Mülheim. . Jörn Gedig hat mit „4330 Mülheim“ einen erfolgreichen Start hingelegt. Im Interview spricht er über Mut, die Zukunft und seine Vorbildfunktion.

90 Tage Probe – 90 Tage Experiment: Mit „4330 Mülheim“ ist Jörn Gedig ein Wagnis eingegangen. Er hat es nicht bereut. Am Samstag, 4. Mai, schließt er seinen Pop-Up-Shop in der Wertstadt, um ab dem 1. August noch weiter durchzustarten. Diesmal mit dem ganz eigenen Laden. WAZ-Redakteurin Annika Matheis sprach mit dem 47-Jährigen über bedruckte Stoffe, seine Vorbildfunktion, über Mut und die Zukunft.

Herr Gedig, was ist das für ein Gefühl, wenn sich die eigenen Ideen so gut verkaufen lassen?

Jörn Gedig: Das ist natürlich Freude pur, wenn man sieht, wie gut es ankommt und angenommen wird. Wir haben wirklich einen fulminanten Start hingelegt. Man muss aber auch sagen: Die Starthilfe seitens der Stadt, der Wirtschaftsförderung und der IHK gab uns einen enormen Rückenwind. Alle beteiligten Institutionen haben maßgeblich dazu beigetragen, dass es funktioniert hat.

Es hätte ja auch schief gehen können...

Das stimmt. Aber ich war noch nie jemand, der lange überlegt hat. So eine Chance bekommt man nicht noch einmal. Ich kann es nur erfahren, indem ich es auch mache, es wage. Manchmal muss man mutig sein und sich natürlich auch die Hilfe von Leuten holen, die Ahnung haben.

Sie bezeichnen sich selbst als mutig. Ihre Entscheidung für einen beruflichen Neustart haben Sie aber ganz wohlüberlegt getroffen?

Ja, auf jeden Fall, und das aus ganz privaten Gründen. Ich bin alleinerziehender Vater von zwei Kindern und war in der Vergangenheit beruflich meistens mehrere Tage am Stück unterwegs. Das funktionierte einfach nicht mehr. Ich wollte ganz gezielt von Mülheim aus arbeiten.

Am Samstag ist für Sie Schluss mit dem Experiment. Sie schließen am Kohlenkamp, um wenige Meter entfernt wieder aufzumachen. Dann wollen Sie 90 Quadratmeter Ladenfläche mit Leben füllen.

Genau. Wir konnten jetzt 90 Tage lang testen, ob unsere Ideen und unser Konzept überhaupt ankommen. Wir haben uns die Fragen gestellt: Was wollen die Leute? Was brauchen sie? Ich habe festgestellt, dass sich die Kunden über eine persönliche Beratung freuen. Und ich bekomme umgekehrt sofort das direkte Feedback.

Sie wollen am 1. August an der Wallstraße 8-10 wiedereröffnen. Was erwartet die Kunden dann?

Wir werden unser ursprüngliches Angebot noch erweitern. Das Ziel: Jeder, der Bedarf an bedruckten Textilien hat, soll zu uns kommen. Egal ob Einzelperson, Vereine, Schulen, öffentliche Institutionen oder Unternehmen. Auf Anfrage hatten wir das in den vergangenen Wochen schon eingeführt – das war aber in unseren aktuellen Räumlichkeiten nur eingeschränkt möglich. Wir wollen eine Marke werden. Dazu gehört zum Beispiel auch unsere erste Sonderproduktion, die erste eigene selbst produzierte Cap mit dem 4330-Mülheim-Schriftzug und -Label.

Holen Sie sich dann noch Unterstützung?

Ja, genau, wir brauchen noch weitere Kreative, die uns verstärken. Ganz konkret bedeutet das, dass wir eine Kreativperson und noch jemanden für die Produktion einstellen wollen. Über die Mitarbeiter wollen wir uns mit ganz neuen Ideen versorgen. Hier in dieser Stadt gibt es ein riesiges Potenzial an guten Leuten.

Stichwort Stadt, Stichwort Mülheim. Wie sehen Sie selbst Ihre Heimat?

Es gibt viele Nörgler, die in allem nur das Schlechte sehen, aber auch viele, die in dieser Stadt das Positive sehen. Ich treffe immer wieder engagierte Leute, die stolz sind auf diese Stadt und die noch viel mehr Gehör bekommen sollten.

Bis zur Eröffnung sind es noch drei Monate. Ist dann endlich Zeit, die Füße hochzulegen?

Wir werden sicher auch erst mal durchatmen. Die Pause ist aber nicht gewollt. An der Wallstraße ist derzeit noch Baustelle. Wir werden die Zeit nutzen, um alles in Ruhe anzugehen und aufzubauen.

Was wünschen Sie sich für die nahe und ferne Zukunft?

Ich hoffe, dass unser Konzept tragfähig bleibt. Ich hoffe auch, dass sich jeder, der involviert ist, weiterhin so frei entfalten kann wie er möchte. Und ich würde mir wünschen, dass wir unsere kreative Philosophie weiter verfolgen können, welche nicht nur von der Erfüllung unsere Umsatzziele abhängig sein sollte.

Produkte von 4330 gibt es auch weiterhin

In der Übergangszeit bis zur Neueröffnung am 1. August gibt es weiterhin alles rund um die 4330 – auf zwei Wegen: Online über den Webshop unter der Adresse 4330mh.de .

Oder ganz ohne Internet an einem Stand während der Mittwochsreihe der Freilichtbühne, immer in der Zeit von 19 bis 22 Uhr. Die Mittwochsreihe startet heute.

Am kommenden Samstag, 4. Mai, feiert 4330 seinen Abschied am Kohlenkamp 34, in der Zeit von 10 bis 16 Uhr.