Mülheim. Zu viel und zu schneller Verkehr mündet aus Sicht von Radlern in den Kreisverkehr. Sie berichten von Beinah-Unfällen, weil sie übersehen werden.

Mit einem sicheren Gefühl ist man auf der Eppinghofer Straße auch in der Vergangenheit selten geradelt – trotz eigenem Fahrstreifen auf der Straße. Mit dem neuen Eppinghofer Kreisel jedoch scheinen sich manche Radler so gar nicht anfreunden zu können. Grund: Zu viele Straßen mit zu viel schnellem Verkehr münden in den Kreisel. Zudem: Lange Zeit war die Zufahrt Klöttschen von der Eppinghofer Straße aus schlecht einzusehen. „Ich wäre fast von einem Auto aus dem Klöttschen übersehen worden“, berichtet Leserin Regina Stein.

Logisch, eine Geschäftsstraße ist immer trubelig, auch an der Eppinghofer Straße ziehen Autos spontan in und aus den Parkbuchten über den Radweg, und nicht selten ist dieser von Lieferwagen oder Autos blockiert, die in der zweiten Reihe parken – „nur ganz kurz“.

Behinderte Sicht durch U-Bahn-Abgang und Sträucher

Fährt man aber von hier in den Kreisel, war noch bis vor kurzem für den Radler die Sichtachse zum Klöttschen behindert. Und umgekehrt. Denn zwischen den beiden Straßen liegen der Abgang zur U-Bahn und eine Reihe Sträucher. Inzwischen hat die Stadt sie herunter geschnitten, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese wieder sprießen.

Auch gilt Vorfahrt achten bei der Einfahrt in den Kreisverkehr, zwei Mal im Frühjahr hat Stein es dennoch erlebt, dass ein Auto durchgezogen ist, weil es die Radfahrerin offenbar übersehen hat. „Hier münden einfach zu viele Straßen in den Kreisel ein“, vermutet sie.

Polizei bestätigt Kreisverkehr als neuen Unfallschwerpunkt

Damit ist Stein nicht allein. Weitere Leser haben sich in der Redaktion gemeldet und ihre Unsicherheit beim Einfahren in den stark verkehrsbelasteten Kreisel geschildert. Im März noch bestätigte die Polizei, dass der alte Kreisverkehr an der Eppinghofer und Heißener Straße als neuer Unfallschwerpunkt gilt besonders für Radfahrer aber auch für Fußgänger. Ähnlich, befürchten nun Radler, dass sich auch am neuen Kreisverkehr die Unfälle häufen werden. „Warum richtet man hier keine eigene Radspur ein?“, fragt Stein.

Keine gute Lösung, argumentiert der Fahrradbeauftragte Helmut Voss mit der Praxis. Nicht nur fehle am neuen Kreisverkehr schlicht der Platz für eine weitere Spur. Ein eigener Radweg neben der Autospur könne auch dazu führen, dass abbiegende Autos den Radweg schneiden. Aus seiner Sicht wäre die Gefährdung durch unachtsame Autofahrer dann sogar größer. Derzeit müssen sich Radfahrer aufgrund der Enge hinter oder vor das Auto stellen, so dass diese Gefahr des Schneidens nicht bestehe. „Wenn die Büsche zwischen Eppinghofer Straße und Klöttschen wieder die Sicht behindern, werden wir sie natürlich beschneiden“, verspricht der Fahrradbeauftragte.

Steile Umleitung über die Aktienstraße

Eine Verbesserung für Fahrradfahrer durch den Kreisel hat Voss aber auch im Gepäck: Nach der Fertigstellung werden Radler endlich unter der Aktienstraße her nach Dümpten weiterfahren dürfen – auf einer eigenen Spur. Bislang wurden sie eine steile Strecke hoch zur Aktienstraße geschickt und anschließend wieder runter.

Nicht wenige Radler fühlten sich damals schikaniert, denn zuvor konnten sie den breiten Zweirichtungsradweg auf der linken Seite nehmen. Diesen aber ließ die Stadt offiziell nur noch in eine Richtung zu. Doch schon Ende Juni soll der umständliche Weg über die Aktienstraße beendet sein. Fahrradfahrer können vermutlich nach dem 28. Juni auf einer 1,85 Meter breiten eigenen Spur unter der Aktienstraße durch nach Dümpten fahren – wie die Autofahrer auch.