Seit 140 Jahren prägt das zweigeschossige Rathaus die Heißener Mitte. Die Villa des Bürgermeisters blieb erhalten. Viele Leser haben das erkannt.

Manchmal ist die Lösung ganz einfach. „Ähnlichkeiten mit noch existierenden Gebäuden sind nicht ausgeschlossen und durchaus gewollt.“ Diese abgewandelte Floskel könnte über die Auflösung des Bilderrätsels aus der Folge 113 stehen. Unsere Leserinnen und Leser haben sich nicht in die Irre führen lassen. Natürlich schmücken die Gebäude noch heute das Heißener Zentrum. Elisabeth Broichhausen hat gleich eine Postkarte mit aktuelleren Fotos aus dem Stadtteil frankiert und abgeschickt: „Viele liebe Grüße aus Heißen“, steht auf der Rückseite.

„Die beiden Gebäude stehen heute noch am Heißener Marktplatz. Im Linken ist heute die Sparkasse untergebracht“, schreibt Gisela Unglaub. „In der Villa rechts wohnte zu meiner Zeit (Jahrgang 1931) unser Zahnarzt Dr. Dormann mit seiner Familie. Das Standbild könnte der Kaiser Wilhelm sein. Unsere Schule in der Nähe hieß ,Wilhelmschule’. An das Standbild kann ich mich nicht erinnern. Meine Einschulung war 1937“, schreibt die Leserin.

Als Grundschulkinder oft in der Grünanlage gesessen

„Ich bin als Kind von 1946 bis 1954 zur Grundschule am Fünter Weg gegangen. Wir haben oft in der Grünanlage vor dem Rathaus gesessen“, hat uns Marie Luise Schütte einen Brief geschrieben und löst ebenfalls korrekt auf: „Es ist also das Rathaus in Heißen. Neben der Villa, in der der Zahnarzt Dr. Dormann praktizierte. Das Denkmal vor dem Rathaus ist Kaiser Wilhelm I.“ Das haben Bernard Krogmann und Dirk Hammerschmidt ebenfalls erkannt.

„Bei dem alten Postkartenfoto handelt es sich zweifelsohne um den Heißener Marktplatz. Das linke Gebäude zeigt das damalige Heißener Rathaus (heute Sparkasse). Das rechte Haus war früher das Domizil des Bürgermeisters. Heute befinden sich darin die Praxisräume eines Heilpraktikers. Das heute nicht mehr vorhandene, 1895 eingeweihte Denkmal zeigt Kaiser Wilhelm I.“, grüßt Anneliese Schuchert. „Da auch die schöne Bepflanzung nicht mehr vorhanden ist, wirkt der Platz heute kahler und ungemütlicher. Eine Neubepflanzung nach altem Vorbild wäre schön“, empfiehlt die Leserin.

„Die neue Bürgermeisterei hatte ihren Amtssitz zunächst in der Stadt Mülheim und durfte sich daher nicht Bürgermeisterei Heißen nennen. Da man diesen Zustand als unhaltbar empfand, wurde der Rathausbau energisch vorangetrieben, so dass in Heißen das erste der neuen Rathäuser entstand“, haben Annett Ferchow und Jens Roepstorff vom Stadtarchiv ermittelt.

Auch die Umgestaltung des Heißener Zentrums vor sieben Jahren haben die historischen Gebäude überstanden.
Auch die Umgestaltung des Heißener Zentrums vor sieben Jahren haben die historischen Gebäude überstanden. © WAZ FotoPool | Kerstin Bögeholz

Neues Rathaus konnte 1879 bezogen werden

„Schon im Mai 1878 wurde der Bau beschlossen. Ein Landwirt stellte ein Grundstück als Geschenk zur Verfügung. Es lag am Schnittpunkt mehrerer Straßen in der Mitte Heißens.“ Nach den Plänen der Mülheimer Architekten Heidsiek und Thomas entstand das Rathaus, dahinter ein kleines Gebäude mit zwei Arrestzellen und Stallung. Ein Brunnen wurde gebohrt und ein mit einer Hecke eingefriedeter Garten angelegt.

Bereits im Jahr 1879 wurde der Rathausbau nach weniger als einem Jahr beendet, so dass das neue Rathaus bezogen werden konnte. Im Erdgeschoss befanden sich Büros und Sitzungssaal, im Obergeschoss wohnte der Bürgermeister. 1895 kam vor dem Rathaus ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. dazu. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Büros nicht mehr ausreichten, entstand für den Bürgermeister im Rathausgarten eine Villa als Dienstwohnung, so dass auch in das Obergeschoss des Rathauses die Verwaltung einziehen konnte.hier gibt es mehr artikel, bilder und videos aus mülheim

Sparkasse zog 1979 ein

Eine Sparkasse öffnete 1901 im Gebäude. Nach der Auflösung der Bürgermeisterei Heißen 1910 blieb die Verwaltung noch viele Jahre im Rathaus. Bis in die 1960er Jahre war seine Zukunft ungewiss. „Die Sparkasse restaurierte es originalgetreu. Sie eröffnete dort 1979 – 100 Jahre nach dem Erstbezug – eine Zweigstelle“, haben Annett Ferchow und Jens Roepstorff festgehalten.

Das alte Rathaus (Hingbergstraße 375) prägt heute noch die Heißener Mitte. Das daneben stehende, ehemalige Bürgermeisterwohnhaus blieb ebenfalls erhalten.