Mülheim. . Zwei Frauen stritten sich in den Saarner Ruhrauen mit einem Landschaftswächter. Es wurde handgreiflich. Anonyme Zeugen äußern sich zum Vorfall.

Große Verwirrung rund um den Fall des Landschaftswächters, der am Nachmittag des vergangenen Donnerstags in der Saarner Ruhraue von zwei Frauen tätlich angegriffen worden sein soll: Nachdem wir am Samstag über den Vorfall berichtet hatten, meldeten sich zwei Bürger in der Redaktion, die den Vorfall beobachtet haben wollen. Allerdings schildern sie die Situation vollkommen anders. Der Landschaftswächter habe die Frauen angeschrien und dann massiv angegriffen.

Laut Pressestelle der Polizei liegen keine Zeugenaussagen vor. Man habe am Donnerstagnachmittag die Aussagen der drei Beteiligten vor Ort aufgenommen, hier stehe Aussage gegen Aussage. Augenzeugen des Vorfalls hätten sich bislang aber keine gemeldet. Der Landschaftswächter und die beiden Frauen, Mutter und Tochter, sollen in den kommenden Tagen zu weiteren Vernehmungen vorgeladen werden.

Anrufe potenzieller Zeugen in der Redaktion

Ein möglicher Zeuge – er möchte anonym bleiben – hat sich am Montag in der Redaktion gemeldet. Er schilderte, dass er die Auseinandersetzung aus einiger Entfernung beobachtet habe. Der Landschaftswächter sei mit dem Fahrrad über eine Grünfläche direkt auf die beiden Frauen und ihre fünf Hunde zugefahren. Zunächst habe er den beiden Frauen lautstark mitgeteilt, dass die Hunde anzuleinen seien, und habe dann die jüngere der beiden Frauen mit einem Faustschlag niedergestreckt. Als die Mutter eingeschritten sei, sei sie ebenfalls mit einem Schlag außer Gefecht gesetzt worden. Daraufhin habe der Landschaftswächter auf die am Boden liegenden Frauen eingetreten und eingeschlagen.

Die Frauen hätten sich schließlich aufraffen können und den Landschaftswächter an seiner Flucht auf dem Fahrrad gehindert. Passanten auf der anderen Ruhrseite sollen die Polizei verständigt haben. Der Zeuge, den die Polizei nicht aufführt, berichtet, er habe zwar kurz mit den Beamten gesprochen, aber keine offizielle Zeugenaussage gemacht. Der Redaktion gegenüber erklärte er, er wolle im Falle eines Gerichtsverfahrens als Nebenkläger auftreten. „Ich wurde selbst mal wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt, deswegen will ich jetzt helfen“, sagt er. Sein Anwalt sei bereits informiert.

Anwohnerin: Landschaftswächter pöbelt oft herum

Eine andere Anruferin, ebenfalls anonym, schildert den Vorfall entsprechend. Sie habe das Geschehen vom anderen Ruhrufer beobachtet. Für sie sei unfassbar, dass ein alter Mann so gelenkig, stark und gewaltbereit sei. Mit anderen Passanten habe sie die Polizei verständigt. Außerdem sei sie Anwohnerin und kenne bereits das auffällige Verhalten des Landschaftswächters. Er pöbele oft Spaziergänger an und beschimpfe spielende Kinder als „Rotzblagen“. Ihr eigenes Kind habe den Vorfall mitangesehen und sei seitdem verängstigt.

Schließlich meldete sich auch eine der beiden involvierten Frauen, die Mutter. Sie beschreibt das Vorgehen des Landschaftswächters als äußerst gewalttätig. Er habe sie und ihre Tochter geschlagen, getreten und an den Haaren gezogen. Sie habe eine Gehirnerschütterung sowie ein Schleudertrauma im Nacken erlitten und deswegen eine Nacht im Krankenhaus verbringen müssen. Nachdem die Rettungskräfte am Donnerstagnachmittag vor Ort eintrafen, sei sie zusammengebrochen. Ihre Tochter sei mit Hämatomen noch glimpflich davongekommen: „Das, was uns da passiert ist, wünsche ich niemandem. Einfach nur schrecklich.“

Landschaftswächter trug auch Verletzungen davon

Der Landschaftswächter schilderte den Vorfall bei einem Redaktionsbesuch am Freitag anders. Er hätte die Frauen darauf hingewiesen, dass die Hunde anzuleinen seien. Daraufhin hätten die beiden Frauen ihn wüst beschimpft. Als er die Polizei rufen wollte, habe eine der Frauen ihm das Telefon aus der Hand geschlagen. Schließlich habe die jüngere der beiden Frauen mit drei Leinen auf ihn eingeschlagen. Die Karabinerhaken an den Leinen hätten ihn am Kopf, oberhalb des Auges und am Ohr verletzt. Der Landschaftswächter sagt, er sei von dem Vorfall so betroffen, dass er sein Ehrenamt niederlegen wolle.