Mülheim. . Daniel Steinbring ist aktueller Spitzenreiter unseres Bietspiels „Wer hat den längsten Weg zur Arbeit?“. Er fährt mehr als 100 Kilometer täglich.
Wer hat den längsten Weg zur Arbeit? Das ist die Frage, die unser aktuelles, unser neues WAZ-Bietspiel bestimmt. Bislang haben sich schon einige Pendler bei uns gemeldet, mit ihrem Wohnort, mit ihrem Arbeitsweg, mit vielen persönlichen Geschichten. Es zeigt sich: Immer stecken ganz individuelle Gründe hinter der vielleicht so manches Mal lästigen Pendelei. Drei von unseren „Bewerbern“ wollen wir heute zu Wort kommen lassen. Sie alle nehmen mehr als 50 Kilometer Arbeitsweg pro Strecke in Kauf – mit der Bahn und mit dem Auto.
Unser aktueller Bietspiel-Spitzenreiter fährt jeden Tag zu seiner Arbeitsstelle nach Köln, genauer nach Köln-Merheim. Daniel Steinbring legt mit einer Strecke 64 Kilometer zurück. Er schreibt in seiner „Bewerbung“: „Das lange Fahren ist sehr zeitraubend und manchmal auch sehr nervig.“ Mit seinem VW Touran geht es montags bis freitags für ihn über die Autobahn A3 und die A4.
Zu den städtischen Kliniken nach Köln
Lange macht er die weite Pendelei noch nicht mit: Seit dem 1. Februar fährt der 37-Jährige zu den städtischen Kliniken nach Köln, dort ist er als Logistik-Koordinator tätig. „Ich habe im vollen Schnee angefangen“, erinnert er sich an seine ersten Touren zur Arbeit.
Wenn es ohne widrige Umstände wie Schnee und Eis zur Arbeit und dann irgendwann wieder gen Heimat geht, hat Daniel Steinbring dennoch keine Langeweile hinter dem Steuer. „Auf dem Hinweg kann ich mich immer wunderbar vorbereiten, ich kann nachdenken, den Tag angehen und schon das eine oder andere Telefonat führen“, berichtet Daniel Steinbring. Sein Hinweg beginnt für den Mann, der seit langem in Mülheim lebt, schon früh am Tag. Zwischen 5.15 Uhr und 5.30 Uhr bricht er auf. „Dann kommt man auch noch gut durch.“ Auf dem Rückweg, der auch schon mal zwei Stunden dauern kann, konzentriert er sich voll auf das, was vor ihm liegt: das Zuhause, die Familie.
Die Idee, Richtung Köln zu ziehen, liegt auf dem Tisch
„Das tut auch irgendwie gut, denn dann habe ich schon immer abgeschaltet und kann mich, wenn ich Zuhause bin, voll auf die Familie konzentrieren.“
Und kann er sich vorstellen, einmal näher an seine Arbeitsstätte zu ziehen? „Die Idee liegt auf dem Tisch“, gibt er zu.
Allerdings gibt es keine konkreten Überlegungen und noch macht der junge Mülheimer, der junge Familienvater das Beste aus seinem mitunter doch sehr langen Arbeitsweg.
Daniel Seth fährt 53,4 Kilometer zu seinem Arbeitsplatz
Die Gründe, warum Daniel Seth jeden Tag seinen Arbeitsweg von ganz genau 53,4 Kilometer pro Strecke auf sich nimmt, sie liegen in der Zukunft: „Willich ist eine der wenigen Städte, die noch verbeamtet“, sagt der 30-jährige Mülheimer. Dort, auf der anderen Rheinseite, ganz grob zwischen Mönchengladbach und Krefeld, dort befindet sich Daniel Seth in der Ausbildung zum Stadtinspektor-Anwärter.
Ganz bewusst habe er sich für die Stadt, deren finanzielle Situation eigentlich gar nicht mit der Mülheims vergleichbar ist, entschieden: „Die Stadt ist einfach super, hier ist ein ganz anderes Arbeiten“, berichtet Daniel Seth. Allein für seinen Arbeitsplatz scheint sich der lange Arbeitsweg schon zu lohnen: „Die Verwaltung ist im Schloss Neersen untergebracht, die Pause kann man dann im Park verbringen. Das ist schon ein ganz besonders schönes Ambiente.“
„Momentan mag ich das Autofahren noch“
Einen Umzug nach Willich kann sich der junge Mann allerdings erstmal nicht vorstellen. „Momentan mag ich das Autofahren noch“, sagt er und bezeichnet sich selbst lachend als „fröhlichen Pendler“. Im Schnitt braucht er knapp eine Stunde, wenn es richtig gut läuft, auch mal nur 45 Minuten. Außerdem engagiert sich der gebürtige Mülheimer in der örtlichen Politik, auch das würde ihm fehlen. Allerdings: „Manchmal bin ich schon ziemlich k.o., dann ist die Müdigkeit sehr groß am Ende des Tages.“ Besonders, wenn eine Rückfahrt mehr als zwei Stunden dauert, so wie vor ein paar Wochen. Die Erschöpfung am Ende seines Arbeitstages kompensiert Daniel Seth dann mit der naheliegenden und einfachsten aller Methoden: mit „frühem Zubettgehen“.
Silvia Häußler genießt eine Stunde Bahnfahrt
Silvia Häußler ist eine der wenigen Frauen unter den Bewerberinnen um den Titel des Bietspielkönigs, eher der Bietspielkönigin. Und: Sie ist eine der wenigen, die ihren Arbeitsweg mit der Bahn zurücklegt. Die junge Frau arbeitet seit Januar 2018 in Recklinghausen, sie ist Tourismus-Kauffrau in einem Reisebüro. „Von Haustür zu Haustür brauche ich meistens eine Stunde“, sagt die 28-Jährige über ihren Arbeitsweg von 55 Kilometern.
Kein Problem – denn: „Ich setze mich entspannt in den Zug und komme immer auch entspannt an.“ Die Zeit verbringt sie meist mit Lesen oder sie hört Musik. Am liebsten greift sie, wenn sie denn liest, zu Romanen, manchmal aber auch zu Büchern ganz unterschiedlicher Art.
Silvia Häußler pendelt jetzt seit fast zehn Jahren mit der Bahn, als lästig empfindet sie die Sache mit der Pendelei ganz und gar nicht. „Ich bin da tatsächlich relativ schmerzfrei“, sagt sie und lacht. Sie schränkt aber auch ein: „Ich fahre halt auch nicht so gerne Auto.“
Unterwegs erlebt man auch wunderbare Dinge
Und wenn man so lange schon mit der Bahn fährt, dann erlebt man auch die eine oder andere wunderbare Begebenheit. „Das war mal in Düsseldorf, da hat eine junge Dame am Bahnsteig einen Heiratsantrag bekommen“, erinnert sich Silvia Häußler. Ganz schön romantisch...
Anfang 2015 ist sie erst nach Mülheim gezogen, zu ihrem Partner, der selbst aus Mülheim kommt. Gen Norden, also Richtung Recklinghausen zu ziehen, ist keine Option für die beiden. Hier ist der Freundeskreis, hier sind liebe Menschen um sie herum. Da würde ein Abschied schwer fallen. Obwohl sie es in der Kreisstadt am nördlichen Rand des Ruhrgebiets doch auch ganz schön findet