Mülheim. Die Mülheimer Dirk Tackenberg (57) und Romina Kochs (27) sprechen über die schönen Seiten ihres Berufs, den sie immer wieder ergreifen würden.

Ein Job in der Alten- oder Krankenpflege hat heute nicht das beste Image. Das ärgert Menschen wie Dirk Tackenberg (57) und Romina Kochs (27), die sich immer wieder für ihren Pflegeberuf entscheiden würden. Beide sind erst auf Umwegen zu ihrem Traumberuf gekommen, beide wissen ganz genau, was sie an diesem Beruf begeistert.

Altenpflegerin im Wohnstift Raadt ist Romina Kochs, zehn Jahre macht sie das schon mit Freude. Der 57-jährige Dirk Tackenberg ist Intensivpfleger am Evangelischen Krankenhaus (EKM), auf 37 erfüllende Berufsjahre blickt er zurück. Beide haben in den Häusern, in denen sie jetzt arbeiten, auch ihre Ausbildung gemacht.

Beide Pflegekräfte kamen über Umwege zu ihrem Beruf

Romina Kochs wollte eigentlich Friseurin werden, eine Praktikumsstelle fand sich aber nicht. Im Altenheim, da, wo sie überhaupt nicht hin wollte, war dann etwas frei. Eine Woche ist ok, dachte sie sich. Es wurden dann zehn, freiwillig hat sie verlängert. „Ich durfte als Praktikantin viel mit den Bewohnern arbeiten, auch allein“, erinnert sie sich. „Ich hatte das Gefühl, dass da viel Vertrauen war. Das hat mich gestärkt und stolz gemacht mit meinen 16 Jahren.“

Dirk Tackenberg wollte nach der Schule Maschinenbau studieren, zuvor sollte der Zivildienst absolviert werden. „Geh doch ins Krankenhaus“, rieten ihm Freunde. „Anfangs ging es gar nicht“, schmunzelt er bei der Erinnerung, wie ihm auch mal schlecht geworden ist beim Anblick einer großen Wunde. „Das war ein bisschen zu viel für meine 18 Jahre.“

Ausbildung zum Krankenpfleger anstelle des Maschinenbaustudiums

Am Ende ging es dann doch, und zwar so gut, dass er eine Ausbildung zum Krankenpfleger machte. „Das Team war nett, die Leute haben mich gut aufgenommen, und Maschinenbau war irgendwie doch nicht so meins.“

Vorurteile, ja die habe er anfangs auch gehabt. Doch schon im Praktikum hat er auch ganz andere Sachen gesehen: „Der Job ist so vielseitig, das geht ja auch weit in den technischen Bereich hinein.“

Die Vorurteile, die kennt Romina Kochs auch: „Man wird ja oft reduziert aufs Waschen und Füttern. Viele sagen: Respekt, dass du das kannst, ich könnte es nicht.“ Tackenberg ergänzt: „Man wischt den Leuten ja auch nicht permanent den Po – die meisten können das noch selber.“

Aufstieg und Karriere auch in der Pflege möglich

Aufstieg und Karriere, natürlich gehe das auch im Pflegeberuf, sagen Romina Kochs und Dirk Tackenberg. Sie haben sich nach der Grundausbildung fort- und weitergebildet.

Romina Kochs ist Expertin für Wachkoma und Beatmung, Dirk Tackenberg arbeitet auf der Intensivstation mit viel Medizintechnik.

Der Mensch stehe immer im Mittelpunkt, dem man mit Respekt begegne, auch mit seinen Ängsten. „Es gibt keine schwierigen Patienten“, sagt Tackenberg. „Manche sind Herausforderungen“, ergänzt Kochs.

Zuhörer und Problemlöser

Näher als eine Pflegekraft kommen aber sonst nur die Angehörigen einem Menschen. „Die Bewohner sehen uns als Familie an“, sagt Altenpflegerin Kochs. „Wir sind Zuhörer, Problemlöser, wir sehen die Bewohner so, wie sie jetzt sind.“ Angehörige verstünden oft nicht, dass sich Menschen durch Erkrankungen verändern können, daher vertrauten sich die Bewohner oft den Pflegenden an.

Auch die Sterbebegleitung kann erfüllend sein

Dirk Tackenberg hat lange in der Onkologie gearbeitet. Auch die Sterbebegleitung, sagt er, sei erfüllend. Romina Kochs hat oft genug Patienten und Familien auf dem schweren letzten Weg unterstützt. „Da gibt es auch traurige Momente“, sagt sie, die von sich sagt, durch ihre Arbeit schneller erwachsen geworden zu sein. „Ja. Aber man reift daran“, ergänzt Tackenberg. Und wird bestenfalls aufgefangen im Team. „Pflege ist immer Teamarbeit, egal wo man ist. Im Team sind auch Belastungen besser zu ertragen“, sagt Tackenberg.

Beide haben solche Erlebnisse gehabt, dass sich Menschen, denen es sehr lange sehr schlecht ging auf der Intensiv- oder auf der Wachkoma-Station, sich wieder fast vollständig erholt haben. Und nach langen Monaten das Haus dann auf den eigenen Beinen wieder verlassen konnten. Beide sind überzeugt: „Es lohnt sich immer, alles zu geben.“