Mülheim. . Zum dritten Mal arbeitet die Volxbühne mit Jugendlichen mit geistiger Behinderung von der Rembergschule. Es geht erneut um Fremdheit.
Zum dritten Mal stehen jetzt Schüler der Rembergschule mit den Mitgliedern der Volxbühne im Rampenlicht. Regisseur Jörg Fürst hat inzwischen mehr Erfahrung, wie er mit Menschen mit geistiger Behinderung arbeiten und was er von ihnen erwarten kann. Das lohnt sich. „Wir arbeiten mit wenig Sprache, viel Bewegung, viel Musik und vielen poetische Bildern“, kündigt er an und verspricht eine Überraschung zu Beginn des knapp 40 Minuten langen Stücks „Jederzeit“, das am Freitag und Samstag jeweils um 19.30 Uhr im Theaterstudio an der Adolfstraße 89 a zu sehen ist.
Genaueres will er nicht sagen, nur so viel: Es wird Situationen geben, in denen die Verhältnisse auf den Kauf gestellt werden. Wer im Alltag stark scheint, braucht Hilfe und erhält diese von jenen, denen viele nicht viel zutrauen.
Teilnehmer wurden gelost
Das inklusive Theaterprojekt ist an der Schule beliebt, wer teilnehmen kann, muss ausgelost werden. Die Proben erstreckten sich über vier Monate, wobei in den letzten Wochen fünf Mal geprobt wurde. Schnell konnte Fürst Vertrauen aufbauen. Er sei künstlerisch so weit wie nie zuvor mit den Schülern gekommen. Auf der Bühne, auf die man wie durch einen Schleier schaut, stehen neben den zwölf Jugendlichen im Alter von 15 bis 18 Jahren sieben Volxbühnenschauspieler zwischen 60 bis 82 Jahren. Die älteste Akteurin ist Ursel Roth, die mit dem Rollator auf die Bühne kommt.
Der Motor der Inszenierung ist Musiker Peter Eisold
Zentral ist der Musiker Peter Eisold. Fürst nennt ihn den Motor der Inszenierung. Er greift weniger zum Schlagwerk, dafür erzeugt elektronische Sounds. Das trägt neben den Videos von Susann Martin zu einem surrealen Rahmen des musikalischen Bildertheaters bei.
Thematisch geht es um eine Facette der Fremdheit, die für die Volxbühne das Thema der nächsten Spielzeit ist. „Wer könnte mir fremder sein als ich mir selbst manchmal bin?“ Es ist ein Zitat des amerikanischen Philosophen George Steiner. Es geht um die Vergänglichkeit angesichts des Todes. Jederzeit kann es jeden treffen. „Wir können uns selbst nicht als alten, kranken oder abbauenden Menschen vorstellen.“ An dieses Thema hat sich Fürst in Interviews mit den Schülern zaghaft herangetastet. Das Ergebnis ist kein Dokumentartheater. Ein zentraler Satz lautet: „Ich wäre am allerliebsten ein Wassertropfen, weil entweder würde ich verdunsten und wieder zur Erde fallen oder wäre ein Teil vom Meer oder einer Regenwolke. Mich würde es aber immer und immer wieder geben. Ich käme immer wieder zurück zur Erde.“
Nebel, Eis und Tropfen
Das greift auch Susann Martin auf. Ihre Videos prägen Naturaufnahmen, Wasser in unterschiedlichen Aggregatzuständen: Tropfen, Nebel, Eiszapfen. Der Eintritt ist frei. Reservierung unter: karten @ Volxbühne.de