Mülheim. . In Mülheim ist die Zukunft von vier Supermärkten von Kaiser’s Tengelmann ungewiss. Ein Aus würde vor allem die treffen, die zu Fuß einkaufen.

  • Die Zukunft der vier Mülheimer Tengelmann-Märkte ist ungewiss
  • Filiale im Rhein-Ruhr-Zentrum soll auf der Streichliste stehen
  • Edeka Paschmann grundsätzlich an der Übernahme eines Standortes interessiert

Was wird aus den vier verbliebenen Supermarkt-Standorten von Kaiser’s Tengelmann in Mülheim? Das dürften sich neben den Mitarbeitern insbesondere diejenigen fragen, für die die Märkte die Funktion des Nahversorgers erfüllen. Alles ist in der Schwebe, die Qualität der Nahversorgung steht in manchem Stadtteil auf der Kippe.

Laut Bild am Sonntag soll der Tengelmann-Markt im Rhein-Ruhr-Zentrum auf einer Streichliste stehen, auf der Tengelmann 34 Supermärkte anführt, die noch in diesem Jahr schließen sollen. Weitere 45 Märkte in NRW gelten demnach als angeschlagen – ob darunter auch Mülheimer sind, ist ebenso unklar wie eine Antwort darauf, ob die Bild-Liste tatsächlich spiegelt, welche Szenarien unternehmensintern vorentwickelt sind. Es ist eben auch zu hören, dass Kaiser’s Tengelmann im Rhein-Ruhr-Zentrum vertraglich an eine Betriebspflicht für den Markt gebunden ist.

Schwache Umsätze, wenig Verkaufsfläche

Weitere Märkte betreibt Kaiser’s Tengelmann derzeit noch im Saarncenter (Düsseldorfer Straße), am Speldorfer Unternehmensstandort an der Wissollstraße (Klimamarkt) und an der Zeppelinstraße in Holthausen. Sind auch sie Wackelkandidaten, weil jeder dieser drei Märkte mit Makeln behaftet ist? Im Klimamarkt sollen die Umsätze „extrem schwach“ sein, in der Nähe hat gerade erst Rewe einen weiteren Markt im Depot eröffnet. Den Markt im Saarncenter hatte Tengelmann selbst schon einmal als nicht mehr zeitgemäß, weil zu klein, erklärt. Im Umfeld eröffnet absehbar Rewe. An der Zeppelinstraße in Holthausen sollen die Umsätze stimmen, aber auch hier genügt die vorhandene Verkaufsfläche nicht den heutigen Ansprüchen von Betreibern, zusätzlich fehlt es dem Markt an Parkplätzen.

„Die Tengelmann-Standorte sind extrem schwach in Mülheim“, sagt Heinz Wilhelm Paschmann aus dem Vorstand des Einzelhandelsverbandes, der selbst in der Stadt unter dem Dach der Edeka Märkte führt. Paschmann sagte am Mittwoch zur Redaktion, dass er sich aber doch für die Übernahme eines der Tengelmann-Standorte in der Stadt interessiere. Aber solange überhaupt nicht klar sei, wer zu welchen Bedingungen wo übernehmen dürfe, könne er selbstredend auch nicht in Verhandlungen einsteigen. Wird es einem selbstständigen Kaufmann, wie es der Familienbetrieb Paschmann ist, überhaupt möglich sein, einen Markt zu übernehmen? Paschmann kritisiert in dieser Hinsicht das gewerkschaftliche Veto.

Im Osten der Stadt kaum Angebote

Neben dem Erhalt von Arbeitsplätzen macht sich Claus Schindler, planungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, insbesondere Sorgen um den Verlust fußläufig erreichbarer Nahversorger. Insbesondere für Holthausen, wo schon der Netto-Discounter verschwunden ist, wäre ein Aus für den Markt von Kaiser’s Tengelmann „verheerend“ – auch mit Blick darauf, dass eventuell einmal am Schlippenweg ein neues Wohnquartier entstehe.

Schon im Masterplan Einzelhandel wird der Osten Mülheims, insbesondere Raadt und Menden, als unterversorgt mit Angeboten zur Nahversorgung angesehen. Für eine Potenzialfläche an der Brunshofstraße in Raadt, wo zumindest ein Discounter Platz fände, hat sich bislang kein Interessent gefunden, wohl auch, weil im direkten Umfeld (noch) zu wenig mögliche Kundschaft wohnt. Die Entwicklung des Flughafen-Areals liegt derweil noch in weiter Ferne.

Auch in Saarn und Speldorf würde sich die Nahversorgung für diejenigen, die nicht motorisiert sind, erschweren, sollten die Märkte von Kaiser’s Tengelmann dort verschwinden. Hansgeorg Schiemer (CDU) nennt die „Gefechtslage unübersichtlich“. Mehr als ein Bekenntnis zu den aktuellen Standorten könne man derzeit nicht abgeben. Klar sei: „Alles, was die schon jetzt eingeschränkte Vielfalt weiter gefährdet, heißen wir natürlich nicht gut.“ Es bleibe zu hoffen, dass Marktschließungen vermieden werden könnten.