Mülheim. Polizei und Stadt appellieren an die Eltern, ihre Kinder zur Schule laufen zu lassen. Trotzdem gibt es immer wieder Probleme mit Elterntaxis.

Wenn in dieser Woche die genau 1500 Mülheimer i-Dötzchen ihre ersten Schultage erleben, wird es morgens wieder voll vor den Grundschulen: Elterntaxis blockieren die Straßen. „Einige Eltern meinen immer noch, dass sie ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren müssten“, sagt Wolfgang Packmohr, Verkehrs-Direktionsleiter in Mülheim und Essen. Polizei, Schulen und Stadt versuchen, dem entgegenzuwirken.

Denn mit den Elterntaxis gefährdeten sie nicht nur unter Umständen andere Kinder, wenn sich der Verkehr vor den Schultoren knubbelt, sondern nähmen ihren Kinder auch die Erfahrung, den Straßenverkehr kennenzulernen. „Erstklässler müssen die Kompetenz als Fußgänger lernen.“ Augenkontakt mit Autofahrern halten, wissen, wann eine Situation gefährlich werden kann – all das helfe Kindern, wenn sie später aufs Fahrrad, aufs Mofa, aufs Auto umsteigen.

Schulwegbegleitung: Engagement der Eltern lässt nach

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Fünf Kinder sind in diesem Jahr zwischen Januar und Juli auf ihrem Schulweg in Mülheim verletzt worden; vergangenes Jahr waren es sechs im gleichen Zeitraum. 22 leicht und vier schwer verletzte Kinder gab es generell im Mülheimer Verkehr. Damit liege laut Packmohr die Stadt etwa im NRW-Durchschnitt.

Um Unfälle zu vermeiden, arbeiten Polizei und Verkehrswacht daran, Kinder möglichst früh an den Straßenverkehr heranzuführen. Sie besuchen Kitas, sind auf den Schulwegen präsent, steuern gegen, wenn es dort Probleme gibt. „Wir würden allerdings gerne die Eltern mehr mit einbeziehen“, sagt Packmohr. „Das Engagement hat nachgelassen.“ Viele hätten keine Zeit, sich einzubringen. Schülerlotsen sind kein Standard. „Das ist schade, denn es zeigt sich: Wo Schülerlotsen sind, passieren keine Unfälle.“

Unfälle auf dem Schulweg

Die Statistik erfasst bei Schulwegunfällen nur die der Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs waren – nicht die derjenigen, die mit dem Auto gebracht wurden.

In ganz Nordrhein-Westfalen sind 2017 1082 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren auf dem Schulweg verunglückt, sechs davon wurden getötet. Die Zahl der Unfälle stagniert in den vergangenen Jahren in etwa. 2013 wurden 1106 Kinder verletzt.

„Viele Eltern haben Bedenken, ihre Kinder alleine laufen zu lassen“

Auch an der Grundschule am Dichterviertel gibt es keine Lotsen, aber den „Walking-Bus“, der sich, sagt Co-Rektorin Jana Groß, bewährt hat. Eltern bringen ihre Kinder zu einer Sammelstelle, von dort aus gehen sie gemeinsam, mit einem Elternteil, zur Grundschule.

„Viele Eltern haben Bedenken, ihre Kinder alleine laufen zu lassen“, sagt Jana Groß. „Wir versuchen, immer wieder mit ihnen zu sprechen, ihre Kinder zu stärken, damit sie selbstbewusst in Gefahrensituationen reagieren können.“ Denn auch an der Grundschule am Dichterviertel staut sich der Verkehr kurz vor Schulbeginn.

Selbstständige Kinder können Gefahren besser einschätzen

Auch Schuldezernent Marc Buchholz appelliert an die Eltern, die Eigenverantwortung der Kinder zu stärken. „Risiken kann man nie ganz ausschließen“, sagt Buchholz, „aber wenn Kinder gut angeleitet werden, führt das zu mehr Selbstständigkeit“.

Und das helfe nicht nur auf dem Schulweg, sondern auch, wenn Kinder draußen spielen und dort Gefahren besser erkennen können. Buchholz’ Bitte an die Eltern: „Hinterfragt euch kritisch selbst: Ist es nötig, dass eure Kinder gefahren werden?“