Mülheim. Jonny und Tom Buder haben ihre Kneipe an den Bahnbögen eröffnet. Sie wollen die frühere Gastromeile auf der Friedrich-Ebert-Straße wiederbeleben.
Ein Teil der ehemaligen Mülheimer Kneipenmeile erwacht aus dem Dornröschenschlaf. Die „Kneipe“, direkt hinter den Bahnbögen, hat jetzt Tür und Zapfhähne geöffnet. Johnny und Tom Buder haben den ehemaligen „Löschbogen“ übernommen und sind gerade dabei, die letzten Feinheiten in den Räumen zu erledigen.
Ab Samstag ist auch der kleine Biergarten geöffnet. Sohn und Vater, die in der Mülheimer Kneipenszene keine Unbekannten sind, setzen darauf, dass bei ihnen am neuen Standort weiterhin viele Gäste ihren Durst löschen.
Immer ein gutes Bier bis zum Nachtexpress
Wer die „Kneipe“ betritt, fühlt sich sofort an alte Zeiten erinnert. Wenn „Marktplatz“ und „Melters“ die Hähne hochdrehten, gingen viele zwei Türen weiter und „löschten“ bis zum frühen Morgen direkt neben dem Bahnbogen. So lange wollen die beiden nicht durchhalten: „Die Zeiten haben sich gewandelt“, sagt Tom Buder. „Aber bis zum Nachtexpress gibt es bei uns immer ein gutes Bier.“ Die Haltestellen liegen nur wenige Schritte von der Kneipentreppe – wie früher eine ideale Ausgangsposition.
Platz für 120 Gäste
Die „Kneipe“ neben den Bahnbögen hat von 17 bis 24 Uhr geöffnet. 40 Biere sind aus Fässern und Flaschen zu haben. Speisen haben Tom und Johnny Buder dagegen keine im Angebot.
Für rund 120 Gäste bieten die beiden Räume Platz. Einige Stühle kommen im Biergarten dazu. Wer einen Tisch oder die gemütliche Sofaecke reservieren möchte, kann dies tun unter:
01575 1856966
Mülheimerinnen und Mülheimer, die früher fast an jedem Wochenende auf der Miele – gegenüber der Krankenkasse – die „Bierdeckel rund tankten“, werden hinter der Kneipentür sofort das ihnen vertraute Flair finden. Die Theke ist abgeschliffen und frisch lackiert. Sie steht immer noch am bekannten Platz. „Der grüne Wand- und Deckenanstrich erinnert an frühere Zeiten. Das haben wir bewusst so gemacht“, erklärt Johnny Buder. Unter der Decke sind noch die alten Holzräder befestigt.
Alte Fotos, Gitarren und Singles hängen an den Wänden
An den Wänden hängen Gitarren, zahlreiche Fotos und Emailleschilder. „Die Stücke haben uns Gäste überlassen oder sie stammen von Flohmärkten und aus Kellern“, ergänzt Tom Buder. Bierhersteller haben ihre Leuchtreklamen dazugegeben. Hinter der Theke hängt eine Reihe Singles. „Die haben wir früher mal gebraucht. Heute kommt der Sound von der Festplatte“, sagt Tom Buder. „Musik von den 1950er Jahren bis in die 1990er haben wir im Speicher.“
Der Name „Kneipe“ ist bereits von der Duisburger Straße bekannt, wo die beiden vorher eine solche betrieben. „Wir wollten nicht an alten Namenstraditionen festhalten und nur den zweiten Aufguss vermitteln“, erläutert Tom Buder. Er stand von 2000 bis 2013 hinter der Theke des Kaiserecks. „Danach hatte ich eine Kneipe – und der Name wurde zur Marke.“ Folglich hängt das Schild jetzt über dem Eingang an der Bahn-/ Ecke Friedrich-Ebert-Straße.
Neben fünf Bieren auf den Zapfhähnen haben die Gastwirte 35 weitere Gerstensaftsorten im Flaschenkühlschrank. „Wir haben im Lauf der letzten Jahre ermittelt, dass unsere Gäste gern mal auf andere Biere ausweichen – außerhalb der gängigen Sorten“, sagt Johnny Buder. Er kümmert sich hauptsächlich um die wirtschaftliche Seite der Kneipe, während Vater Tom die Bierberatung und den Ausschank übernimmt. Die Mutter und drei Aushilfskräfte unterstützen das Duo.
Tische, Sofaecke und Biergarten
Das Innere der Kneipe wirkt aufgeräumt. Kicker, Billardtisch und ein Spielautomat stehen in den Ecken. Dazwischen gruppieren sich Tische und Stühle. Wer es gemütlicher wünscht, geht in die Sofaecke.
„In einem zweiten Raum – mit rotem Anstrich – ist Platz für kleine Gruppen, die bei uns auch Plätze buchen können“, sagt Tom Buder. Im kleinen Biergarten sind erste Sitzproben am Samstag möglich. Die Toiletten befinden sich – wie früher – im Keller.
Schwung in die frühere Mülheimer Gastromeile bringen
Die Kneipenwirte setzen auf ein gemischtes Publikum. „Viele aus Broich sind uns bereits in die Innenstadt gefolgt“, sagt Johnny Buder. Seinen Vater kennen noch mehr Leute aus der Stadt. Entsprechen sitzen Jugendliche und Ältere beim Bier und Plaudern.
Bereits vor drei Jahren wollten sie den ehemaligen Löschbogen übernehmen. „Aber damals waren andere schneller. Jetzt hat alles gepasst und wir sind eingestiegen. Wir versuchen, wieder Schwung auf die frühere Mülheimer Gastromeile zu bringen. Unsere Gäste können dabei helfen“, zapft Tom Buder das nächste Bier. Vielleicht finden auch durstige Radler den Weg vom Schnellweg hinunter in die Kneipe.
Übrigens bleibt die Küche kalt. „Wir haben keine Speisen, sondern nur Getränke“, sagt Tom Buder – eben wie früher in einer richtigen Eckkneipe.