Mülheim. Rund 2500 Zuhörer feierten auf der MüGa-Wiese mit „Marmalade“ und die Rattles. Albert Hammond servierte eine eigene Hitparade mit Superstar-Songs.
Eigentlich finden die wunderbaren Retro-Konzerte der „Ruhrbühne“ im schnuckligen Innenhof von Schloß Broich statt. Und dort war im vergangenen Jahr der Auftritt von Chris Norman echt toll. Jetzt feierte man ein heiteres Wiederhören mit Star-Bands längst vergangener Jugendtage restaurierungsbedingt neben dem alten Gemäuer auf der großen MüGa-Wiese – und die war echt voll.
Gleich drei angesagte Top-Bands kamen zur diesjährigen Ruhrbühne
Denn rund 2500 Zuhörer meist gereifteren Alters kamen zur von Stefan Falkenberg entspannt präsentierten Hit-Parade mit gleich drei weiland höchst angesagten Top-Acts. Und freuten sich im weiten Rund bei angenehmen Temperaturen darüber, dass es in Mülheim ebenso wenig regnete wie in Southern California.
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Bis zur Verkündigung dieser altbekannten Weisheit von Albert Hammond musste man allerdings lange warten, was angesichts der gebotenen musikalischen Bespaßung nicht weiter schwerfiel. Apropos Warten: Ans non-stop fließende Stauder kam man ziemlich flott, während für eine Currywurst doch satte 40 Minuten Schlange-stehen angesagt war.
Packende Guitar-Lines von den Schotten von „The Marmalade“
Man nahm’s auch deshalb gelassen, weil währenddessen die Schotten von „The Marmalade“ um den in spaßigem Deutsch plaudernden Sänger und Lead-Gitarristen Sandy Newman nicht mit den guten alten Songs der späten 60er bis frühen 80er Jahre geizten. Satt geerdet von Jan Robinson am Rickenbacker-Bass, der den öligen Charme eines amerikanischen Autoverkäufers ausstrahlte, funkelten über packenden Guitar-Lines jede Menge „Lovin’ Things“ bis hin zu ihrem Number-One-Coverhit „Ob-La-Di, Ob-La-Da“, den natürlich alle begeistert mitsangen. Und bei dem noch erfolgreicheren „Reflections of My Life“ mit verträumtem Lächeln sich ihres eigenen erinnerten.
Nach erfreulich kurzer Umbau-Pause legte der Nostalgie-Trip noch einen Zacken zu. Denn nun jagten „The Rattles“, einst Deutschlands Antwort auf die Beatles, mit dem inzwischen 76-jährigen Original-Bassisten Herbert Hildebrandt dermaßen druckvoll durch die Musikgeschichte, dass einem nur so die Ohren schlackerten.
Eine abwechslungsreiche Show, die die Stimmung mit „The Witch“ zum Sieden brachte
Da trommelte Dicky Tarrach mit Double-Time auf der HiHat die beinharten Beats zu solchen Klassikern wie Chuck Berrys „Johnny B. Goode“, die in lässigem Flow immer wieder mit Material der alten Kollegen aus dem „Star Club“ aufgemischt wurden. Samt cooler Gitaren-Soli quer durchs Repertoire von „Mashed Potatoes“ bis „Twist and Shout“, obwohl die Instrumentierung mit zwei Paulas, den berühmten Gibson-Klampfen, auf Dauer eher eintönig wirkte. Eine verdammt abwechslungsreiche Show, die mit „The Witch“, einem weltweit gefeierten Wendepunkt in der „Rattles“-Historie, die Stimmung zum Sieden brachte.
Altstar Albert Hammond lockt Tausende zum Schloß Broich
Erstaunlicherweise ging es danach mit dem auch schon 75 Jahre alten Hit-Maker Albert Hammond deutlich gemütlicher weiter, der mit Verve und großer Stimme seine größten Erfolge für Stars wie Tina Turner („I Don’t Wanna Lose You“), Art Garfunkel („99 Miles from LA“) oder Diana Ross („When You Tell Me That You Love Me“) vor grundsolider Band ziemlich gefühlig kredenzte. Was irgendwie schwer an „Kuschel-Rock Vol. 1-13“ erinnerte, aber seine 4000 Zuhörer immer wieder zu Jubel-Arien hinriss.
Eindrucksvolle Albert-Hammond-Hitparade mit prallem Zugabenreigen
Als er dann sein von Willie Nelson und Julio Iglesias unsterblich gemachtes „To All the Girls I’ve Loved Before“ anstimmte, da trat doch dem ein oder anderen in Ehren gereiften Girl vor der „Ruhrbühne“ doch glatt ein Tränchen in die gerührten Augen.
Erst im prallen Zugabenreigen gab es auf Platz 30 der eindrucksvollen Albert-Hammond-Hitparade schließlich „It Never Rains in Southern California“ unterm glücklich leuchtenden Sommer-Mond. Das Programm für das kommende Jahr steht übrigens schon: Die Ruhrbühne-Fans dürfen sich auf Suzi Quatro freuen.