Adventsstimmung herrscht gerade nicht bei den Händlern des Mülheimer Wochenmarktes. Seit dem Umzug auf den Synagogenplatz sind die Umsätze der meisten in den Keller gerauscht. „Es verirrt sich niemand zu uns auf den Platz”, klagt etwa der Gemüsehändler Theo Henninghaus. Gemeinsam mit seinem Sohn Martin baut er jeden Tag kistenweise Obst und Gemüse auf. Nicht nur er fragt sich mittlerweile: Für wen eigentlich?
Vor der Weihnachtszeit war die Welt noch in Ordnung. Der Wochenmarkt hatte seinen festen Platz auf der Schlossstraße, drei Mal in der Woche gibt es dort vom Apfel bis zum Zanderfilet alles Gute der Natur. Doch im Advent heißt es nun Backfisch statt Boskop, auf der Einkaufsmeile hat der Weihnachtsmarkt Quartier bezogen. „Uns hat man einfach an den Rand gedrängt”, sagt die ebenfalls unzufriedene Textilhändlerin Hannelore Förster. „30 Jahre komme ich schon auf den Mülheimer Markt, aber im Moment ist der Umsatz so lausig, dass ich mich bald fragen kann, wie ich überhaupt die Standmiete zusammenbekommen soll.” Wie sehr ihr Umsatz geschrumpft ist, mag sie noch nicht genau beziffern, „aber 80 Prozent werden das bald sein.”
Manche Händler bleiben weg
Halben Umsatz beklagen auch Theo und Martin Henninghaus, die Düsseldorfer stehen mit ihrem Stand fast ganz hinten auf dem Synagogenplatz. Theo Henninghaus gibt zu, schon über einen Rückzug nachgedacht zu haben. Zu viel Arbeit für zu wenig Umsatz: Morgens bringt der 66-Jährige mit seinem Sohn schon Waren zum Großmarkt, dann geht's von Düsseldorf aus nach Mülheim, fünf Mal in der Woche, jeden Tag offiziell bis 18 Uhr. Noch kommt er jeden Tag, andere Händler lassen es mittlerweile bleiben. „Wir werden weniger”, sagt Theo zustimmend und nickt verständnisvoll.
Aufgeben will man auch nebenan am Stand der Rademachers nicht. Seit 100 Jahren verdient die Familie ihr Geld mit Fisch-Produkten, über 50 Jahre verkauft Heinz Rademacher schon auf dem Markt. Aber die derzeitige Lage lässt ihn nach Luft schnappen, wie einer seiner Fische auf dem Trockenen. „Die Leute kommen einfach nicht auf den Platz, es gibt keine Laufkundschaft, ohne unsere Stammkunden sähen wir noch älter aus”, lautet sein Fazit. „Wir haben auch Pech mit dem Wetter, es ist kalt, nass und windig, den Kollegen vom Weihnachtsmarkt geht es ja auch nicht gerade glänzend”, relativiert sein Sohn Helge. Er ist froh, wenn er im nächsten Jahr wieder auf den angestammten Platz an der Schloßstraße zurück darf.
„Eigentlich können wir mit dem Platz ja zufrieden sein”, ergänzt Norbert Noack von der Marktvereinigung. Auch er ist ratlos, warum die Kunden nicht einfach mal auf den Synagogenplatz abbiegen. „Aber am Berliner Platz, wohin der Markt ursprünglich sollte, wäre alles noch viel schlimmer gewesen.”