Mülheim. Die Saarner Kirmes zog trotz durchschnittlichen Wetters 100.000 Besucher an. Mischung aus Park und Rummel funktioniert für Jung und Älter.
Ginge es nach dem Willen der Schausteller, ginge die „Saarner Kirmes“ wohl nicht mehr zurück auf ihren früheren Platz. „Der Park, die Ruhr, das Plätschern – es ist eine richtige Familienkirmes geworden“, schwärmt Herbert Norbisrath, der immerhin fünf Jahre auf dem ehemaligen Saarner „Schotterplatz“ Poffertjes gebacken hat. Nicht nur für ihn geht der Rummel im Grünen auf: Wegen der Müga als ruhigerer Rückzugszone kämen auch „Opa und Oma wieder“, meint Norbisrath.
Name soll in Mölmsche Kirmes umgeändert werden
Die Zahlen können zumindest die Beliebtheit bestätigen: Rund 100.000 Besucher hat das Mülheimer Stadtmarketing an den vier Tagen gezählt. Die MST zeigt sich zufrieden, denkt gar über eine Namensänderung in „Mölmsche Kirmes“ nach. So gut ging es der Kirmes zumindest kurz vor ihrem Ortswechsel nicht mehr. Der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, Albert Ritter, kritisierte 2010 nicht ohne Grund ein geringes Engagement der Stadtspitze und Politik. Ein damaliger Knackpunkt aus Sicht der Schausteller: die fehlende Laufkundschaft und geringe Werbung.
Zumindest die Verkehrsanbindung und die Nähe zur Innenstadt über Schloßbrücke und Radschnellweg sorgen heute dafür, dass ein Schlenker über die Kirmes leichter fällt. Kommen damit aber auch mehr Besucher? Vergleichbare Besucherzahlen gibt es nicht, nur Anhaltspunkte. „In vier Tagen machen wir heute denselben Umsatz, den wir früher in acht gemacht haben“, zeigt sich Thomas Grass, Junior-Chef der wirbelnden Break-Dance-Raupe, „sehr zufrieden“. Auch er lobt den Park an der Ruhr als „Alleinstellungsmerkmal“, das eine breite Besucherschaft anziehe.
Schausteller zufrieden mit dem Umsatz
Besucher und Umsatz okay – trotz mäßigen Wetters sieht auch Jill Lux vom „Gurkenfässchen“ keine saure Gurkenzeit kommen. Die klassische Gewürzgurke läuft in der Ruhrstadt. Ähnlich „in Ordnung“ beurteilt es auch Silvano Scotio von der Bauernschänke, obwohl die grauen Abende die Kasse nicht so stark klingeln ließen wie erhofft: „Der Ort wird gut angenommen.“
Das signalisieren auch Besucher: „Wir wollten am Freitag nicht so lang bleiben, und dann vergingen vier Stunden bis zum Feuerwerk wie im Flug“, lobt eine Frau die Live-Band am Ufer. Die Aufteilung von ruhigerem Park mit Imbiss-Geschäften einerseits und Parkplatz-Rummel mit Riesenrad, Raupe und Scooter andererseits kommt aber nicht bei jedem nur positiv an. „Für mich ist die Kirmes zu weit auseinandergezogen“, schildert eine Mutter. Zudem werde der Park durch den Rummel stärker verschmutzt, Flaschen würden in die Natur und den Teich geworfen, schildert ein Schausteller.
Kirmes wirkt auseinandergezogen und Flaschen im Park
Wesentlicher aber ist manchen die Zahl der Fahrgeschäfte – „schöner und größer“, beurteilt mancher Besucher die Kirmes auf dem alten Platz. Für eine Achterbahn, wie es sie früher gab, fehlt am neuen Standort einfach der Raum, bestätigt ebenso Peter Stermann, seit fast 20 Jahren Platzmeister hüben wie drüben. Doch insgesamt gebe es durch den Umzug nur ein Fahrgeschäft weniger. „Die Strecke, die man auf dem alten Platz laufen musste, war übrigens länger: 1,6 Kilometer“, sagt er. Wahrgenommen aber werde es aufgrund der neuen Aufteilung anders.
Gegen Flaschen im Teich und Plastik im Grün rücken am Dienstag Reinigungskräfte an, „nach zwei Tagen werden Sie nicht mehr feststellen können, dass hier eine Kirmes war“, versichert der Platzmeister.