Das Theater an der Ruhr erwirtschaftet mehr als andere Schauspielhäuser und erhält weniger Subventionen. Und die Zuschauerzahl in Mülheim steigt.

Mülheim. Es waren fast nur positive Nachrichten, die Sven Schlötke, Geschäftsführer des Theater an der Ruhr, gestern im Kulturausschuss verkündete. Eine davon lautete: Die Zuschauerzahl bei den Vorstellungen im eigenen Haus am Raffelberg ist weiter gestiegen. Sie kletterte von 20.066 in der Spielzeit 2014/15 auf mittlerweile 23.081 Besucher.

„Ein erfreulicher Aufwärtstrend“, erklärte der Theatermann.

Gastspielmarkt hat sich verkleinert

Etwas anders sah es bei den Gastspielen an anderen Orten aus: Dort ist die Anzahl der Zuschauer zurückgegangen. Denn: Der Gastspielmarkt hat sich nahezu halbiert“, so Schlötke. So kommt es, dass die Zahl der Gastspielbesucher zwischen 2014/15 um rund 5000 gesunken ist. „Wir haben die fehlenden Gastspielauftritte aber durch andere Maßnahmen recht erfolgreich kompensiert.“

BAMH fragt nach Ertragslage

Um die Zuschauerstatistik gebeten hatte die BAMH-Fraktion in einem Antrag für die Sitzung. Sie wollte auch wissen, welche Maßnahmen das Theater ergriffen habe, um die Ertragslage zu verbessern. „Das Theater an der Ruhr hat strukturell seit vielen Jahren im Vergleich zu anderen Häusern eine überdurchschnittlich hohe Eigenfinanzierung, wodurch der vergleichsweise geringe städtische Zuschuss möglich wird“, erläuterte Schlötke einleitend.

Das Theater an der Ruhr in Mülheim
Das Theater an der Ruhr in Mülheim © Roland Weihrauch

Kooperationen gesucht und gefunden

Aufgrund des angespannten Gastspielmarktes habe man Kooperationen gesucht und gefunden - zum Beispiel mit dem Grand Theatre de Luxembourg, dem Schauspielhaus Düsseldorf oder den Ruhrfestspielen. Außerdem habe man die Drittmittelaquise für Projekte intensiviert. „Darauf verwende ich einen großen Teil meiner Zeit“, berichtete der Geschäftsführer. 2017/18 habe man 578.000 Euro zusammen bekommen, für 2019/2020 rechne man mit 1,1 Millionen Euro. Mit den zu erwartenden Drittmitteln, Sponsorengeldern und dem Verkauf von Karten werde man 2019/20 insgesamt wohl auf mehr als 2 Milllionen Euro kommen. „Damit liegt die Eigenerwirtschaftung bei 32 Prozent, das ist weit über dem, was andere Schauspielhäuser erwirtschaften und könnte als Best-Practice-Beispiel dienen“, so Schlötke.

Zusätzliche Landesmittel fließen

Zwei weitere erfreuliche Entwicklungen für die Theatermacher: Vom Land fließen in den nächsten zwei Jahren 1,2 Millionen Euro nach Mülheim. Und: Der renommierte Regisseur Philipp Preuss soll Mitglied der künstlerischen Leitung werden. Er hat auch schon am Raffelberg inszeniert.

Digitalisierung ist eine Frage der Kosten

Gefragt hatte die BAMH auch nach der Digitalisierung im Theater an der Ruhr. „Das ist tatsächlich ein Punkt, der bei uns diskutiert wird. Da müssen wir immer zwischen Kosten und Nutzen abwägen, uns fragen, was realisieren können, bei den vergleichweise niedrigen städtischen Zuschüssen.“ Insgesamt ist die Verwaltung schlank. Es gibt nur knapp zwei Leute, die alles machen.“

Zuschüsse von Stadt und Land

Zum Vergleich: Laut einer Statistik des Bühnenvereins (2016/2017) erhielt Mülheim 355.000 Euro an Landesmitteln, Oberhausen 917.00 und Bochum 997.000.

Der städtische Zuschuss belief sich auf rund 3,2 Millionen Euro (MH), 8,4 in OB und 18,0 in BO.

Die Einnahmen beliefen sich auf Euro 919.000 (MH), 673.00 (OB) und 997.000 (BO).

Brandschutz kein großes Problem

Nicht viel Neues gab es im Ausschuss zur Frage des Brandschutzes im Theatergebäude (wir berichteten). Feuerwehrchef Burkhard Klein erklärte, dass man bei einer regulären Brandschutzschau (nach sechs Jahren) zwar Mängel bemerkt habe, inzwischen sei aber geklärt, dass im Obergeschoss doch ein zweiter Fluchtweg bestehe. „Es gibt also absolut nichts Gravierendes“, so der Brandschützer. Noch nicht geklärt ist laut allerdings Sven Schlötke, wo künftig die Kindertheatervorstellungen von Maria Neumann stattfinden sollen. „Wir werden eine Alternative finden, Das Angebot ist uns wichtig“, erklärte er. Auch die von der BAMH erneut aufgebrachte Diskussion um die „Phantom-Wohnung“ von Roberto Ciulli, sei schon 2015 beantwortet worden. Der 85-Jährige nutze zwei Räume im OG manchmal zum Ausruhen, was auch vertraglich festgehalten sei. Ansonsten führe man dort auch häufiger Konzeptionsgespräche.

Kritik an unsachlicher Anfrage

Margarete Wietelmann (SPD) wies auf den unangemessenen Ton in der BAMH-Anfrage hin. Die Frage „Wer oder was versteckt sich im Obergeschoss des Theaters?“ beinhalte Unterstellung und Provokation. „Unsere Anträge sollten auf Sachlichkeit basieren“, erklärte sie unter Zustimmung der anderen Fraktionen.