Mülheim. . Boule ist ein Freizeitklassiker. Das gesellige Spiel wird aber auch mit sportlichem Ehrgeiz betrieben – zum Beispiel in Mülheim-Saarn.

Gut sechs Meter fliegt die Kugel über die Kiesbahn, dann macht es „Klack“. Präzise hat Patrick Jäkel (gr. Foto) die Kugel des Gegners aus dem Feld geschossen, ein perfekter Wurf! Triumphierend ballt der Spieler die Faust – sollte man meinen ... Aber nichts da, der 29-Jährige nickt nur zufrieden. Mehr nicht. „Gejubelt wird erst, wenn das Spiel gewonnen ist“, kommentiert Patrick Jäkel. Boule ist eben ein entspannter Sport ...

„Stimmt“, sagt Udo Lübke, „aber die Betonung liegt auch auf dem Wort Sport.“ Lübke ist gewissermaßen der „Mr. Boule“ von Mülheim-Saarn. Immer schon Fußballer, entdeckte er vor zehn Jahren das Spiel mit den Kugeln für sich und gründete die Boule-Abteilung in seinem Verein. Seitdem wird bei der Turnerschaft 1912 „die Sau“ gejagt. So heißt hier, etwas uncharmant, was man in Frankreich „cochonnet“, also „Schweinchen“ nennt: die kleine Zielkugel, der die Spieler mit den großen aus Metall auf den Leib rücken.

Simples Spielprinzip

Die Grundidee des Spiels ist einfach und jeder kennt sie: Die eigenen Kugeln müssen näher ans Ziel als die des Gegners. Generationen von Deutschen kennen das Grundprinzip vom Boccia, das man seit den 60er-Jahren mit wassergefüllten Plastikkugeln spielt.

Beim Stichwort Boule dagegen denkt man fast zwangsläufig an gesetzte Herren mit Baskenmütze auf dem Kopf und einer Filterlosen hinterm Ohr. Da will Udo Lübke gar nicht widersprechen, schließlich sei Boule auch ein Stück französischer Lebensart. „Aber es ist eben nicht nur das Rentner-Rotwein-Spiel.

Ran an die „Sau“!

Patrick Jäkel ist vom Ruhestand noch weit entfernt, und statt Rotwein trinkt er Apfelschorle auf der Saarner Boulebahn. „Wer liegt?“, fragt er seine Mitspieler und meint damit: Wessen Kugel liegt am nächsten an der Sau? Ist es eine gegnerische, wird entschieden: Kann man die eigene näher „legen“ oder muss die des Gegners – weil zu dicht an der Sau – „geschossen“ werden. In Teams steht vorher fest, wer was übernimmt: Dem einen liegt das Legen mehr, dem andern das Schießen. Patrick (auf der Boulebahn wird geduzt) hat es zweifellos raus, das Schießen. Der Anfänger probiert es dagegen besser erstmal mit dem Legen. Erlaubt ist es sogar, die Kugel zu rollen, doch Patricks Freund und Mit-Bouler Freddy erklärt, wie man richtig wirft: „,Zwei Drittel Luft und ein Drittel Boden’ lautet die goldene Regel.“

Boule ist seine Leidenschaft: Udo Lübke.
Boule ist seine Leidenschaft: Udo Lübke. © Bernd Thissen

Dass man meist schon bei ersten Würfen Erfolgserlebnisse hat, macht Boule so beliebt. „Wer’s einmal gespielt hat, kommt nicht mehr davon los“, ist sich daher Udo Lübke sicher. Patrick und Freddy können das bestätigen, sie nehmen inzwischen auch am Ligabetrieb teil. Wenn dabei wieder ein perfekter Wurf gelingt, wird sicher auch mal ausgelassener gejubelt – und nicht erst nach dem Spiel ...

>>>INFO: Schon gewusst?

Boule heißt zu Deutsch „Kugel“ und wird meist synonym für ­Pétanque verwendet. Von Boule spricht, wer das Spiel als Freizeitvergnügen betreibt, Pétanque meint die Wettkampf-Variante.

Die Regeln sind für Freizeitbouler wie Pétanque-Sportler dieselben: Gespielt wird meist in Zweier- oder Dreier-Teams. Wer beginnt, wirft die kleine Zielkugel („Sau“) sechs bis zehn Meter weit auf die Bahn. Jeder Spieler hat drei Kugeln (Dreierteams: zwei) und wirft sie möglichst nah an die Sau. Jedes Team ist so lange am Zug, bis eine seiner Kugeln am nächsten liegt oder es keine mehr hat. Nach jedem Durchgang („Aufnahme“) erhält das Team mit der bestplatzierten Kugel Punkte für jede ihrer Kugeln, die näher an der Sau liegt als die nächste der gegnerischen Mannschaft.

Vereine die Boule anbieten gibt’s reichlich, in NRW sind es derzeit 131. Daneben locken weitere öffentliche Bahnen. Die Turnerschaft 1912 in Mülheim ist erreichbar unter www.turnerschaft-saarn.de. Wo man sonst spielen in der Region kann, erfahren Sie hier: boule.nrw/in-deiner-naehe