Mülheim. Im Ferienkurs „Fit in Deutsch“ verbessern ausländische Kinder ihre Deutschkenntnisse. Die Voraussetzung: Eine schlechte Deutschnote.

Spiele, Bücher, Süßigkeiten und Getränke stehen auf dem großen Tisch zwischen den Kindern. Mit einem gezielten Griff greift Jamal nach einem Spiel, macht es auf und stellt seine erste Spielfigur auf das Brett. „Du bist dran“, sagt er und guckt Denis Will gespannt an. Jamal ist der Beste in dem Spiel – eine Art Tic Tac Toe mit erweiterten Regeln. „Das Spiel ist einfach, allerdings muss man sich schon sehr konzentrieren“, sagt der Lernbeauftragte Will, der sich in den Sommerferien gemeinsam mit anderen Betreuern jeden Tag mit den Kindern beschäftigt.

„Spielen ist der beste Weg für Kinder, eine Sprache zu lernen“, sagt er. Der ersten Teil des Intensivkurses der Awo ist heute vorbei. In den nächsten beiden Wochen findet der zweite Teil an der Hauskampstraße statt. „Der dritte Teil dann wieder hier“, sagt Michaela Rosenbaum, Geschäftsführerin der Awo in Mülheim.

Kurse sind komplett ausgebucht

Dass der Kurs, der vom Ministerium für Schule und Bildung NRW gefördert wird und sich an alle zugewanderten Schüler richtet, überhaupt stattfinden kann, stand lange in den Sternen. „Erst vor zwei Wochen haben wir das Go bekommen“, so Rosenbaum.

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Trotz der kurzen Vorlaufzeit haben sich dann doch mehr Kinder angemeldet, als zuvor gedacht. „In dem ersten Kurs jetzt sind 22 Kinder“, so Will. Die anderen sind bereits komplett ausgebucht. Vor allem Schüler, für die der Deutschunterricht in der Schule nicht ausreicht, nehmen das Angebot an. Die Voraussetzung: Eine schlechte Deutschnote auf dem Zeugnis.

Gemeinsam mit der Lernbeauftragten Renata Margelyte-Rudiene lesen die Kinder deutsche Bücher.
Gemeinsam mit der Lernbeauftragten Renata Margelyte-Rudiene lesen die Kinder deutsche Bücher. © Nikolina Miscevic

Kinder werden individuell gefördert und gefordert

Die Kinder kommen aus ganz unterschiedlichen Gebieten. „Nicht nur aus Flüchtlingsländern. Wir haben zum Beispiel auch ein Mädchen aus Griechenland hier, das erst seit drei Wochen in Deutschland lebt“, sagt Will. Auch Kinder aus Afghanistan, Russland und Syrien sind dabei. „Es spielt keine Rolle, wie alt die Kinder sind, noch aus welchem Land sie kommen.“ Individuell werden sie gefördert und gefordert, wie zum Beispiel durch neue Spiele oder Bücher. Starres Lernen wie in der Schule gibt es nicht.

Stattdessen lernen sie spielerisch die deutsche Sprache. Und das mit Erfolg: Schon nach wenigen Tagen sind die meisten Kinder sicherer: „Bei einigen hapert es noch mit dem Schreiben“, sagt Will.

So wie bei der 10-jährigen Lamar. Nach den Sommerferien wechsele sie aufs Gymnasium, erklärt sie in einem einwandfreien Deutsch. „Wenn es ginge, würde ich direkt noch einmal den Sprachkurs mitmachen“, sagt sie. „Sie ist eine der ehrgeizigsten hier“, so Will.

Kinder wachsen zu einer Gruppe zusammen

Genau wie Samira. Die Neunjährige lebt seit drei Jahren in Deutschland und kommt bald in die dritte Klasse. „Wir haben mal Brombeeren gesammelt und die dann aufs Eis gepackt“, sagt sie stolz. Eine Wasserbombenschlacht in den vergangen Tagen habe ihr besonders gut gefallen.

Auch Ausflüge stehen auf dem Programm des Sprachkurses. Wie etwa ein Besuch im Rathaus oder in der Bücherei. „Die Kinder haben sehr viele Fragen gestellt“, sagt Will. „Vor allem Samira.“

Ein Angebot der Awo

An dem Kurs nehmen zugewanderte Kinder teil. Einige von ihnen sind erst seit drei Wochen in Deutschland, andere seit drei Jahren.

Das Programm findet jeden Tag von 9 bis 16 Uhr statt. Es gibt Frühstück und Mittagessen für die Kinder.

Die Teilnahme ist kostenlos – das Projekt wird durch das Ministerium für Schule und Bildung gefördert.

Der nächste Kurs für die Herbstferien wurde bereits von der Awo beantragt.

Doch nicht nur das Erlernen der deutschen Sprache sei Ziel des Kurses, weiß er: „Die Kinder gehen hier am Ende der Ferien raus und wissen: Wir sind eine Gruppe.“