Mülheim. . Bei seinem Auftritt in der Mülheimer Stadthalle lässt Kabarettist Jochen Malmsheimer derbe Beschimpfungen wie liebliche Poesie erscheinen.
Jochen Malmsheimer ist kein Wortakrobat. Der Kabarettist im klassischen Karohemd ist eher ein durchbrausender Zug vor der Entgleisung oder auch mal wie ein leicht angegorener Kartoffelsalat – das wortreich Gebotene entfaltet bei ihm immer einen unerwarteten Nachgang. Aus seiner neuen „Dogensuppe mit Einlagen“ durften die Mülheimer in der ausverkauften Stadthalle am vergangenen Mittwoch in gewohnter Weise kosten – mit Vorsicht.
Denn wie war das gleich noch? Bei Malmsheimers ausschweifenden Verbaleskalationen darf man seinen Ohren nicht trauen: Hat er da etwa nur einen stechenden Furz in einem viel zu engen Reisebus nach Venedig beschrieben? Sollte man über diesen gelegentlich profanen Pennälerhumor lachen? Man muss. Denn kaum schwingt das verbale Florett so flott wie er, kann derbste Beschimpfungen wie liebliche Poesie erscheinen lassen. Seine verbalen Höhenflüge sollen nur für die richtige Fallhöhe sorgen.
Aufwändige Wortkleider
Seine Geschichte einer Reise im Bus ist dabei auch nur als kartoffelige Beilage zu verstehen, die letztlich aber zum appetitlichen Sprachschmaus führt: „Sie Xanten sich zwei Tage. Soest die Liebe“ sinniert der gebürtige Essener, gequält von der Tristesse vorbeirauschender Städte. Oder er philosophiert über den Genuss von Salz. „Es müsste männlich ‘der’ Salz heißen, weil es in der Lage ist, mit wenig Aufwand Mahlzeiten zu ruinieren.“
Neben den zur Schau gestellten aufwändigen Wortkleidern des scheinbar profanen Alltags lässt der Kabarettist sich allerdings immer wieder gerne in seine eigentliche Garderobe schauen: Von wegen einfaches Karo – bissig fällt er dann über den Stumpfsinn von Talkshows her, entkleidet kinderleicht die dürre Bildungspolitik eines G8 und entleert kunstvoll den „braunen Klärschlamm“ eines aufquellenden Rechtspopulismus. „Nur Bildung macht klug. Geistiger Besitz belastet nicht – schalten Sie zuhause die Glotze aus und nehmen Sie ein Buch in die Hand“, empfiehlt beim Rausgehen der gelernte Buchhändler. Aber erst nach der Zugabe.