Mülheim. Bürgerliches Engagement sorgt für die Restaurierung eines 93 Jahre alten Denkmals in Mülheimer Siedlung. Es erinnert an Wildpferde an der Ruhr.

Wildpferde-Jagden in Mülheim? Lange, lange ist’s her. Und das Denkmal mit den drei sich aufbäumenden Tieren steht inzwischen auch schon seit 93 Jahren am Stallmanns Hof in der Saarnberg-Siedlung. Seit neuestem aber frisch restauriert und mit einer Info-Tafel samt QR-Code versehen, die nicht nur an den Bildhauer Arnold Künne und die Geschichte des Denkmals erinnert, sondern auch jene würdigt, die sich jüngst um den Erhalt der Skulptur gekümmert haben.

Zahlreiche Spenden aus der Mülheimer Bürgerschaft

Bürgerschaftliches Engagement und zahlreiche Spenden von Vereinen, Organisationen, aus der Politik und von vielen Mülheimern waren es, die das Denkmal aus Muschelkalk so restaurieren halfen, dass es seinen 100. Geburtstag im Jahr 2026 nun locker erwarten kann. Rund 4000 Euro hat die gesamte Restaurierung gekostet. Wilhelm von Gehlen, der „Baas“ des Stammtischs „Aul Ssaan“ und im Vorstand des Mülheimer Geschichtsvereins, versprach zudem bei der „Übergabe“ des Denkmals am Mittwoch ans Kunstmuseum, also an die Stadt, dass der Stammtisch sich künftig auch um die regelmäßige Reinigung des Denkmals kümmern wird. Zur Freude von Barbara Walter vom Kunstmuseum, die sich ein solches Engagement auch bei anderen Kunstwerken im öffentlichen Raum wünschte: „Da ist mit Sicherheit noch einiges zu tun“, sagte sie. Rund 300 Kunstwerke gibt es im öffentlichen Raum, etwa zwei Drittel davon gehören der Stadt, weiß Museumspädagogin Walter, die gerade die entsprechende Datenbank für das Kunstmuseum aktualisiert.

Lobende Worte für die fachmännische Restaurierung

Für die Restaurierung, fachmännisch durchgeführt von Steinmetz-Meister Oliver Ganser und Tischlermeister/Restaurator Lothar Schaff, fand die Museumspädagogin viele lobende Worte. Denn dass das Denkmal nicht wie gerade gestern neu aufgestellt aussieht, sondern dass man die Verwitterungen und fehlenden Stücke noch erkennen kann, sei gewollt und entspreche absolut den Regeln der Kunst: „Es geht um das Erhalten des Denkmals und nicht darum, dass es schöner gemacht wird, als es vorher war.“

Wildpferde im 19. Jahrhundert

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts soll es in Mülheim noch frei laufende Wildpferde gegeben haben. Die Bezeichnung „bergische“ Wildpferde geht auf den Grafen von Berg zurück, der über das Gebiet herrschte.

Die Saarnberg-Siedlung entstand als „Beamten-Siedlung“ nach Ende des Ersten Weltkrieges durch die 1918 gegründete Mülheimer Wohnstätten AG nach den Plänen der Architekten Pfeifer und Großmann, die auch den Zuschlag zur Errichtung des Mülheimer Rathauses bekamen.

Ganser und Schaff, die von April bis Juni rund 50 Stunden Arbeit vor Ort ins Denkmal und den Sockel samt Inschrift investiert haben, können allerdings genau zeigen, wo sie nach der aufwendigen Reinigung der sandfarbigen Pferdeskulptur Spalten verfugt, Fehlstellen mit Restaurierungsmörtel ausgebessert und Befestigungen erneuert haben. Verwitterungen an der „Wetterseite“ – das Denkmal wurde im Laufe seiner Geschichte auf dem Platz am Stallmanns Hof versetzt und auch gedreht – und abgebrochene Pferdeohren, zum Beispiel, wurden nicht erneuert. Oliver Ganser hat mit „Krensheimer Muschelkalk“ viel Erfahrung: Die Fassaden von Stadthalle und Rathaus bestehe aus demselben Material, berichtet Ganser, der mit seinem Unternehmen dort in den 1980er Jahren Restaurierungen durchgeführt hat.

Übersetzung der Inschrift von Mölmsch Platt ins Hochdeutsche

Die neue Infotafel zum „Denkmal Bergische Wildpferde“ übersetzt auch die Inschrift auf dem Denkmalsockel von Mölmsch Platt ins Hochdeutsche: „Die Wildpferde liefen zu ihrem Vergnügen, aber der Fänger tat sie kriegen. Mensch, du magst steh’n in Berg oder Tal, was dich treffen soll, trifft dich überall“.