GLADBECK. . In Gladbeck gibt es kein Verbot, Stadttauben zu füttern. Trotzdem ärgert es viele Menschen, wenn Passanten den Vögeln Brotkrumen & Co. vorwerfen.
Barbara Schlüter könnte der Kragen platzen, wenn sie das sieht: Passanten in der Fußgängerzone füttern Stadttauben – Pizzareste, „handweise Brotkrümel“ landen vor den Schnäbeln auf dem Asphalt, berichtet die Anwohnerin. Und wenn man diejenigen, die den Vögeln wohl was Gutes tun wollen, anspreche, bekomme man zu hören: „Kümmere Dich um Deinen eigenen Dreck . . .!“ Besonders schlimm, so Barbara Schlüter, sei die Situation auf dem Marktplatz. Doch anders als in anderen Städten, kann sie die Tauben-Freunde nicht anzeigen. Denn, so Stadtsprecherin Christiane Schmidt: „In Gesamt-Gladbeck gibt es kein Fütter-Verbot für Tauben. Und wir hatten auch nie eines.“ Folglich werde nicht kontrolliert oder gestraft, falls jemand sein Essen mit den Tieren teile.
Population ist klein
Da unterscheide sich Gladbeck durchaus von anderen Kommunen: „In Köln, beispielsweise, sind Stadttauben ein viel größeres Thema.“ Aber in Gladbeck sei die Population klein. Schmidt meint gar aus persönlicher Anschauung: „In den 80er Jahren hatten wir hier viel mehr Stadttauben.“ Einen Ort, auf den die Vögel besonders fliegen, gebe es in Gladbeck nicht.
„Keine Problematik“
Aktuell, so die Rathaus-Sprecherin, „sehen wir keine Problematik.“ Und auch aus der Bürgerschaft gebe es keine erkennbaren Wünsche, ein Fütter-Verbot einzuführen. Beim Ordnungsamt sei im vergangenen Jahr nicht eine einzige Beschwerde zu diesem Thema eingegangen. Laut Christiane Schmidt wenden sich ab und an Ladenbesitzer an den Kommunalen Ordnungsdienst: „Es ist ja nicht hygienisch, wenn die Vögel beispielsweise in eine Bäckerei flattern.“
Doch was offiziell nicht verboten ist, ist längst nicht willkommen: „Das Füttern von Stadttauben wird nicht gern gesehen.“ Einerseits werde die Umgebung durch den Kot dieser Vögel erheblich verschmutzt, andererseits „wollen wir kein Anfüttern, denn dann kommen immer mehr Stadttauben an einen Platz.“
Differenzierter Blick der Tierschützer
Bereits vor Jahren brachten Stadtverwaltung und der hiesige Tierschutz einen Flyer mit dem Appell „Tierschutz ist auch: Tauben nicht füttern“ in Umlauf. Tanja Zimmer betrachtet die Problematik differenziert. Die Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins meint: Auch Stadttauben brauchen Nahrung. Allerdings soll es artgerechtes Futter sei. Sprich: Körner statt Pommesresten und Abfällen. Die adäquate Versorgung könne über ein Taubenhaus, wie im benachbarten Buer geschehen, gewährleistet werden. Doch: Wer soll es betreuen? Ein „Riesenproblem“ sei die mangelhafte Aufklärung, so dass sich Vorurteile verstetigen würden. Die Vögel als Ratten der Lüfte, die Krankheiten übertragen? – „Um Gottes willen, nein!“, wehrt Zimmer ab und erklärt: „Taubenkrankheiten sind nicht auf den Menschen übertragbar.“ Und über die Vermehrungsfreude dieser Tiere sagt sie: „Nur wenn sie gesund sind, pflanzen sie sich fort, sonst verenden sie.“ Und fit sind Stadttauben nicht, wenn sie unsachgemäß gefüttert werden.