zu lassen. Ein Angebot, dessen Bedarf sich an der Aussage von Dr. Peter Ramme festmachen lässt: „Die Nachfrage hat uns überrannt.“
Hausarzt Ramme, der die Ärzte in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) in Mülheim per Dienstplan koordiniert: „Wir haben – vorsichtig geschätzt – mit sechs bis acht Patienten in den ersten Wochen gerechnet.“ Angefragt haben bisher schon über 32 Patienten oder ihre Angehörigen. Für Schwerkranke, für die es keine Heilungschancen mehr gibt, gab es bisher in Mülheim keine Möglichkeit, betreut von Ärzten und Pflegern im Kreise ihrer Familien die letzten Tage zu verbringen, obwohl viele sich das wünschten. Laut Sterbestatistik beenden die meisten Sterbenden hierzulande ihr Leben in einem Krankenhaus, sagt Ramme, obwohl das nicht in jedem Fall nötig sei.
13 Patienten werden aktuell vom Palliativ-Care-Team zu Hause versorgt. Dabei geht es nicht allein um die Schmerzbehandlung, sondern um „alles, was Symptome machen kann“, sagt Ramme und nennt Luftnot, Übelkeit oder Verstopfung, aber auch Ängste oder depressive Zustände. „Auch hier leisten wir Unterstützung, das gehört alles dazu“, betont er. „Aber wir haben auch eine Psychoonkologin im Hintergrund.“
Die Ärzte kümmern sich um alles, was den Patienten Symptome macht
Sieben Ärzte sind sie derzeit im Team, die rund um die Uhr für eine medizinische Versorgung zur Verfügung stehen, unterstützt von fünf Care-Pflegekräften der „Pflegepartner“. Bei einer Krise müsse man für die Schwerkranken Tag und Nacht erreichbar sein, so Ramme. Die SAPV-Geschäftsstelle an der Kaiserstraße 31-33 (43 91 14 72 oder 0151-10 54 29 30) koordiniert das Angebot. Wenn der Hausarzt oder das Krankenhaus eine SAPV verschreiben, kann sich das Team sofort kümmern.
Transparenz zum Vorteil der Patienten
Auch für die SAPV-Ärzte war das neue Angebot gewöhnungsbedürftig, eine Abstimmung mit den Krankenkassen ist nötig. „Es ist alles viel komplexer. Wir mussten uns da erst hineinfinden, weil es Neuland ist“, sagt Ramme. Hilfreich sei, dass alle Ärzte und Pflegenden Zugriff auf dasselbe PC-Programm haben, Transparenz zum Vorteil der Patienten „Wir können jederzeit sehen, was der andere gemacht hat“, so Ramme. „Alle sind auf dem gleichen Stand.“
Viel Zeit spart das ein. Zeit, die am Ende doch immer fehlt. Ramme erinnert sich an einen Patienten, der auf eine weitere Chemotherapie verzichtete, um die letzten Tage im Kreis seiner Lieben verbringen zu können. „Die Angehörigen waren froh, dass sie ihn in den letzten Stunden versorgen, ihm seinen Wunsch erfüllen konnten.“
Koordiniert wird die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) in der Geschäftsstelle, Kaiserstraße 31-33, von Susanne Freudenberg. Das Team ist 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche zu erreichen – unter oder sowie per Fax an 43 91 54 48.