Mülheim. . Andreas Kallweit hatte Glück im Unglück: Eine Tanne stürzt in der Gastbleibe in Selbeck durchs Dach auf die Couch. Dort saß er Sekunden zuvor.

Ganz gemütlich saß Andreas Kallweit auf der Couch. Mit Milla, seiner französischen Bulldogge. Während es draußen stürmte, kuschelten die Beiden im warmen Gästehaus der Bekannten. Als Kallweit aufstand und zur Tür ging, um draußen eine Zigarette zu rauchen, krachte hinter ihm eine Tanne durch das Dach auf die Couch. Ganz knapp entkam er einem großen Unglück.

Die Schrecksekunden passierten am Samstag, als Sturmtief Dragi wütete. Auch über Selbeck, wo Kallweit zurzeit lebt. Er ist auf Wohnungssuche und deshalb bei Tina und Oliver L. (voller Name der Redaktion bekannt) für eine Weile untergekommen. Die hatten bis vor zwei Tagen zwei Tannen auf ihrem Grundstück stehen, direkt neben dem Gästehaus im Garten. Beide kippten durch die Sturmböen um. Ein Baum streifte das Dach und landete neben dem Haus, der andere durchschlug das Dach und landete genau dort auf der Couch, wo der 38-Jährige wenige Sekunden zuvor noch gesessen hatte.

Zigarette rettet dem Raucher das Leben

Eine Tanne landete neben dem Gartenhaus, die andere schlug durch das Dach ein.
Eine Tanne landete neben dem Gartenhaus, die andere schlug durch das Dach ein. © Martin Möller

„Es war wie eine Eingebung: ich wollte schauen, ob es noch regnet, und mir eine Zigarette anzünden“, erinnert sich der Mann mit dem riesigen Schutzengel. Auch der vier Jahre alten Hündin ist nichts passiert. „Sie hat wohl bemerkt, dass etwas nicht stimmte, und stand wie Gewehr bei Fuß“, erzählt der in Essen tätige Problemhundetrainer. Seine Vierbeinerin ist immer bei ihm, sei sehr ausgeglichen und ruhig. Ruhig ist ihr Herrchen mittlerweile auch wieder, ihm ist glücklicherweise nichts passiert. „Ich habe es nur knarren gehört und dann hat es geknallt“, weiß er noch.

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Die Bekannten hörten den Aufschlag des Baumes in ihrem Haus, rund 50 Meter entfernt. Sie stürmten direkt raus, um sich nach dem Wohlbefinden ihres Gastes zu erkundigen. „Mein Handy klingelte direkt, ich habe gesagt, mir sei nichts passiert“, erzählt Kallweit. Die Bekannten waren erleichtert. „Als Andreas um die Ecke kam, hat er schon gezittert“, erzählt Oliver L., der der Feuerwehr bei den Räumarbeiten sogar noch seine Kettensäge auslieh. „Die Einsatzkräfte hatten nur eine kleine, mit stumpfer Kette“, sagt er schmunzelnd. Dafür rückte die Wehr mit einem Teleskoplader an, um den Baum von uns aus dem Häuschen ziehen zu können. Der Besitzer überlegt nun, an der Stelle des Lochs ein Fenster in die Wand zu setzen.

Aufräumarbeiten dauern bis tief in die Nacht an

Die Feuerwehr Mülheim rückte mit einem Teleskoplader nach Selbeck an. 
Die Feuerwehr Mülheim rückte mit einem Teleskoplader nach Selbeck an.  © Feuerwehr Mülheim

Bis tief in die Nacht räumten die Bewohner auf, die Feuerwehr stellte ihnen noch einen Strahler für Licht zur Verfügung. „Wir haben bis drei Uhr gewerkelt, das Häuschen isoliert und das Loch mit Brettern und Folien abgedeckt, Danach haben wir erst mal Schnaps getrunken“, sagt Kallweit, der in einem Nebenraum schlafen konnte. Durch die gute Dämmung sei es in dem Gästehaus warm und Regen kann nicht hereintropfen. Es konnte nach dem Einschlag nichts weiteres mehr passieren, der Gast ist auch ein Mensch, der Dinge schnell abhakt, wie er sagt. Ein Statiker der Feuerwehr warnte allerdings davor, sich schon wieder auf die Couch zu setzen, auch wenn nichts mehr einstürzen dürfte. „Ich sitze normalerweise auch auf dem Sessel daneben“, sagt Kallweit und ergänzt: „Laut Feuerwehr wären vier Tonnen auf mich gefallen, mein Schädel wäre dadurch zertrümmert worden.“

Weil er Glück im Unglück hatte, nimmt er es locker: „Ich habe überlegt, ob ich nicht mal Lotto spielen soll“, scherzte er am Montagnachmittag. Den Tag, an dem er nur knapp mit seinem Leben davongekommen ist, wird er dennoch nicht vergessen: „Ich habe eigentlich am 9. Februar Geburtstag. Am 9. März feiere ich jetzt meinen zweiten.“

>>>Todesopfer gab es zuletzt beim Orkan Kyrill 2007

Laut Feuerwehr Mülheim schlagen häufiger Bäume in Dächer ein. „Beim Sturm Ela war das dutzendfach der Fall“, sagt Feuerwehr-Sprecher Thorsten Drewes. Manchmal lehnen die Bäume aber auch nur an Gebäudefassaden an, wenn die Gebäude höher sind.

Beim Orkan Kyrill im Januar 2007 gab es zuletzt ein Todesopfer, was durch einen einschlagenden Baum getroffen wurde. 2018 hatte eine Familie Glück, als sie im Nebenzimmer grillte.