Mülheim. . Bei einer Brandschau im Theater an der Ruhr hat die Feuerwehr Mängel entdeckt. Auch eine illegale Wohnnutzung im Theaterhaus sorgt für Aufregung.

Bei einer Brandschau im Theater an der Ruhr hat die Feuerwehr Mängel im Brandschutz entdeckt, es gibt Einschränkungen für den Theaterbetrieb. Während die Stadt gelassen bleibt, konstruiert schon manch einer ein Politikum.

Am Mittwochabend hatte Jochen Hartmann, als Fraktionschef des Bürgerlichen Aufbruchs (BAMH) härtester Kritiker der Theater-Subventionen, einen aktuellen Antrag seiner Fraktion im Internet präsentiert, unter anderem mit dieser Frage: „Ist es richtig, dass Teile des Gebäudes nach Auffassung der Feuerwehr akut brandgefährdet sind und wenn ja: Weshalb wurde das Gebäude nicht geschlossen (wie etwa seinerzeit bei der VHS) bzw. und welche Auflagen wurden erteilt, um eine Schließung zu vermeiden?“

Stadt: Theater an der Ruhr muss keine Schließung befürchten

Stadtsprecher Volker Wiebels erklärte daraufhin bereits am Donnerstagmorgen auf Nachfrage dieser Redaktion: Ja, es habe am 23. Mai eine turnusmäßige Brandschau seitens der Berufsfeuerwehr gegeben. Und ja: Es gebe Brandschutzmängel. Eine Schließung des Theaters sei aber nicht notwendig.

Allerdings hat die Bauaufsicht für das erste Obergeschoss mit Bürotrakt und Kleinbühne direkt vor Ort angeordnet, dass sich dort fortan nur noch bis zu 30 Personen aufhalten dürfen. Nur für diese Anzahl von Menschen wird der zweite Rettungsweg über die Dachterrasse offenbar als ausreichend erachtet.

Kindertheater-Aufführungen können bis auf Weiteres nicht stattfinden

Theaterleiter kritisiert BAMH

Schlötcke bezeichnete das, was BAMH-Mann Hartmann hier versuche anzuzetteln, als „lächerlich“. Die Fraktion wolle „das Theater diskreditieren, weil wir viele Projekte mit Geflüchteten machen“. Die Kritik des BAMH an den 3 Millionen Euro Zuschuss für das Theater hält Schlötcke für vorgeschoben.

„Wir sind viel, viel günstiger als jedes Stadttheater ringsum“, würde sich Schlötcke wünschen, dass Mülheim stolz auf das wäre, was seit den 1970er-Jahren im kulturellen Bereich geschaffen worden sei: mit einem der wichtigsten Festivals im deutschsprachigen Raum (Stücke), dem Theater als Ensemble-Modell als Alternative zu einem Stadttheater und mit dem Ringlokschuppen als freies Produktionszentrum.

„Mülheim ist im Bereich Theater und Kultur effizient aufgestellt“, so Schlötcke. Der BAMH schüre „eine kulturfeindliche Stimmung“, spritze in einer vergifteten Zeit noch mehr gesellschaftliches Gift.

Für das Theater bedeutet das auf Sicht Einschränkungen. Auf der Kleinbühne führt Maria Neumann ihre Kinderstücke auf. „Die Vorstellungen wird es bis auf Weiteres nicht mehr geben“, so Theaterleiter Sven Schlötcke mit Blick darauf, dass immer bis zu 60 Kinder den Aufführungen beiwohnen. Außerdem arbeiten in den Theaterbüros auf der Etage noch Mitarbeiter.

In den Sommermonaten treffe die Ordnungsverfügung das Theater noch nicht so hart, so Schlötcke. Neumanns Programm werde im Juni saisonbedingt ohnehin runtergefahren. Für die Zukunft müsse eine Lösung gefunden werden. Wenn der Stadt die Finanzierung eines tauglichen zweiten Rettungsweges zu kostspielig sei, komme womöglich auch die Suche nach alternativen Auftrittsorten infrage.

