Vor allem die so genannte zweite Miete kritisierten Mülheimer Bürger bei einer Umfrage des Gewerkschaftsbundes DGB auf dem Kurt-Schumacher-Platz.

Umziehen und ihre Wohnung wechseln würden nicht wenige Mülheimer – wenn sie es denn könnten. Der Grund: Die Mieten, vor allem aber die Nebenkosten scheinen für sie zum Problem zu werden. So zumindest zeigt es eine aktuelle Kurzumfrage auf dem Kurt-Schumacher-Platz, die die Mitarbeiter des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am Mittwoch gestartet haben.

Die von der Politik um 39 Prozent angehobene Grundsteuer hat offenbar die Mülheimer Mieter erreicht, denn auch sie war ein Thema am Stand der DGB: „Der Unmut ist groß. Ein Senior mit rund 1072 Euro durchschnittlicher Rente kann sich selbst 15 Euro höhere Nebenkosten im Monat kaum leisten“, hält DGB-Regionsgeschäftsführer Dieter Hillebrand fest.

Unmut über Grundsteuer groß

Warum die Hälfte der Befragten dennoch nicht umzieht? „Sie findet oft nichts Passendes“, erläutert DGB-Organisationssekretär Jan Mrosek. Dabei werde derzeit an vielen Stellen in der Stadt gebaut, „nur eben vergleichsweise wenig im sozialen und viel im gehobenen Wohnungsbau“, ergänzt Hillebrandt. Durch die Vielzahl neuer und teurer Wohnungen auf dem Markt, befürchtet die Gewerkschaft eine heimliche Mietspirale nach oben über den Mietspiegel.

Und eine weitere besondere Lücke scheint sich in der noch jungen Hochschulstadt Mülheim zu zeigen, so Mrosek: „Es fehlt an kleinen Wohnungen mit 40 Quadratmetern für Studierende.“ Lob gibt es am DGB-Stand hingegen für den Mülheimer Wohnungsbau. Die Genossenschaft habe keine Mietsteigerung vorgenommen und zahle regelmäßig Dividenden an ihre Mieter, die Anteile an der MWB erwerben müssen.

Viele Wohnungseigentümer in Mülheim

Was den Unmut über steigende Mieten in Mülheim noch in der Waage hält, sieht Regionalgeschäftsführer Hillebrand als eine lokale Besonderheit: Die Ruhrstadt hat sehr viele Eigentümer, die davon nicht direkt betroffen sind.

Eine Woche lang befragt der Gewerkschaftsbund die Bürger auf der Straße in 200 Städten über das Wohnen. Die Ergebnisse dieser Kurzbefragung sollen in naher Zukunft in Positionspapiere der Gewerkschaft einfließen. Sie sind aber nur der Auftakt zu weiteren Aktionen, mit denen der DGB in einen Zukunftsdialog zu verschiedenen Lebensbereichen eintreten will.

Im Mai dreht sich etwa alles um Europa. „Wir wollen von den Menschen wissen“, so Jan Mrosek, „ob wir als Gewerkschaft mit unseren Forderungen auf dem richtigen Kurs sind.“

DGB will für Vertrauen in die EU werben

Im Mai will der DGB Europa diskutieren: Die Debatte „Europa – jetzt aber richtig“ soll vor allem die sozialen Themen anpacken.

Aus Sicht des DGB ist „die EU heute in keiner guten Verfassung. Die europäische Wirtschaft ist durch rigide Sparpolitik und neoliberale Konzepte wie den Abbau sozialstaatlicher Leistungen und Lohnkürzungen geprägt.“ Dies gefährde den Zusammenhalt und das Vertrauen in Europa.