Mülheim. . Verwaltung schlägt vor, die Fahrradbrücke über der Ruhr nach dem Altkanzler zu benennen. Eine würdige Lösung? Darüber wird munter diskutiert.
Im Mai soll das neue Teilstück des Radschnellweges RS1 bis zur Hochschule Ruhr West eröffnet werden. Wenn am 14. Mai der Mülheimer Firmenlauf startet, traben tausende Sportler über die Brücke, auf der die Trasse die Ruhr quert. „Helmut-Kohl-Brücke“ könnte das Bauwerk zwischen Löhstraße und Tunnelstraße dann heißen.
Ein entsprechender Antrag der Verwaltung wird am Dienstag zunächst in der Bezirksvertretung 1 erörtert. Für die Brücke, heißt es in der Begründung, „wird eine hohe Besucherfrequenz und repräsentative Gestaltung erwartet“. Ist die Radbrücke also würdig, den Namen des Altkanzlers zu tragen? Und umgekehrt? Dazu darf man eine launige Debatte erwarten, die in den sozialen Medien schon angelaufen ist.
Stimmen im sozialen Netzwerk für Helge Schneider
Auch wir haben schon mal per Facebook in die Runde gefragt, wie die Mülheimer diese Idee finden. Bislang hält sich die Begeisterung in Grenzen. So erinnern etliche an die Spendenaffäre, die mit dem Namen Helmut Kohls verbunden sei, eben nicht nur die deutsche Wiedervereinigung. Außerdem, merken viele an, habe der Mann, der von 1982 bis 1998 als Kanzler regierte, wenig mit Mülheim, noch weniger mit Radfahren zu tun.
Gleichzeitig formiert sich im Facebook-Forum eine fröhliche Helge-Schneider-Fraktion, die es begrüßen würde, wenn die beschauliche Flussbrücke nach dem bekannten Mülheimer Künstler benannt würde. Vielfach wird auch gefordert, dass endlich mal eine weibliche Persönlichkeit zum Zuge kommt.
Erst war der neue Platz am Stadthafen in der Debatte
Die Idee, Helmut Kohl im Stadtbild zu verewigen, wurde im Juni 2017, wenige Tage nach seinem Tod, von der Fraktion Bürgerlicher Aufbruch Mülheim (BAMH) erstmals formuliert. Den neuen Platz am Stadthafen hatte man im Auge, denn einen Kurt-Schumacher- und einen Theodor-Heuss-Platz, die an verdiente Politiker erinnern, gebe es immerhin bereits. Ergänzen könnte man: Seit 2013 hat Mülheim auch einen Willy-Brandt-Platz, direkt vor der gleichnamigen Gesamtschule in Styrum, schon seit 1949 eine Friedrich-Ebert-Straße. Durchsetzen konnte sich die BAMH-Fraktion mit diesem Vorstoß nicht, die Fahrradbrücke, kleinere Lösung, ist ein politischer Kompromiss, auf den sich die Ratsfraktionen bereits im November 2017 verständigt haben.
Grundsätzlich kann jede Bürgerin, jeder Bürger Vorschläge für Straßenbenennungen machen, zuständig ist das Amt für Geodatenmanagement, Vermessung, Kataster und Wohnungsbauförderung. Entsprechend existiert dort schon eine lange Liste. Amtsleiter Matthias Lincke sagt: „Es gibt kaum ein schwierigeres Thema als die Benennung von Straßen. Denn alle großen Sachen haben ja schon einen Namen. Neue Straßen werden kaum gebaut, umbenennen wollen wir nicht.“
Sollte die Helmut-Kohl-Brücke kommen, wird sie schmächtig wirken neben der viel befahrenen Konrad-Adenauer-Brücke. Doch deren Name ist vielen alteingesessenen Mülheimern egal: Sie nennen sie Nordbrücke, wie eh und je.
>> ENTSCHEIDUNG LIEGT BEIM STADTRAT
Zuständig für die (Um-)Benennung von Straßen, Plätzen, Brücken oder Parks ist die Stadt. In Mülheim wurde 2013 eine aktuelle Satzung dazu beschlossen. Grundsätzlich entscheiden die Bezirksvertretungen. Wenn es um eine Benennung im Kernbereich der Innenstadt geht, ist ein Ratsbeschluss erforderlich.
Im Fall der Radweg-Brücke über die Ruhr sind zwei Bezirksvertretungen betroffen, BV 1 und BV 3. Der Rat soll in seiner Sitzung am 11. April entscheiden.