Mülheim. Stefan Borrmann hatte einen Termin zur Behandlung eines bösartigen Lungentumors im Evangelischen Krankenhaus Mülheim. Doch der Termin platzte.
Keine Aufnahme ins Krankenhaus, weil das Personal fehlt? Stefan Borrmann will das nicht glauben, als er an einem Mittwochmorgen zum vereinbarten Bronchoskopie-Termin ins Evangelische Krankenhaus kommt. Man könne ihn nicht im vorgesehenen Zwei-Bett-Zimmer aufnehmen, habe man ihm gesagt, erzählt Borrmann, es gebe auf der Station zu wenig Pflegekräfte. Nach einer Stunde Verhandlung muss der Mülheimer ergebnislos wieder nach Hause fahren. Neuer Termin: übermorgen.
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„Wie steht es um das Patientenwohl?“, fragt der 72-Jährige, spare das Krankenhaus etwa am falschen Personalende? Seit mehr als einem Jahr kennt Stefan Borrmann seine Diagnose: Ein bösartiger Tumor ist in seiner Lunge, er hätte eigentlich nur noch kurze Zeit zu leben gehabt. Doch Borrmann kämpft bisher dagegen an. Erfolgreich – „ich bin jetzt im Plus-Bereich“.
„Die fachärztliche Behandlung ist einwandfrei“
Seit Januar 2018 geht er im Evangelischen Krankenhaus Mülheim regelmäßig zur notwendigen Bronchoskopie. Der Ablauf ist seit jeher fast gleich: Anreise, Untersuchung mit chirurgischem Eingriff, einen Tag Übernachtung, um mögliche Folgen, die innerhalb von zwölf Stunden auftreten können, schnell zu behandeln. „Die fachärztliche Behandlung ist einwandfrei“, lobt Borrmann das EKM.
Dabei wird der Mülheimer stets in einem Zwei-Bett-Zimmer untergebracht, dafür bezahlt Borrmann extra eine kostspielige Zusatzversicherung – die Kosten: in Höhe eines mehrwöchigen Urlaubs.
Patient: Angeblich fehle Pflegepersonal zur Betreuung
Doch an diesem Mittwoch ist es offenbar anders, als der 72-Jährige gegen 10.15 Uhr von den Johannitern zur Kontrolle seiner Lunge gebracht wird. Ein Zimmer in der Abteilung 6a ist ihm vom Krankenhaus – wie in der Vergangenheit üblich – mit dem Termin zugesagt worden. Am Empfang aber habe man ihn zur Abteilung 9 geschickt. Dort habe man ihm nur ein Drei-Bett-Zimmer angeboten, sagt Borrmann.
Auf Nachfrage, warum er in diese Abteilung verlegt werden solle, habe man ihm mitgeteilt, dass die 6a keine Patienten aufnehmen würde, da aktuell das Pflegepersonal zur Betreuung fehle. Angeblich gebe es deswegen im ganzen Haus keine Neuaufnahmen in Zwei-Bett-Zimmern für Männer, schildert Borrmann.
„Man hätte die unnötige Hin- und Rückfahrt gespart“
Er ist damit nicht einverstanden, da er extra diesen Termin vereinbart hat, zusätzlich versichert ist, und damit für eine Zwei-Betten-Unterbringung bezahlt hat. Auch die Behandlung sei dort durchaus besser als in Zimmern mit mehr Betten.
Doch das Krankenhaus bietet an diesem Tag nicht die gewünschte Lösung an: Nach einer guten Stunde ergebnisloser Diskussion in der Abteilung 9 soll Borrmann „übermorgen“ wiederkommen. Der 72-Jährige ist verärgert: „Wenn man vorher Bescheid gesagt hätte, dass Personal fehlt, hätte man die unnötige Hin- und Rückfahrt gespart. Das Warten haben die Johanniter Zeit und die Krankenkasse Geld gekostet.“
Krankenhaus widerspricht der Schilderung
Wollte das Krankenhaus aus finanziellem Interesse nicht absagen?, fragt Borrmann, und was zählt das Patientenwohl? Auf Anfrage der Zeitung widerspricht das Krankenhaus der Schilderung des Patienten – es steht Aussage gegen Aussage.
„Es ist richtig, dass Herr Borrmann nicht, wie vorher vereinbart, auf der 6a untergebracht werden konnte, da am Aufnahmetag auf dieser Station alle Zimmer belegt waren“, teilt eine Sprecherin mit. Leider sei Herr Borrmann darüber nicht im Vorfeld informiert worden, stattdessen habe die Planung vorgesehen, ihn in einem Zimmer auf der Station 9 unterzubringen, „hier natürlich ebenfalls in einer Zweibett-Belegung“, betont die Sprecherin.
Krankenhaus entschuldigt sich beim Patienten
Bei der Station 9 handle es sich ebenfalls um eine für seine Behandlung optimale Station, da diese kardiologisch/pneumologisch belegt werde. Die Sprecherin macht deutlich: „Das Krankenhaus bedauert sehr, dass es zu diesem Versäumnis und dadurch in Folge zu Unannehmlichkeiten für Herrn Borrmann kam. Vertreten durch unser Beschwerdemanagement haben wir ein Gespräch mit Herrn Borrmann geführt, um uns persönlich zu entschuldigen.“