Mülheim. Hohes Lob für die Kulturschaffenden: „Sie verstehen es, Menschen zu begeistern“ sagt der Landschaftsverband Ruhr über Macher der Freilichtbühne.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass lokale Kulturschaffende für ihr soziales Engagement geehrt werden. Die Regler Produktion hat diese Ehre gleich auf Landesebene erfahren und erhielt kürzlich den sogenannten Rheinlandtaler. „Sie verstehen es, Menschen zu begeistern für Ihr Bühnenprogramm, für Ihre Vereinsarbeit und für Ihr soziales Engagement“, lobte Jürgen Wilhelm, Stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland bei der Verleihung an der Freilichtbühne.

Kunst und ein wohltuender Hauch Anarchie

Denn das kleine Team hat nicht nur seit vielen Jahren mit Kunst und einem wohltuenden Hauch Anarchie die ehemals totgesagte Freilichtbühne zu einem angesagten Kulturort geführt. Sie hat ihn auch zu einem sozialen Treff gemacht, an dem die Solidarität zum Grundprinzip erhoben wurde: der Hut.

„Das ist das Markenzeichen Ihres Vereins, er bringt eine Haltung zum Ausdruck“, hob LVR-Mann Wilhelm hervor: „Denn fast alle Kulturveranstaltungen sind als ‘Veranstaltungen für jedermann und jederfrau’ eintrittsfrei. Jeder gibt so viel, wie er kann. Dafür geben Sie den Hut rum.“

Das Solidarprinzip „Hut“ macht Schule

50 Jahre Parität feierte die Freilichtbühne.
50 Jahre Parität feierte die Freilichtbühne. © FUNKE Foto Services | Herbert Höltgen

Das Solidarprinzip „Hut“ hat inzwischen reichlich Schule auf vielen Veranstaltungen in der Stadt gemacht. Der Regler-Vorsitzende Hans-Uwe Koch ist deshalb nicht ganz zu unrecht etwas stolz auf das Erreichte: „Wenn man den Berg erklimmt, fragt man sich schon mal, ob die eigene Vision stimmt. Ich bin aber froh, ein Teil dieses Prozesses zu sein. Das Pflänzchen wächst.“

Als die Regler-Leute 2014 mit der Idee, die Freilichtbühne als alleiniger Pächter zu betreiben, an die Politik herantrat, war auch Risiko im Spiel: Kultur, die solidarisch und nicht-kommerziell sein will – geht das überhaupt? „Wir haben besonders von der damaligen Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld und vom Dezernenten Peter Vermeulen einen großen Vertrauensvorschuss bekommen“, sagt Koch heute. „Für uns war das eine unheimliche Motivation.“

Aus Freilichtbühne und Park ist ein Stück Heimat entstanden

Das Vertrauen hat das Regler-Team sicherlich eingelöst, ein sogar internationales Netzwerk aus Künstlern aufgebaut und das Programm an der Freilichtbühne seitdem ausgebaut. Nicht nur die Mittwochsreihe hat sich als regelmäßige Konzertreihe verstetigt. Etliche Veranstaltungen vom Oldie-Festival bis zum Mölmsch Open Air, Kurkonzert in Bad Mülheim, Konzerte der Falken und Auftritte Helge Schneiders sind dazu gekommen.

Hier haben alle Platz, auch das Local Heroes-Festival.
Hier haben alle Platz, auch das Local Heroes-Festival. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

„Die Freilichtbühne ist vor allem auch ein sozialer Treff geworden, wo sich die Gesellschaft trifft, miteinander kommuniziert“, sieht das Team um Koch aus dem Park ein Stück Heimat entstehen, mit dem sich die Mülheimer identifizieren.

Seit zwei Jahren ist der Regler-Verein wegen seines sozialen Engagements auch ein Teil des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands – eine Ausnahme. „Für uns hat die Mitgliedschaft mehr Türen geöffnet“ , erhofft sich Koch weitere Aufmerksamkeit mit der neusten Auszeichnung des Rheinlandtalers.

Gesucht: Instrumente für Kolumbien

LVR zeichnet seit 1976 Engagement aus

Seit 1976 zeichnet der Landschaftsverband Rheinland Menschen mit dem Rheinlandtaler aus, die sich in besonderer Weise um die kulturelle Entwicklung des Rheinlandes verdient gemacht haben.

Seit 1996 gehört dazu auch das ehrenamtliche Engagement für ein multinationales Zusammenleben auf kulturellem Gebiet.

Veranstaltungen und Infos der Freilichtbühne: www.reglerproduktion.de

Neue soziale Projekte warten bereits in der Pipeline – noch ist der „Hammer-Veranstaltungsmonat September“ zu meistern. Im späten Herbst aber will Koch mit seiner Mülheimer Alt-Punk-Gruppe Bluttat nach Medellin in Kolumbien, wo die Seniorenanarchos kurioserweise als Helden gefeiert werden. Dort gibt es eine lebendige junge Musikszene, es fehlen allerdings oft Instrumente und Technik.

Die Regler wollen deshalb ausrangierte Gitarren, Bässe, Verstärker, Mischpulte und was es noch gibt sammeln und bei ihrer Tour in Übersee an die Menschen bringen. Wer etwas dazu beitragen möchte, kann sich bei Hans-Uwe Koch und den Reglern melden unter: muelheimer@unitybox.de oder 0178 457 39 36.