Mülheim. Paul Schmitt, Mitglied des deutschen Mathe-Nationalteams, schreibt in seiner Freizeit freiwillig schwierige Klausuren. Nicht jeder versteht das.

. Kommenden Mittwoch wird es für Paul Schmitt in der Schule zum letzten Mal ernst: Am Gymnasium Broich legt er seine mündliche Abi-Prüfung ab, Geographie ist gefragt. Für seine nächste wichtige Prüfung wird der 18-Jährige dann nach England reisen: Ab 14. Juli vertritt er Deutschland bei der Internationalen Mathematik-Olympiade (IMO). Austragungsort ist Bath im Südwesten der Insel. Rund 600 Rechentalente aus mehr als 100 Ländern messen sich dort.

Paul gehört zu einem Team von insgesamt sechs Nachwuchsmathematikern, drei davon aus Nordrhein-Westfalen, alles Jungs. Qualifiziert hat er sich in mehreren Runden, angefangen beim Bundeswettbewerb Mathematik. Die besten Teilnehmer wurden zu Vorbereitungsseminaren eingeladen, unter anderem in Warnemünde, und schließlich zum entscheidenden Trainingslager: Am Mathematischen Forschungsinstitut in Oberwolfach waren sieben Klausuren zu meistern. 16 Kandidaten waren da noch dabei, auch zwei Mädchen. Sie sind jedoch ausgeschieden. Paul und seine fünf Mannschaftskollegen spielen jetzt international mit.

Auch beim landesweiten Latein-Wettbewerb erfolgreich

Der junge Mülheimer hat reichlich Turniererfahrung. „Ich hab schon früh an Mathe-Wettbewerben teilgenommen, schon in der Grundschule“, sagt er, „und war relativ erfolgreich.“ Nebenbei wurde er vor drei Jahren, gemeinsam mit einem Mitschüler aus Broich, Dritter beim Landeswettbewerb Latein. Die alte Sprache hat Paul mittlerweile ad acta gelegt, nach dem großen Latinum wählte er sie ab.

Mathematik liegt ihm deutlich mehr am Herzen. Er hat Mathe als Leistungskurs gewählt, neben Physik, würde aber nicht behaupten, dass ihm im Unterricht kein Lehrer mehr etwas beibringen kann. Paul Schmitt drückt es vorsichtig aus: „Die Aufgaben in der Schule sind grundsätzlich andere als in Wettbewerben. Dort sind bestimmte Lösungswege strikt vorgegeben, die man anwenden muss. Bei Wettbewerben führen meist verschiedene Wege zum Ziel, man kann kreativ sein. Aber wenn etwas im Unterricht erklärt wird, blicke ich relativ schnell durch und musste auch fürs Mathe-Abi nicht mehr so viel lernen.“ Und Physik? „Sollte ich auch hingekriegt haben.“

Nur Lineal und Zirkel als Hilfsmittel erlaubt

Übernächste Woche will er sich mit der Mathe-Nationalmannschaft noch einmal für ein paar Tage zum Trainieren treffen, die Jungs quartieren sich in der Jugendherberge in Velbert ein und rechnen ein paar Probeaufgaben aus dem Pool der IMO durch. Im Wettbewerb selber müssen sie sechs Aufgaben meistern, der Contest läuft über zwei Tage, jeweils viereinhalb Stunden lang. Als Hilfsmittel müssen Lineal und Zirkel genügen - „ein Taschenrechner würde auch nicht viel helfen“. Zu gewinnen gibt es Medaillen und Urkunden.

Jugend-Fußballer beim MSV07

Nicht alle Jugendlichen, die von Pauls Mathe-Leidenschaft erfahren, können nachvollziehen, dass jemand freiwillig und voller Elan schwierige Klausuren schreibt. „Manche Leute finden es cool, dass ich es zur WM geschafft habe, andere sagen: ,Würd’ ich nie im Leben machen.’“ Mit beiden Reaktionen kommt er klar. Zudem beschäftigt sich der Gymnasiast nicht ausschließlich mit Zahlentheorie oder Kombinatorik, sondern spielt schon etliche Jahre Fußball beim MSV07.

Studienwunsch: Mathematik in Bonn

Paul wird nicht die kompletten Sommerferien lang über Mathe-Aufgaben brüten, sondern hat Urlaub auf dem Plan: mit Freunden auf Mallorca, mit der Familie in Holland. Ab Herbst will er Mathematik studieren, am liebsten in Bonn. „Ein konkretes Berufsbild habe ich noch nicht“, sagt der 18-Jährige. Aber sein Fachgebiet hat er schon längst gefunden.