Mülheim. Harald Rauhut entdeckte am Dienstagmorgen ein junges Reh im Garten, der an der Hauptverkehrsader Kaiserstraße liegt. Doch wer ist zuständig?

Noch flitzt der offenbar junge Rehbock am Dienstagmittag von links nach rechts entlang des Gartenzauns, leckt dabei hektisch mit der Zunge über die Schnauze. Harald Rauhut, dem das Grundstück an der Kaiserstraße gehört, ist besorgt über das Wohlergehen des Tiers, aber auch über die vorbeiziehenden Autos: „Was ist, wenn es auf die Straße rennt?“

Im Gestrüpp der Zuständigkeiten

Seine Bemühungen, eine zuständige Institution zu erwischen, die das scheue Tier einfängt und so vor Schaden bewahrt, versanden zunächst ohne Erfolg. Polizei und Feuerwehr laufen bei ihm auf, „sie haben mir dann aber erklärt, dass sie nicht zuständig seien“. Das gebe sich, irgendwann rennt es wieder raus’, sei die Antwort gewesen. Ein Sprecher der Berufsfeuerwehr bestätigt: „Für Wildtiere sind wir nicht zuständig und auch nicht ausgerüstet.“ Bei einer Hauskatze im Baum sähe das anders aus. Sie würde man bergen. Und auch um ausgebüchste Nutztiere kümmert sich die Feuerwehr.

Also abwarten? Für Rauhut wäre das kein Problem, wenn nicht der einzige Ausgang seines Grundstücks geradewegs auf die Hauptverkehrsstraße führe. „Hier geht doch eine Gefahr für das Tier und die Verkehrsteilnehmer aus, darum muss sich doch jemand kümmern“, verzweifelt der Eigentümer im Gestrüpp der Zuständigkeiten, denn auch der Förster, den Rauhut kontaktiert, wiegelt ab – nicht seine Baustelle.

Das Ordnungsamt – wer sonst?

Aufschluss kann Stadtsprecher Volker Wiebels geben: „Die Stadt – auch die Innenstadt – ist in Jagdpachten aufgeteilt. Jedes Gebiet hat einen zuständigen Jagdpächter.“ Ein Anruf beim Ordnungsamt (Leitstelle: 455 32 75) und der ihr unterstehenden Unteren Jagdbehörde kann in einem solchen Fall weiterhelfen. Nur dort hatte Rauhut sich nicht gemeldet. „Wir haben, nachdem wir nun davon erfahren haben, den zuständigen Pächter rausgeschickt, er wird vor Ort über Maßnahmen entscheiden“, so Stadtsprecher Wiebels.

Verirrte Rehe – gerade in dieser Nähe zum Witthausbusch – kämen in diesem Jahr immer wieder vor. Ein möglicher Grund: Hundebesitzer, die früh mit ihrem unangeleinten Hund unterwegs sind, und deren Vierbeiner dann die äsenden Tiere aufscheuchen. Die Rehe flüchteten panisch, manche von ihnen landen in den nahe liegenden Gärten.

Oftmals scheuchen Hunde die Rehe auf

„Hunde dürfen im Witthausbusch ohne Leine laufen“, hält Wiebels fest, allerdings müssen sie abrufbar sein, egal ob ein Jogger, Wildschwein oder eben ein Reh vorbeiliefe. Gegen 15.15 Uhr kann die Stadt vermelden: Pächter und Helfer haben das Tier einfangen können und es sicher in sein Revier am Witthausbusch zurückgebracht.