Altstadt. . Die nach dem Krieg notdürftig aufgebaute Mauer des Altstadtfriedhofes entlang der Tersteegenstraße wird saniert. Sie drohte einzustürzen.
Den Großteil des Altstadtfriedhofes umgibt eine hübsche, alte Mauer. Entlang der Kettwiger Straße wurde das historische Bauwerk vor Jahren schon überarbeitet. Nun sind die gut 220 Meter dran, die an der Tersteegenstraße liegen. Rund eine halbe Million Euro werden verbaut, Ende 2021 will man fertig sein.
Mal eben schnell, schnell funktioniert hier gar nichts – im wahrsten Sinne des Wortes drehen Harun Dzelilovic und Esko Bajrovic jeden Stein einzeln um. Vorsichtig lösen sie die roten Ziegel mit dem Abbruchmeißel aus der Mauer, säubern die Bruchstücke vom Mörtel und entscheiden, ob diese als Ausschussware im Abfall-Container landen – oder in naher Zukunft wieder Teil der Mauer werden.
Mauer war einsturgefährdet
„Vor 150 Jahren“ sei diese entstanden, schätzt Gerhard Engels, bei der Stadt als Technischer Gruppenleiter für Friedhöfe im Einsatz. Auf rund 100 Metern Länge allerdings musste das Bauwerk nach dem Zweiten Weltkrieg erneuert werden. Verbaut wurde damals, was man an Steinen so fand. Unterschiedliche Formen, unterschiedliche Farben, durchaus auch Trümmerteile. Über Jahrzehnte hielt die notdürftig geflickte Begrenzung des Friedhofes, „zuletzt aber war sie stark einsturzgefährdet“, berichtet Engels. Nicht nur das krude Material habe den Wall anfällig gemacht; der Höhenunterschied zwischen Tersteegenstraße und Friedhof habe für mächtig Erd-Druck und Schiefstand gesorgt. Gekippt wäre die Mauer womöglich auf die dahinterliegenden Gräber. Damit die teils wertvollen Grabsteine von den Bauarbeiten nicht in Mitleidenschaft gezogen werden, hat sie das Team nun in feste Plastikfolie geschlagen oder Holzkisten um sie herum gebaut.
Der besonders anfällige Mauerteil wird also Stück für Stück abgetragen, die erhaltenswerten Steine werden auf Paletten zwischengelagert. Im zweiten Bauabschnitt soll ein Fundament aus Beton entstehen und die Einfriedung sukzessive wiederaufgebaut werden. Anders als zuvor, werden die Backsteine aber wohl nicht wieder hinter unschönem Kalk-Zement-Putz verschwinden – solchen verwendete man oft nach dem Krieg –, sondern wahrscheinlich offen zu sehen sein. Darüber zumindest denke das Denkmalamt nach, verrät Engels.
Zahn der Zeit hat an Mauer genagt
Als letztes will man sich dann um den Teil der Mauer kümmern, der den Krieg unbeschadet überstanden hat, also wirklich alt ist. Dieser Abschnitt beginnt gegenüber Tersteegenstraße Nummer 8 und endet an der Kluse. Von Schiefstand kann dort keine Rede sein: „Es ist beachtlich, wie gut die früher gebaut haben“, sagt Diplom-Ingenieur Uwe Szukat, der von der Stadt mit Planung und Bauüberwachung beauftragt worden ist. Am Mauerwerk habe zwar der Zahn der Zeit genagt, doch es müsse nicht gänzlich abgetragen werden. Im Einzelfall müssten die Arbeiter Steine austauschen, auch alles neu fugen und im alten Stil verputzen. „Knifflig“ aber werde die Aufgabe vor allem deshalb, „weil die Grabsteine zum Teil so eng an der Mauer stehen, dass man kaum dahinter kommen kann“. Filigrane Handarbeit also ist auch da gefragt.
Land NRW trägt Großteil der Kosten
Die Baumaßnahme wird finanziert durch Fördermittel des Landes, die speziell der Denkmalpflege zugute kommen, sowie aus städtischen Denkmalpflege-Töpfen, weiß Gerhard Engels vom Amt für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen.
Den laufenden Haushalt müsse man mit der halben Million Euro nicht belasten, betont er.