Mülheim. Fotografin Mara Tröger verschmilzt Menschen und analog aufgenommene Landschaften zu komplexen Foto-Collagen. Ausstellung in der Camera Obscura

In Mara Trögers Fotografien kann das Auge wandern: Auf der Oberfläche das Porträt einer Frau, in der Tiefe eine hochkomplexe Collage, die das Gesicht selbst als eine Projektionsfläche nimmt. In diesem Fall ein Zebra, in anderen eine Stadt, eine Landschaft. Mensch und Umgebung verschmelzen zu einer Art Sinnbild.

Neue Ausstellung startet am Sonntag

Die Camera Obscura zeigt Trögers Portrait-Aufnahmen in einer neuen Ausstellung, die am Sonntag, 8. September, ihre Vernissage feiert. Gut 30 Werke sind zu sehen, die meisten von ihnen sind Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Das Grundmaterial – Landschaften, Tiere und andere Impressionen – stammt dem Fundus der Fotografin Oerlein, eine Globetrotterin wie Tröger selbst.

9000 Reiseimpressionen hielt Oerlein fest. Mara Tröger projizierte sie auf Körper von Menschen, die sich mit den Ansichten identifizieren. „Für mich ist es auch ein Stück Vermächtnis einer unfassbar guten Fotografin“, ist die 32-Jährige von den Perspektiven und der Lebendigkeit der Motive begeistert.

Analoge Bilder erwachen neu im Digitalen

Der verloren geglaubten Analogfotografie haucht Tröger neues Leben ein. So verschmilzt eine Afrikanerin, die aufgrund ihres Albinismus eine helle Haut hat, mit dem Körper eines Zebras. Ein Amerikaner steht inmitten einer grobkörnigen Szene aus Ur-Amerikanern in traditioneller Kostümierung. Aus der Projektion entsteht die Identifikation auch im übertragenen Sinn.

Man muss aber diesen Deutungsangeboten nicht folgen, „das Auge kann darin Spazieren gehen“, beschreibt Jörg Schmitz, Leiter der Camera Obscura, diesen Prozess, der in seiner Verbindung aus analogem Dia-Bild und digitaler Fotografie auch mediengeschichtlich bedeutsam ist. „Lost & Translation“ – der Titel der Ausstellung weist auf diesen technischen Wandel der Fotografie und den Übersetzungsprozess des Analogen ins Digitale hin.

„Ich mag Schwarzweißfotografie“

„Ich mag Schwarzweißfotografie, das Grobkörnige der analogen Fotografie und die Konzeptkunst“, kommentiert Tröger ihr Schaffen. Mit 14 fing sie an zu fotografieren, lernte dann das Handwerk am Fritz-Henßler-Berufskolleg in Dortmund, reiste durch Europa und in die USA. Später kam sie auch zum Bildjournalismus.

Beide Formen, den dokumentarischen wie künstlerischen, verbindet Tröger in ihren Fotografien: „Ich fange an zu planen und stelle fest: Es kommt etwas anderes dabei heraus. Planung ist nur der Anfang, nicht das Ende meiner Arbeiten.“

Vernissage am Sonntag um 11 Uhr. Eintritt frei. Danach: mittwochs bis sonntags, 10-17 Uhr. Eintritt: 4,50 Euro, Kinder: 3,50 Euro.