Mülheim. . Für 43 Ausbildungsstellen haben sich diesmal 1042 junge Leute beworben. Damit ist die Stadt aber noch lange nicht alle sorgen los.
In diesem Jahr werden 43 junge Leute neu bei der Stadt Mülheim einsteigen. 28 von ihnen starten ein duales Studium. Nachwuchs zu finden, ist für die Verwaltung kein Problem. Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen kann die Personalabteilung hier aus dem Vollen schöpfen. Insgesamt 1042 Bewerbungen sind für das Ausbildungsjahr 2019 eingegangen, 2016 oder 2017 waren es allerdings auch schon einmal deutlich mehr.
Dass es einen großen Überhang an Bewerbern gibt, gilt nicht nur für die Stadt Mülheim und nicht nur für die aktuelle Runde. Auch andere Ruhrgebietsstädte sind derzeit mit Interessenten bestens versorgt. Judith Grashoff Abteilungsleiterin für die Ausbildung bei der Stadt Mülheim, ist selber seit zwölf Jahren in diesem Bereich tätig und hat nach eigener Aussage noch nie erlebt, dass händeringend Leute gesucht werden. „Wenn überhaupt, gibt es Probleme in sehr speziellen Fachbereichen. In der allgemeinen Verwaltung sind wir immer gut bedient.“
Nur Fluktuation darf ausgeglichen werden
Das Ausbildungsangebot bei der Stadt ändert sich von Jahr zu Jahr: „Wir dürfen nur fluktuationsbedingt einstellen“, sagt Judith Grashoff. Das bedeutet: Nur so viele junge Leute rücken nach, wie Ruheständler zu erwarten sind. Eine Tatsache, die künftig noch zum Problem werden könnte, denn in den nächsten Jahren erreichen etliche städtische Mitarbeiter die Altersgrenze. Zugleich kann sich der Nachwuchs nach bestandener Abschlussprüfung über eine sichere berufliche Perspektive freuen: „Wir nehmen nicht nur die Besten, nicht nur die Absolventen mit Einser- und Zweier-Abschlüssen. Das zeichnet Mülheim aus“, erklärt die Ausbildungsleiterin. In anderen Städten sei die Übernahme schwieriger.
Bauingenieur-Studium läuft schleppend an
Dieses Mal waren acht unterschiedliche Ausbildungsgänge ausgeschrieben (siehe Grafik), vom dualen Studium Bachelor of Laws, das seit langem regelmäßig angeboten wird, über die Bereiche Informatik und Vermessungstechnik bis zum Fachangestellten für die Bibliothek. Neu ist, dass die Stadt Mülheim drei Plätze bereit stellt für ein praxisorientiertes Bauingenieur-Studium an der Hochschule Ruhr West. 35 Bewerbungen sind hierfür eingegangen, das klingt zunächst reichlich, und doch war man von der Resonanz offenbar enttäuscht. „Wir dachten, die Leute rennen uns die Tür ein“, berichtet Grashoff, „mit 200 Bewerbungen hätte ich schon gerechnet. Aber vielleicht haben angehende Ingenieure die Verwaltung als potenziellen Arbeitgeber noch nicht so auf dem Schirm.“
Absoluter Renner: Job im Tierheim
In vergangenen Jahren wurden auch schon Forstwirte gesucht, Sport- und Fitnesskaufleute oder ein(e) Tierpfleger(in). Dieser Ausbildungsgang im städtischen Tierheim, der alle paar Jahre angeboten wird, ist ein richtiger Renner, „unheimlich gefragt“, so die Ausbildungsleiterin: Für eine einzige Stelle gab es fast 300 Interessenten.
Neue Bewerbungsrunde beginnt im Spätsommer
Aktuell sind alle Ausbildungsplätze bei der Stadt Mülheim vergeben, im Spätsommer stehen dann die neuen Ausschreibungen für 2020 an.
In welchen Bereichen nächstes Jahr ausgebildet wird, ist noch offen. Die klassischen Verwaltungsberufe (Bachelor of Laws und Stadtsekretäranwärter/in) werden aber auf jeden Fall dabei sein, so das Personalamt. Alles weitere wird bei den Fachämtern abgefragt und anhand der Personalfluktuation und des Bedarfes berechnet.
Freie Stellen werden veröffentlicht auf www.muelheim-ruhr.de. Bewerbungen sind nur noch per Online-Formular möglich, nicht mehr auf Papier.
Allerdings: Die reine Zahl der Bewerbungen verrät noch nichts darüber, wie ernst es den jungen Leuten tatsächlich ist. Viele schicken eine Vielzahl von Anfragen gleichzeitig los. Das Verfahren bei der Stadt Mülheim sieht so aus, dass die Unterlagen zunächst einzeln geprüft und in der nächsten Runde Links zum Einstellungstest verschickt werden. Viele reagieren dann schon gar nicht mehr.
Mülheimer werden nicht bevorzugt
Und auch wenn genügend Azubis im Boot sind, heißt es nicht, dass sie dauerhaft bleiben. „Dass uns Leute nach der Ausbildung verlassen, ist keine Seltenheit, und reißt natürlich Lücken“, bestätigt Judith Grashoff. Die Gründe seien unterschiedlich: Wer einen IHK-Abschluss erworben hat, bewirbt sich vielleicht in anderen Branchen, manche schließen ein Studium an oder ziehen zurück in ihren Heimatort. Einen Heimvorteil gibt es bei der Bewerbung nicht: „Ob jemand aus Mülheim kommt, spielt überhaupt keine Rolle.“