Mülheim. Die Ausstellung „Wie viel Bauhaus ist in Mülheim?“ im Kunstmuseum endet mit einer Diskussionsrunde. Für manche ist die Epoche ein Lebensgefühl.
„Man sitzt sehr gut drin, kommt aber schwer wieder raus“, sagt Kunstsammler und Bauhausliebhaber Hans-Jürgen Bolz augenzwinkernd über seine beiden Barcelona-Sessel, auf die er zu Hause fünf Monate verzichtet hat, um sie als Leihgabe an das Kunstmuseum Temporär zu geben. Am Sonntag ging im Kunstmuseum die Ausstellung „Wie viel Bauhaus ist in Mülheim?“ mit einer Gesprächsrunde zu Ende. Neben Hans-Jürgen Bolz waren auch weitere Mülheimer Bauhausliebhaber gekommen, die dem Museum Stücke ihrer Sammlung oder Fotos ihrer private Einrichtung zur Verfügung gestellt hatten.
Bauhaus: Den Geschmack der Eltern mögen
Sie erzählten, wie und wann sie ihre Liebe für Bauhaus entdeckten und warum für sie Bauhaus auch ein Lebensgefühl ist. Für Ulla Ullrichs ist es eine Liebe, die schon eine gefühlte Ewigkeit besteht. „1971 habe ich in Barcelona im deutschen Pavillon zum ersten Mal die gleichnamigen Sitzmöbel gesehen und 1975 in Rom die Wassily-Sessel“, erinnerte sich die 71-jährige Mülheimerin. „Da habe ich gedacht: Die möchte ich auch haben. Und als ich mir das dann leisten konnte, habe ich sie mir auch gekauft.“
Mit der Zeit sind noch viele weitere Bauhausstücke bei Ullrichs ein- und auch wieder ausgezogen. „Die besagten Wassily-Sessel stehen jetzt bei meinem Sohn, ihn konnte ich für die Leidenschaft ebenso begeistern.“ Normalerweise hat man es ja nicht so mit den Möbeln der Eltern. Der Geschmack der nachfolgenden Generation ist meist doch eher ein anderer. Bei Bauhaus liegen die Dinge aber etwas anders.
Bauhaus ist auch nach 100 Jahren noch aktuell
Es mag die Zeitlosigkeit sein, die insbesondere die Möbel widerspiegeln. Aber auch dem heutigen Zeitgeist entspricht die Bauhauseinrichtung. „Die Möbel sind quasi unkaputtbar und somit ökologisch und sehr nachhaltig“, sagt Sybille Schwalemeier. Die Speldorferin lebt mit ihrer Tochter Anna-Lena und deren Ehemann gemeinsam in einem Haus, und hat ihre Liebe zu Bauhaus nicht nur an ihre Tochter weitergegeben.
Auch der Schwiegersohn fühlt sich in dem von Bauhaus geprägten Einfamilienhaus sehr wohl. „Das zeigt, wie aktuell Bauhaus auch 100 Jahre nach der Gründung noch ist“, sagt Museumsleiterin Beate Reese, die die Gesprächsrunde im Museum moderierte.