Mülheim. . Das Indie-Rock-Trio Stilbruch hat die neue Saison der Mittwochsreihe eröffnet. Die Mülheimer Freilichtbühne war rappelvoll.
Das erste, was man bei der Saison-Eröffnung der beliebten „Mittwochsreihe“ in der Freilichtbühne genoss, war eine Lehrstunde in Sachen „Timing“. Denn das allseits beworbene 19 Uhr meint nicht etwa den Beginn musikalischer Bespaßung, sondern jenen Zeitpunkt, ab dem das Mölmsch im Karree oberhalb des Amphitheaters zu fließen beginnt.
Folglich verkürzten sich die gar nicht mal so wenigen Early Birds die Wartezeit auf das Leipziger Indie-Rock-Trio „Stilbruch“ mit dem edlen Gerstensaft. Was auch dank des mildes Wetters – man erinnere sich nur an das total verregnete Konzert von Helge Schneider im Herbst 2017 – durchaus Frühlingsgefühle weckte. Derweil alte und junge Fans der beliebten „Umsonst und draußen“-Konzerte nach und nach, nein nicht eintröpfelten, sondern in erfreulich großer Zahl auf die Fläche vor der kleinen Bühne strömten.
Schlag acht ist es vor der Bühne rappelvoll
Schlag acht war es rappelvoll, als die Herrschaften von der Regler Produktion, deren e.V. man nie vergessen sollte, ohne großes Brimborium die neue Saison der „Mittwochsreihe“ für eröffnet erklärten. Und ihre mit erstaunlichem Instrumentarium aufwartenden Gäste als alte Bekannte ankündigten. Denn schon vor vier Jahren hatten die Jungs von „Stilbruch“ einmal die Freilichtbühne gerockt.
Und dies mit Cello, Geige und einem Schlagzeug – was sich schräg liest, aber prächtig klang. Es war ein kleines Freudenfest für Fans des deutschsprachigen Indie-Rocks mit latenter Singer-Songwriter-Attitüde, was Mastermind Sebastian Maul stimmgewaltig mit mächtig sägendem Cello ablieferte. Satt grundiert vom neuen Drummer Konstantin Chiddi, wozu Philippe Amadé Polyak lässig den Bogen über seine Geige fliegen ließ.
Tanzbarer Klangkosmos
Noblesse oblige, dass die fremdgehenden Klassiker ihre unterhaltsame Show mit Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“ eröffneten, um ihre Zuhörer gleich darauf mit derzeit populärer Betroffenheits-Lyrik „Komm mit mir – bis ans Ende der Welt und noch weiter“ in einen vibrierend-tanzbaren Klangkosmos einzuladen.
Wer wollte, konnte in den oft Beziehungs-schwangeren Songs von „Stilbruch“ so einige nachdenkenswerten Zeilen entdecken, die von federnden Beats und packenden Melodien stimmig begleitet wurden. Von wegen „spielt Geige wie wenn weint einer“ – selbst auf drei Saiten (die vierte gab irgendwann den Geist auf) entfachte der virtuose Philippe Amadé Polyak einen mitreißenden Drive, den Sebastian Maul auf seinem abgerockten Cello jederzeit astrein konterte.
Latente Singer-Songwriter-Attitüde
Auch wenn augenscheinlich die ältere Generation im Publikum nicht allzu viel mit dieser Musik anfangen konnte und sie deshalb lediglich als angenehme Klangkulisse für einen heiteren Frühlingsabend unter lauter Bekannten nahm. Sei’s drum, die Mülheimer waren zuhauf anwesend, was ein deutliches Zeichen der Wertschätzung für das Engagement der ehrenamtlichen Veranstalter der „Mittwochsreihe“ ist.
So oder so, auf jeden Fall ein gelungener Auftakt der neuen Saison in der Freilichtbühne. Ein richtiges Highlight im Programm ist am 22. Mai der Auftritt der Amerikanerin Elizabeth Lee, die mit ihrer Band „Cosmic Mojo“ knackigen Roots Rock Blues präsentieren wird.
Die nächsten Konzerte der Mittwochsreihe
Die „Mittwochsreihe“ in der Freilichtbühne steht unter dem Motto „Umsonst und draußen“. Um 19 Uhr öffnet der Biergarten, ab 20 Uhr gibt es Musik.
Am 8. Mai verspricht die Combo Slixs A-Cappella-Groove, während am 15. Mai die Betrayers Of Babylon mit Ska aufwarten. Weitere Infos auf www.reglerproduktion.de.