Mülheim. Eine kleine Ausstellung in Mülheim erinnert an das Camping an der Ruhr in den 50/60er Jahren. Fotos und Campingartikel stammen aus alten Zeiten.

Zelten an der Ruhr: Was heute geordnet auf dem Campingplatz stattfindet, war in den 50/60er Jahren „in“, aber noch recht chaotisch. In Mülheim wurde daher 1956 eine Ortsgruppe des Deutschen Campingclubs gegründet, die ein „anständiges Campingleben“ führen wollte. Das geht aus Zeitungsartikeln hervor, die derzeit bei „Kunst & Geschichte“ an der Oberstraße 27 zu sehen sind. Dort läuft bis Mitte August die Ausstellung „Campingfreuden an der Ruhr in den 1950/60er Jahren“. Sie präsentiert neben Fotos auch Postkarten, Bücher und viele alte Camping-Artikel, die schon vor 60 Jahren genutzt wurden.

Ein analoges Kofferradio und eine Fanta-Flasche zählen zu den Exponaten der kleinen Ausstellung „Campingfreuden an der Ruhr in den 1950/60er-Jahren
Ein analoges Kofferradio und eine Fanta-Flasche zählen zu den Exponaten der kleinen Ausstellung „Campingfreuden an der Ruhr in den 1950/60er-Jahren", die Oberstraße 27 in Mülheim gezeigt wird. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Verein strebte anständiges Campingleben an

Bärbel Essers hat zu der kleinen, aber amüsanten Schau wohl am meisten beigesteuert. Denn: Ihr Vater Gerhard Essers besaß einst ein Camping-Geschäft in den Bahnbögen an der Bahnstraße. Der gelernte Schneider nähte und verkaufte dort Zelte. „Mein Vater hat zusammen mit Wilhelm Schwarz auch ein Auto-Campingbett für den VW Käfer erfunden oder den Auto-Rucksack „Huckepack“, der auf dem Wagendach festgebunden wurde“, erinnert sich die Tochter.

Überhaupt war das Campen damals sehr auf den Käfer ausgerichtet. Es gab auch Klapptischchen, die unter der Motorhaube verstaut werden konnten.

Aus jenen Jahren stammen nicht nur die alten Fotos, die man sich im kleinen Ausstellungsraum ansehen kann, sondern auch zahlreiche Camping-Artikel, die Bärbel Essers aufgehoben hat: ein alter Gaskocher, Plastikgeschirr, eine Luftmatratze samt Blasebalg, ein Kofferradio, Schnapsgläschen im Lederetui, alte Freiluftspiele, dicke Schlafsäcke, usw.

Vom alten Gaskocher bis zum Kofferradio

An der Wand hängt etwas, das der Camper heute kaum noch kennt: ein Waschtisch mit Blechschüssel. „Das hat man früher an einem Baum aufhängte, um sich zu waschen“, erzählt Bärbel Essers. Auch Dirk von Eicken hat Original-Ausstattung aus der Jugendzeit seiner Eltern und seiner eigenen Kindheit hergebracht.

„Ich habe quasi meine ganze Jugend auf einem Campingplatz in Dingden verbracht“, berichtet er. Aus dieser Zeit stammen etwa zusammenklappbare Kleiderbügel oder eine Kinderschwimmweste. Die bunten Wimpel, die einst zur Zierde an die Vorzelte gehängt wurden, hat damals seine Mutter, eine Weißnäherin, angefertigt.

Sind Sie ein Camping-Fan?

Lieben Sie das Zelten? Wann und wo campen Sie? Haben sie wie Bärbel Essers oder Dirk von Eicken noch gute Erinnerungen an das Camping an der Ruhr?

Die Ausstellungsmacher freuen sich, wenn Sie an der Oberstraße 27 vorbeikommen, über Ihre Erlebnisse berichten oder alte Campingartikel mitbringen.

Die Öffnungszeiten sind: Di/Mi/Do von 16.30 bis 18.30 Uhr.

Aber auch wir von der WAZ würden uns freuen, wenn Sie uns alte Bilder vom Camping an der Ruhr oder andernorts zuschicken oder interessante Camper-Geschichten zu erzählen haben. Schreiben Sie an redaktion.muelheim@waz .de. oder WAZ-Redaktion, Eppinghofer Straße 1-3, 45468 Mülheim.

Sammelsurium umfasst auch alte Postkarten

Das Sammelsurium an alten Schätzchen umfasst auch alte Postkarten (von Bernd Simmerrock) und Bücher, darunter etwa „Jeden Tag Spaghetti. Zelten mit Vater“. Ein Original-Anorak von Bärbel Essers ist ebenfalls dabei – kariert.

Die Mülheimerin hat vor einigen Jahren übrigens wieder angefangen zu zelten, campt besonders gerne auf der Zeltwiese an der Hohensyburg in Dortmund. „Das unterscheidet sich gar nicht so viel von früher, Camping ist für mich grundsätzlich ohne Strom“, sagt sie. Das das Klapptischchen aus den 50ern ist übrigens immer noch mit von der Partie.

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