Spitzzüngige Anfrage der BAMH-Fraktion für den Hauptausschuss

BAMH-Fraktionschef Jochen Hartmann
BAMH-Fraktionschef Jochen Hartmann © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die Fraktion des Bürgerlichen Aufbruchs (BAMH) hat mit ihrer spitzzüngigen Anfrage zur Brandschau im Theater für einigen Wirbel gesorgt. Dabei spielt auch der Theatergründer Roberto Ciulli (85) eine Rolle.

Zunächst aber noch einmal zu den Brandmängeln, die die Feuerwehr am 23. Mai festgestellt hat und über deren Auswirkungen weder Stadt noch Theater bis zum Donnerstag öffentlich informiert hatten, obwohl es dadurch Einschränkungen im Programm des Theaters auf der Kleinbühne im ersten Obergeschoss gibt.

BAMH fragt: Wer oder was versteckt sich im Obergeschoss des Theaters

Bei der Begehung des Theaters seien verschiedene brandschutztechnische Mängel entdeckt worden, so Bauaufsichtsleiter Axel Booß. „Sie sind aber nicht derartig gravierend, dass sie eine konkrete Gefahr darstellen.“ Über die Beschränkungen für das erste Obergeschoss hinaus sei lediglich für die Umkleideräume der Statisten im Untergeschoss angeordnet worden, dass sich hier niemand dauerhaft aufhalten dürfe.

„Wer oder was versteckt sich im Obergeschoss des Theaters“, lautet derweil der provokante Titel, mit dem die BAMH-Fraktion in die Hauptausschusssitzung am 18. Juni geht. Tatsächlich verkündete die Stadtpressestelle am Donnerstag auf Anfrage auch, dass die Bauaufsicht eine illegale Wohnnutzung im zweiten Obergeschoss festgestellt habe.

Theater muss für eine künftige Wohnnutzung einen Bauantrag stellen

Die Stadt hat der Theatergesellschaft die Nutzung untersagt und zur Auflage gemacht, einen Bauantrag zu stellen, um die Räume als Wohnung in Zukunft wieder nutzen zu können. Laut Stadtsprecher hat das Theater eine entsprechende Ordnungsverfügung zu erwarten. Ein Bußgeld drohe aber nicht, dies sei auch in vergleichbaren privaten Fällen nicht üblich.

Pikant: Jene einst als Hausmeisterwohnung konzipierte Wohnung, in der nie ein Hausmeister gewohnt hat, nutzt Theatergründer Roberto Ciulli. Dass er sich trotz angemeldeter Adresse in Ruhrnähe dort häufiger aufhält und auch nächtigt, darüber wird seit Jahren getuschelt. BAMH-Fraktionschef will dies nun offenbar zum Politikum machen.

Theaterleiter Schlötcke: Roberto Ciulli wohnt da nicht

Stadtsprecher Volker Wiebels konnte zur Sache nur ans Theater verweisen. Das Theater zahle für das komplette Gebäude eine Miete. „Wir haben Roberto Ciulli dort eine kleine Wohnung vermietet“. Gleichwohl war Wiebels bekannt, was Theaterleiter Sven Schlötcke später so darstellte: Ciulli, der 2011 aus der Geschäftsführung des Theaters ausgeschieden ist, sei vertraglich zugesichert worden, dass er die ansonsten für Besprechungen der künstlerischen Leitung und für Übernachtungsgäste genutzte „Hausmeisterwohnung“ als Rückzugsort nutzen dürfe.

Ciulli sei 85, so Schlötcke. Da sei es für den renommierten Theatermacher eine Erleichterung, zwischen Probenende um 15 Uhr und den Proben und Aufführungen abends um 19 Uhr nicht nach Hause fahren zu müssen. „Er zieht sich auch manchmal nach Vorstellungen dort um und liest noch ein bisschen. Manchmal schläft er auch dort. Das ist aber nicht die Regel. Er wohnt da nicht.“

Ciulli selbst war am Donnerstag nicht zu erreichen. Er war unterwegs zu einem Gastspiel in Pullach.