Mülheim. In Stadthalle und Ringlokschuppen geben sich die Schwergewichte aus Comedy und Co die Klinke in die Hand. Wie Ute Lemper die große Dietrich ehrt.

Eigentlich dürfte man sich bis zum Jahresende abends nichts mehr vornehmen, denn allein mit dem diesjährigen Mülheimer Satire-Programm hätte man genug zu tun: Sebastian Puffpaff, Wilfried Schmickler, Jochen Malmsheimer, Herbert Knebel, Jürgen Becker, Abdel Karim sind nur einige der vielen Größen, die sich in Mülheim die Klinke in die Hand geben als wäre Satireschlussverkauf.

Stakkato der satirischen Schwergewichte

Oh du fröhliche: Jochen Malmsheimer serviert das kabarettistische Weihnachts-Aperitif.
Oh du fröhliche: Jochen Malmsheimer serviert das kabarettistische Weihnachts-Aperitif. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Die Kulturgut-Reihe – die seit Jahren ein Stelldichein der deutschen Kabarettszene nach Mülheim holt – spielt nun die Trümpfe im Wochentakt auf. Den Aufschlag macht Stand-up-Comedian Maxi Gstettenbauer mit dem neuen Programm „Lieber Maxi als normal“ am Donnerstag, 12. September, im Ringlokschuppen. Nur einen Tag später (13. September) meldet sich Puppenspieler Michael Hatzius mit seiner Echse zu Wort: „Echsoterik“ nennt er seinen neusten Streich mit dem Zigarre schmauchenden Dickhäuter.

Apropos Schwergewicht: Das erste kabarettistische füllt gleich einen weiteren Tag drauf (14. September) den Mülheimer Theatersaal. Sebastian Pufpaff verspricht nicht nur Satire im Anzug sondern er ist einer der schärfsten Beobachter seiner Zunft. In „Wir nach“ schaut Pufpaff auf die Auswüchse von Fakenews und sozialen Medien.

Eminenzen der Wortgewalt

Wilfried Schmickler lässt sein Wortgewitter am 30. November in der Stadthalle los.
Wilfried Schmickler lässt sein Wortgewitter am 30. November in der Stadthalle los. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Und wo wir gerade dabei sind: Urgestein Wilfried Schmickler sieht „kein Zurück“ mehr – und reitet seine Verbal-Stampeden wieder forsch gegen die politisch Gestrigen. Am 30. November fällt er über die Stadthalle her. Mitternachtsspitzen-Kollege Jürgen Becker ist kurz vorher da und verkündet am 22. November schon das „Volksbegehren“ – auch wenn die Abstimmung über die Zukunft der Mülheimer VHS da längst durch sein dürfte.

Nicht weniger Wortgewaltiges und schon gar keine „Stille Nacht“ darf man von Jochen Malmsheimer erwarten, der eine Woche vor Heiligabend (17. Dezember) hereinschneit. Im Schlepptau: Uwe Rössler und das Tiffany Ensemble.

Witz ist auch weiblich

Wer nun glaubt, das Kabarett gehöre der frotzelnden Alt-Herren-Riege: Frau Jahnke ist nur einer der bekanntesten Satireschwestern. Am 1. November lädt sie zum „Damenlikörchen aus HH!“ ebenfalls in die Stadthalle. Anny Hartmann, die mal als Volkswirtin bei der Sparkasse schaffte, hat glücklicherweise längst das Bankwesen der Satire geopfert: In „No Lobby is perfect“ zeigt sie am 27. September, warum ihre Wortkunst dennoch eine sichere Bank ist.

Ob jeder auch Idil Baydar kennt? Ihre Kunstfigur Jilet Ayşe – die Kreuzberger Klischee-Türkin – vermutlich schon. Wie sie die Vorurteile über Deutschtürken und gleichsam die deutsche Gesellschaft vorführt, ist wahrlich „Ghettolektuell“. Und so heißt übrigens auch ihr neues Programm für den Ringlokschuppen am 15. November.

Auch der Nachwuchs ist dabei

Im beliebten Best of Poetry Slam zeigt der komödiantische und kabarettistische Nachwuchs sein Können. Am 11. Oktober, 20 Uhr, schauen die jungen Wortakrobaten im Ringlokschuppen vorbei.

Das volle Programm von A wie Abdel Karim bis S wie Kai Magnus Sting sowie Tickets und Preise gibt es auf www.kulturgut-muelheim.de

Viel Lokalkoloritt und auch Besinnliches hat die Kulturgut-Reihe bis zur Jahreswende eingeplant: Zwei Mal darf mit Anja Lerch gesungen werden (20. September und 19. Dezember), Ute Lemper ehrt mit einem Abend (7. Oktober) musikalisch die große Marlene Dietrich und der Mülheimer Kabarettist Rene Steinberg ruft: „Freuwillige vor – wer lacht, macht den Mund auf“ (7. November). Wo er recht hat...