Mülheim. . Am öffentlichen Kunstwerk von Arnold Künne nagen Zeit und Wetter. Mülheimer Geschichtsverein lässt Denkmal restaurieren. Bürger haben gespendet
„Di we-il Päd rannden fre-i öar tur Lus“ – für alle, die des Mölmschen Platts nicht mächtig sind: „Die wilden Pferde liefen zu frei ihrem Vergnügen.“ Es ist nicht nur ein sprachlich anrührendes Bild, das der Bildhauer Arnold Künne 1926 unter sein Denkmal „Wildpferde“ gesetzt hat. Aus dem für Mülheim stadtprägendem Muschelkalk schälte er drei aufbäumende Zossen, um die letzten Ungezähmten im Speldorfer Wald im Geiste und in Stein zu erhalten.
Unweigerlich folgt nun das ‘aber’, denn nicht nur der später im Vers bedachte „Stricker“ – der Fänger in Gestalt des Gestütverwalters des Grafen von Spee aus Angermund – setzte den jungen Wilden real ein Ende.
Denkmal steht am Stallmannshof
Der Zahn der Zeit und das Wetter haben an diesem beeindruckenden Denkmal am Stallmannshof ebenso genagt: Der hellbraune Stein trübte ab, manches Detail bekam einen Riss oder bröckelte.
Der Mülheimer Geschichtsverein und die Mitglieder des „Stammdeesch Aul Ssann“ sind zum Glück eingeschritten und haben den heimischen Steinmetz und Restaurator Oliver Ganser mit der Wiederherstellung beauftragt. Am gestrigen Donnerstag konnte man erste Erfolge seiner Arbeit schon sehen: Die Figur – übrigens eine von etwa 240 Kunstwerken im öffentlichen Raum – zeigt wieder ihre sandfarbene Oberfläche.
Einige Ausbesserungen etwa an einer Hufe muss Ganser noch vornehmen. Am Ende soll eine Tafel über das Denkmal informieren. Dank eines QR-Codes sollen sich Hintergründe per Smartphone abrufen lassen. Kunstmuseumsleiterin Dr. Beate Reese und Stadtarchivleiter Kai Rawe loben den Einsatz des Geschichtsvereins, der übrigens schon vor fast hundert Jahren das Denkmal setzen ließ.
Material Muschelkalk ziert auch das Rathaus
Die Kunstkennerin Reese hebt die Schönheit der „dynamischen Skulptur“ hervor und das Material Muschelkalk, der das Rathaus und Stadthalle ebenso ziert.
>>Stadtarchivleiter Kai Rawe verweist auf weitere Kunstwerke Arnold Künnes, etwa ein Adler-Relief am Bismarck-Turm.
Zum Erhalt der gut 240 Kunstwerke im öffentlichen Raum stehen Reese nur 20.000 Euro im Jahr zur Verfügung.
Wer für die Restauration der „Wildpferde“ spenden möchte: Geschichtsverein, IBAN DE98 3625 0000 0300 0961 58.
Der weiche Stein, der das Lebendige der Wildpferde so treffend einfängt, ist jedoch auch anfällig. Gut 4000 Euro wird die Restauration am Ende kosten, ein Viertel hat der Geschichtsverein bereits aus der Bürgerschaft sammeln können.