Essen/Mülheim. Team von Spezialisten der Polizei Essen wird ab Herbst schwere Unfälle akribisch dokumentieren. Zum Einsatz kommt dann auch ein 3D-Laser-Scanner.
Die Essener Polizei gibt Gas, um schon bald schwere Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten oder Toten schneller aufklären und detaillierter dokumentieren zu können: Am 15. Oktober soll eine geplante Taskforce aus besonders geschulten Beamten an den Start gehen, die mit Hilfe neuester Technik Unfallorte und deren Spurenlage so akribisch untersuchen wie Tatorte, an denen ein Verbrechen geschehen ist.
Wie Wolfgang Packmohr, Chef der Verkehrsdirektion der Polizei Essen/Mülheim, am Mittwoch bestätigte, hat das Düsseldorfer Innenministerium jetzt grünes Licht für das Projekt mit insgesamt 13,5 Stellen gegeben. Nun könne die Aus- und Fortbildung der Beamten beginnen. Bewährt sich die Arbeit des Unfallaufnahmeteams auf den Straßen in Essen und Mülheim, soll es seine Fähigkeiten „später auch anderen Behörden anbieten“, sagte der Polizeidirektor.
Über Mangel an Arbeit werden sich die zwölf Experten, von denen allerdings nur vier der Behörde zusätzlich zugeteilt werden, kaum beklagen können. Denn zuletzt zählte die Polizei in Essen nicht nur mehr Verkehrsunfälle insgesamt, sondern auch mehr Verunglückte, die mehr schwere Verletzungen davon getragen haben, während vier Menschen im vergangenen Jahr ihr Leben verloren.
386 Menschen wurden 2018 auf Essens Straßen schwer verletzt
Mit 2160 Personen verunglückten 62 mehr. 172 davon waren Kinder, 306 Senioren und 374 Radfahrer. Dass gleich 92 der verunglückten Radler schwere Verletzungen erlitten, war eine Größe, die deutlich auf die Gesamtzahl der Schwerverletzten durchschlug: Die nahm um 23 auf 386 Fälle zu.
Das VU-Team soll genau diese Unfälle mit Toten, mit Schwerverletzten, mit Unfallfluchten, bei denen Menschen zu Schaden kamen, und möglichst auch alle Unglücke mit Kindern ganz genau in den Blick nehmen. Tag und Nacht können die Beamten des Wach- und Wechseldienstes, die in der Regel als erste vor Ort sind, ihre Kollegen zu diesem Zweck alarmieren. „Die Teams werden auch zur Nachtzeit und an den Wochenenden im Einsatz sein“, sagte Packmohr.
Die Bearbeitung eines Unfalls bleibt künftig in einer Hand
Das Aufnahmeteam, das ständig in Rufbereitschaft sein wird, verfügt über einen Einsatzwagen, der ausreichend Technik an Bord hat, um den Unfallort akribisch aufzunehmen: Dazu gehört unter anderem ein Laser-Scanner, mit dem das Geschehene binnen kürzester Zeit dreidimensional und präzise festgehalten und rekonstruiert werden kann. Das Gerät befindet sich bereits im Bestand der Essener Polizei befinden, die bislang darauf angewiesen war, im so genannten Monobildverfahren einzelne fotografische Segmente einer oft sehr komplexen Spurenlage mittels Computer zu einer Gesamtskizze zusammenzufügen – was nicht nur zeitaufwendiger, sondern auch ungenauer als das 3-D-Verfahren ist.
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Mit Hilfe des Scanners soll die Taskforce die Unfälle nicht nur aufnehmen, sondern auch ein Modell des Ortes produzieren. Das mache eine genauere Untersuchung möglich und führe schneller zu präziseren Erkenntnissen über die mögliche Ursache eines Unfalls. Die Bearbeitung eines Geschehens soll zudem künftig in einer Hand bleiben. Die Spezialisten verwerten ihre Erkenntnisse konsequent, um sie schließlich zur strafrechtlichen Bewertung an die Staatsanwaltschaft weitergeben zu können.