Als der Tengelmann-Markt im Dorf Saarn schloss, standen weniger mobile Bürger plötzlich ohne Nahversorgung da. Es ist endlich Hoffnung in Sicht.

Johannes Gliem ist altgedienter Sozialdemokrat, hat Jahrzehnte Kommunalpolitik gemacht. Dass ihm nun beim Verteilen von Partei-Informationen die Zettel quasi aus den Händen gerissen wurden, hat er zuletzt auch nicht erlebt. Doch Gliems Ortsverein hatte Saarner Bürger zu einem Stadtteilrundgang eingeladen, der am Saarncenter startete. Dort, wo seit Langem nun schon eine Lücke in der Nahversorgung gerissen ist.

Mehrere Dutzend Saarner waren am Freitagnachmittag an die Düsseldorfer Straße gekommen, um sich von SWB-Geschäftsführer Andreas Timmerkamp aus erster Hand berichten zu lassen, wie es um das Projekt steht, die Nahversorgung an Ort und Stelle wieder aufleben zu lassen. Bekanntlich will Edeka Paschmann im Saarncenter einen Supermarkt im Vollsortiment eröffnen, mit Fleisch-, Käse- und Fischtheke, integriertem Getränkemarkt und Bäcker mit Café im Entree. Rund 2000 Quadratmeter Fläche wird der Markt haben. 360 mehr als der alte Tengelmann-Markt. Im Tiefgeschoss will Edeka Paschmann seinen Kunden bei der Eröffnung was Überraschendes präsentieren.

Weniger mobile Saarner vermissen den Supermarkt im Dorf

Angst vor mehr Verkehr

Verschiedene Anwohner äußerten am Freitag ihre Sorge, die neu angedachte Zufahrt von der Düsseldorfer Straße zum Supermarkt könne für Stau und eine unerträgliche Umweltbelastung sorgen.

SPD-Politiker Johannes Gliem verwies auf Verkehrsgutachten, die solche Probleme nicht sehen. Außerdem werde die Warenanlieferung weiter über den rückwärtigen Bereich abgewickelt.

Da stand nun Timmerkamp inmitten einer Schar interessierter Saarner und hätte wohl ein Megafon gut gebrauchen können, um sich verständlich zu machen. Insbesondere ältere Saarner waren der Einladung der SPD gefolgt. Das hatte nicht nur mit der frühen Tageszeit zu tun. Nein, dies war Ausdruck der Interessenlage am Ort.

Wer kann, fährt zu den Discountern und zum Rewe, die sich in den vergangenen Jahren in der Peripherie des Dorfes niedergelassen haben. Weniger mobilen Dorfbewohnern ist der Weg dorthin aber zu beschwerlich. So lauschten am Freitag ungewöhnlich viele Menschen den Worten Timmerkamps, die mit ihren Rollatoren gekommen waren.

SWB erwartet noch im Juni die Abrissgenehmigungen

„Ich bin vor zehn Jahren extra von Mintard hierher gezogen, wegen der Nahversorgung“, machte eine Frau direkt zu Beginn ihre missliche Situation klar, aktuell ohne Supermarkt in der Nähe dazustehen. Sie drängte Timmerkamp auf eine Aussage, wann denn nun endlich der Edeka eröffne. Noch mal sich festlegen wollte der SWB-Geschäftsführer aber nicht. Er hatte schon mal eine Eröffnung im Sommer 2019 in Aussicht gestellt, daraus wird definitiv nichts.

Es gab Verzögerungen. Weiter wartet die SWB auf Abrissgenehmigungen für den alten Aldi/Penny-Markt und einen Teil der Tiefgarage. Schließlich muss auch noch eine Baugenehmigung her für das schwere Unterfangen, im 30 Jahre alten Bestand umzubauen, was in einigen Bereichen auch aus statischen Gesichtspunkten eine Herausforderung ist.

„So schnell können Sie nicht gucken, wie wir dann loslegen“

Mit einer Abrissgenehmigung rechnet Timmerkamp noch Ende Juni. Und wenn er die Baugenehmigung hat? „So schnell können Sie nicht gucken, wie wir dann loslegen“, sagt der SWB-Geschäftsführer an diesem Freitag. Acht bis neun Monate Bauzeit seien kalkuliert. Eine Eröffnung „am besten noch im nächsten Jahr“ sei der Wunsch.

Das wünschen sich wohl auch die meisten Teilnehmer des Stadtteilrundgangs. „Ich möchte es gerne noch erleben“, sagt eine Seniorin, die auf ihrem Rollator hockt – und herbeisehnt, wieder vor Ort alle Lebensmittel an einem Fleck zu finden.