Das Weihnachtsgeschäft hat noch Bedeutung, doch die Finanzkrise zieht auch Gastronomen und Hoteliers runter.

Auf das Weihnachtsgeschäft setzt „Ratskeller”-Gastronom Jörg Thon immer noch. Gerade wegen der Finanzkrise. Schließlich „schauen die Menschen dann nicht so sehr auf den Euro” und auch Unternehmen buchen Weihnachtsfeiern. Im November und Dezember verdoppelt sich der Umsatz im Vergleich zum übrigen Jahr.

Und dennoch ist die Feierlaune in der Gastro- und Hotelierbranche landesweit getrübt: Hieß es vor einem Jahr noch „welche Krise?”, schlug diese kurz nach dem Jahreswechsel doch noch durch. „In NRW melden sieben von zehn Hoteliers und 60 % in der Gastronomie sinkende Ertragszahlen”, sagt Thomas Kolaric vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Zum ersten Mal liege die Umsatzentwicklung in der Hotellerie (- 6,6 %) weit hinter der Gastronomie (- 2,9 %). Einen Umsatzrückgang von durchschnittlich 10,5 Prozent verzeichnet die Dehoga im Land, bundesweit sind es 4,9. Abnehmender Geschäftsreiseverkehr und ein weniger gutes Messejahr trage u.a. schuld daran. „Wir sind nicht am Ende des Tunnels”, schaut Kolaric in die Zukunft, „es ist noch nicht einmal Licht zu sehen.”

Etwas positiver sieht Thon als Vorsitzender der Mülheimer Dehoga den Umsatz in der Stadt an der Ruhr. „Es gibt keinen Kannibalismus unter den Gastronomen”, sagt er, man tausche sich offen aus, wer was zum Weihnachtsgeschäft macht. Zudem habe jeder Betrieb seine Fans. Und dennoch wird weniger opulent gefeiert als noch im Jahr zuvor. „Firmen bezahlen entweder das Essen oder die Getränke, der Partner darf nicht mehr mit”, zählt Thon Sparmaßnahmen auf. „Der speiseorientierten Gastro scheint es besser zu gehen”, glaubt Kolaric, die Situation der Kneipen sei aber „durchwachsen”. Und dass, obwohl das Nichtraucherschutzgesetz in der Bevölkerung „kein Thema mehr” sei: Auch Nichtraucherräume werden gebucht.

Ob das Geschäft brummt oder nicht, ist nach wie vor eine Frage des Angebots – „die Gans für 10,90 Euro zieht immer”, meint Kolaric – aber auch des Standorts. Die Bemühungen um Besuchermagneten an der Schloßstraße wie Weihnachtsmarkt und Quartiersfeste haben in Thons Augen das Abendgeschäft etwas verbessert, „ich merke es aber am Mittagstisch, wenn es auf dem Weihnachtsmarkt gute Angebote gibt”. Bei der Frage der Leerstände schieben sich Gastro und Einzelhandel gegenseitig den schwarzen Peter zu: Das eine geht jedoch nicht ohne das andere, ist man sich zumindest soweit einig.

Mehr Konkurrenz wünscht sich daher der Ratskeller-Besitzer „damit wir das Publikum nicht allein in die Stadt ziehen müssen.” Schwierig sei das Saarner Publikum, das lieber nach Essen und Düsseldorf fährt, statt in die Innenstadt. Geradezu hinderlich fürs Geschäft seien daher die innerstädtischen Parkgebühren etwa am Rathausmarkt bis 20.30 Uhr. In Essen und Oberhausen zahle man nur bis 18 bzw. 16 Uhr, mahnt Thon, „was man sich in Mülheim dabei denkt, verstehe ich nicht.”

Rezepte in Zeiten der Krise? „Wir haben den Bürgergarten aufgerüstet u.a. mit Tagungsräumen”, wirbt Thon. Auch energetische Maßnahmen reduzieren die Kosten. Nur ans Personal will er (noch) nicht: „Der Service ist unser Pfund.” Wenn aber die Gäste wegbleiben, wird er auch hier sparen müssen.