Mülheim. In Heißen-Süd hat erstmals ein Hoftrödel stattgefunden. Nachbarn freuten sich über nette Gespräche. Alle Wünsche aber haben sich nicht erfüllt.

In das Mülheimer Quartier „Heißen-Süd“ kommt so langsam Bewegung. Und damit sind nicht die dort kürzlich abgerissenen Häuser des Sozialen Wohnungsbaus (SWB) am oberen Amundsenweg gemeint. Am Samstag initiierte der SWB etwa erstmals einen Hoftrödel in der Siedlung.

Trotz Sahara-Hitze kam das bei den Anwohnern gut an. Solche nachbarschaftlichen Angebote sollte es regelmäßiger geben, war die einhellige Meinung.

„Für meine Mutter ist das heute eine schöne Abwechselung“

Isabel Hertrampf, Michaela Möhlmeier, Gabriele Hertrampf und Tanja Romahn beim Hoftrödel am Samstag.
Isabel Hertrampf, Michaela Möhlmeier, Gabriele Hertrampf und Tanja Romahn beim Hoftrödel am Samstag. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

„Ich hatte früher häufiger das Gefühl, wir in Heißen werden vergessen“, sagt etwa Ingrid Weinert. Mit ihrem Sohn gemeinsam sitzt sie unter einem großen Sonnenschirm vor dem Haus. „Für meine Mutter ist das heute eine schöne Abwechselung.“

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Die Familie wohnt seit 1953 am unteren Amundsenweg und gehört damit quasi zu den Gründungsmitgliedern der Siedlung. Neben den Weinerts gibt es noch vier weitere Familien, die seit Errichtung der Siedlung in den 50er Jahren dort leben.

Viele Nachbarn kommen zum Plaudern vorbei

Der Mann von Ingrid Weinert hatte eine große Sammelleidenschaft für ganz verschiedene Dinge wie Bücher, Nähmaschinen oder auch Kameras. Die bietet sie heute zwar nicht zum Verkauf, dafür aber einige andere Dinge aus dem Hausrat. Viel losgeworden ist sie davon nicht, dafür seien aber viele Leute aus der Nachbarschaft zum Plaudern vorbeigekommen.

Den meisten Teilnehmern des Hoftrödels ging es tatsächlich nicht hauptsächlich darum, Geld einzunehmen und ihre ausrangierten Sachen loszuwerden. Vielmehr standen das Gespräch und der Austausch mit den Nachbarn im Mittelpunkt. Denn insbesondere in den größeren Wohneinheiten an der Gneisenaustraße gab es zwischenzeitlich viel Fluktuation, so dass man sich untereinander nicht unbedingt mehr so kennt.

Haushaltswaren, Kleidung und Kosmetik im Angebot

„Ich bin sehr zufrieden, ich habe heute viele gute Gespräche geführt“, sagt etwa Ulrike Storks. Sie wohnt seit fünf Jahren im Haus Gneisenaustraße 54. Und die Nachbarin sei sogar mit einer Schüssel Salat und einem Glas Sekt vorbeigekommen.

Die vielfach engagierte Rentnerin lebt gerne in der Heißener Siedlung, weil fast alles fußläufig erreichbar ist. Früher ist sie häufiger über Mülheims Trödelmärkte flaniert, selbst irgendwo ausgestellt hat sie sonst nicht. Sie bietet heute vor allem Haushaltswaren, Kleidung und Kosmetik an.

„Ich bin eben passionierte Verkäuferin“

Familie mit Trödelstand: Ida (5), Annika (9), Emma (15), Gretha (9) und Dirk Schuran.
Familie mit Trödelstand: Ida (5), Annika (9), Emma (15), Gretha (9) und Dirk Schuran. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ein paar Häuser weiter sitzt Anna Pachnike, bei ihr gibt es vor allem Kinderklamotten und Spielzeug. Kein Wunder, denn Anna ist Mutter von drei Kindern. Allerdings verkauft sie nicht nur ihre eigenen Sachen, sondern bekommt auch von Freundinnen immer mal wieder Dinge zum Verkauf.

„Ich bin eben passionierte Verkäuferin“, sagt sie schmunzelnd. Sonst ist sie eher auf Flohmärkten, zum Beispiel von Kindertagesstätten, oder verkauft über das Internet. „Man hat ja keine Lagerhalle zu Hause.“ Der Hoftrödel hat für sie den großen Vorteil, dass es direkt vor der eigenen Haustüre ist, und sie zum Beispiel nicht überlegen muss, wie sie die Kinderbetreuung organisiert.

Anwohner wünschen sich regelmäßig einen Hoftrödel

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Allerdings ist sie sonst mehr Zulauf gewohnt. Das liege sicherlich zum Teil an der Wärme, zum anderen hätte es ihrer Meinung nach mehr Werbung im Vorfeld geben müssen. Auch die Weinert merkten an, dass die Bezeichnung „Heißen Süd“ auf den verteilten Handzetteln etwas unglücklich gewesen sei. „Da weiß doch keiner, wo das sein soll.“

Einige hätten gar nicht erst mitbekommen, dass ein solcher Hoftrödel stattfindet. „Das ist natürlich schade“, sagt etwa Familie Busch, die ebenfalls am unteren Amundsenweg ein Häuschen hat. Denn sie „unterstützen solche Angebote sehr. „So was sollte es regelmäßig, vielleicht einmal im Jahr geben“, schlagen sie vor. Ihnen ist Quartiersarbeit und eine lebendige Nachbarschaft wichtig und sie wollen sich auch gerne einbringen.

Wünsche für das Quartier: ein Bolzplatz und ein Jugendtreff

Was den Buschs für ihre drei Kinder zum Beispiel in er Siedlung noch fehlt, ist ein Bolzplatz oder ein Treffpunkt für den Nachwuchs. Schön wäre vielleicht auch mal ein größeres Stadtteilfest, wie es zum Beispiel in Heimaterde schon etabliert ist, meinen sie.