Mülheim. An der Aktienstraße ist eine Schmuddelecke weg. Eine Politikerin spricht Nachbarn an und erhält Unterstützung. Blumen und Gesichter blühen auf.

Lavendel, Wildrosen, Sommerflieder und Monschaublumen verschönen jetzt den kleinen Platz vor dem Eingang zur U-Bahn-Haltestelle Aktienstraße. „Das sieht toll aus“, lobt Roswitha Possmann.

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Die Seniorin ist gerade mit ihren Hunden von der Mellinghofer zur Aktienstraße unterwegs. Sie sieht wie der zwölfjährige Leuwis und Britta Stalleicken die drei Blumenkübel auf dem kleinen Platz an der Ecke bepflanzen.

Zuerst sollten Betonkübel entfernt werden

Die Schmuddelecke mit Flaschen, Kippen und Kronkorken hat sich in eine blühende Oase verwandelt. „Ich mache da gerne mit, weil es sich lohnt, die Umgebung zu verschönern“, sagt Renaldo Braun. „Ich hoffe, dass sich weitere Nachbarn beteiligen und aufpassen, dass andere nicht wieder ihren Müll hier abladen.“

Fast wäre es nicht zu dieser blühenden Ecke neben der stark befahrenen Aktienstraße gekommen. Weil es so eine Schmuddelecke war und die leeren Pflanzkübel vielen als beliebter Abfallbehälter dienten, hatte sich die SPD-Faktion in der Bezirksvertretung 1 dafür stark gemacht, die Betonschalen zu entfernen. „Die brauchen wir dort nicht mehr“, sagte Fraktionssprecher Peter Pickert.

„Die Kübel können entfernt werden“, hatte Roland Jansen vom Amt für Verkehrswesen und Tiefbau geantwortet. Die Kosten für Abtransport und Entsorgung lägen bei 1500 Euro. Allerdings gebe es wegen der vorläufigen Haushaltsführung jetzt kein Geld für solche Verschönerungen.

Viele sind froh, dass etwas Positives passiert

Das lies Britta Stalleicken von den Grünen nicht ruhen. Sie bat um Vertagung der teuren Angelegenheit. Sie klopfte im Viertel bei den Nachbarn an und fragte, wer mit ihr den kleinen Platz aufwerten und die Blumenkübel bepflanzen würde. „Das war viel einfacher, als ich gedacht hätte.“

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Bei mehreren Geschäftsleuten blühten sofort die Gesichter auf. „Da kommt eine Politikerin, die uns unterstützt. Die packt auch mit an“, freut sich Renaldo Braun. Er betreibt neben an einen Kiosk und kennt sein Publikum aus der Umgebung. „Manche wundern sich, dass sich hier etwas bewegt. Die meisten sind jedoch froh, dass sich etwas Positives bewegt und die Schmuddelecke weg ist.“

Etwas Kontrolle muss noch sein

Die Bezirksvertretung 1 fördert Nachbarn

Rund 270 Euro hat die erste Ausstattung der Betonkübel gekostet. Die sollte die Bezirksvertretung 1 aus ihrem Topf der Verfügungsmittel bezahlen und die Nachbarschaftsinitiative damit fördern, bat Britta (Grüne) Stalleicken die anderen Parteienvertreter.

Hansgeorg Schiemer (CDU), Eva-Annette Klövekorn (MBI) und Peter Pickert (SPD) bedankten sich für ihren Einsatz und signalisierten ihre Zustimmung. 270 Euro für gute Pflanzen statt 1500 Euro für das Wegräumen der Kübel seien ein Unterschied. Pickert zog anschließend den Antrag seiner Fraktion zurück: „Die Verschönerung der Nachbarschaft ist mehr wert.“

Was jetzt noch fehlt: „Direkt am Eingang brauchen wir einen Papierkorb, an dem man auch Zigaretten ausdrücken und einwerfen kann“ haben Stalleicken und Braun erkannt. „Viele trauen sich schon nicht mehr, ihre Flaschen, Dosen und Becher in den Kübeln abzuwerfen“, sagt Braun. Wenn er aber nicht jeden Tag die Rest dort wegnehmen würde... „Ohne etwas Kontrolle klappt das heute leider nicht mehr.“

„Es macht mir Spaß, vor der Haustür Blumen zu haben“, sagt Leuwis. Aus seinem Fenster kann er die Blüten auch von oben sehen, die er gerade eingepflanzt hat. „Meine Mutter freut sich auch über die Blumen.“ Die Nachbarin habe auch gesagt, das sähe viel schöner aus als vor zwei Wochen.

Pflegepatenschaft wird vorbereitet

Die Kübel sollen das ganze Jahr über schön aussehen, sind sich Renaldo Braun, seine Schwester Irmgard sowie die anderen Nachbarn einig. „Darum haben wir Pflanzen ausgesucht, die pflegeleicht sind und gleichzeitig Farbe zeigen“, beton Britta Stalleicken. Sie würden sowieso dem Anspruch der Grünen entsprechen, naturnah und heimisch zu sein.

Inzwischen haben einige Geschäftsleute eine Pflegepatenschaft zu übernehmen. Ein Wasseranschluss für das bequemere Gießen ist bereits in Vorbereitung. Im Kiosk bei Familie Braun sprechen die Gäste bereits über die nächsten Herbstblumen. „Aber so viele passen da nicht hinein. Wir fangen klein an und sehen, wie sich die Pflanzen entwickeln“, erklärt Renaldo Braun.

Zuständigkeiten für Papierkorb noch offen

„Der hat den Grünen Daumen“, erkennt Britta Stalleicken an. „Sie ist sich nicht zu fein, die Hände mit Blumenerde dreckig zu machen“, kommt das Lob zurück. „Hier hat sich ein neues Verschönerungsteam gefunden“, schmunzelt Roswitha Possmann.

Fehlt noch eine kleine Nachbesserung: Direkt am Eingang zur U-Bahn-Station fehlt noch ein Papierkorb mit der Möglichkeit, dort auch Kippen auszudrücken und einzuwerfen.